Schulzeit-Modell | Darbellay hält an seinen Plänen fest – trotz Widerstand an der Basis
Dieses Mal ohne Slalom?
Bildungsdirektor Christophe Darbellay schickt seinen Vorschlag, die Unterrichtszeit auf Kindergartenstufe zu erhöhen, in die Vernehmlassung. Mögliche Hintertüren für Kompromisse sind darin keine zu erkennen. Im Gegenteil.
Auch Politiker können ihre Meinung ändern. Bei Christophe Darbellay, so sagen es ihm seine Gegner nach, komme dies öfters vor. Beispiel? Die Physio-Schule in Leukerbad. Darbellay spielte mit dem Gedanken, sie nach Sitten zu verlegen. Dann die Kehrtwende: Die Schule bleibt im Bäderdorf, entschied Darbellay im vergangenen Dezember, nachdem der Widerstand im Oberwallis und in der entsprechenden Dienststelle wuchs. Manche nennen das opportunistisch. Andere Pragmatismus. Es ist Politik.
Parlamentsmehrheit im Rücken
In diesen Herbsttagen bläst Darbellay erneut ein rauer Wind entgegen. Viele Lehrpersonen der Oberwalliser Primarschulen sowie Kindergärtnerinnen wollen nichts wissen von der angekündigten Erhöhung der Unterrichtszeit. An einem Info-Abend Anfang September geigten Lehrerinnen und Mütter Darbellay ihre Meinung – in teils schrillen Tönen. Dieser aber macht auf taub. In der Vernehmlassung, die nun eröffnet wurde, hält das Bildungsdepartement fest: «Das erklärte Ziel des Vorstehers des Departements für Bildung ist ganz klar die Erhöhung der Unterrichtszeit für Schülerinnen und Schüler der Stufen 1H und 2H.» Bis Ende Oktober haben die Gemeinden, ihre Schulen sowie die betroffenen Verbände Zeit, sich zur Reform zu äussern.
Darbellay will die Lektionen von 12 auf 16 im ersten (1H) und von 24 auf 28 im zweiten Kindergarten (2H) erhöhen (ein Vorschlag für die mögliche Organisation siehe unten). Dies erleichtere unter anderem die Organisation der Schultransporte. Zudem könnten alle Schüler vom Kindergarten bis zur 6. Primarklasse (8H) zur gleichen Zeit mit dem Unterricht beginnen und aufhören, so die Begründung. Damit werde auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert. Darüber hinaus argumentiert das Departement, dass mit einer verlängerten Präsenzzeit der Kleinen deren Integration und Sozialisation gestärkt, die Familien entlastet und die Kosten für die Gemeinden und Eltern in Sachen Vorschulbetreuung gesenkt werden. Mögliche Hintertüren für Kompromisse sind im Schreiben derweil keine zu erkennen. Das Departement zeigt lediglich auf, dass man entweder an vier von acht Halbtagen alternieren könne, oder dann während sechs von neun Halbtagen. Man rechnet mit zwei respektive sieben Millionen Franken je nach Organisationsmodell.
In der Budget-Debatte im Grossen Rat könnte die Reform also nochmals auf den Tisch der Abgeordneten gelangen. Doch im Gegensatz zur Lehrer-Basis im Oberwallis weiss Darbellay die welsche Mehrheit im Parlament hinter sich. Mit einem Vorstoss versuchte die SVPO jüngst, den Bildungsdirektor zum Straucheln zu bringen. Das Parlament lehnte diesen aber mit erdrückender Mehrheit ab und ebnete Darbellay somit fürs Erste den Weg. Und der Bildungsdirektor ist derzeit schnell unterwegs. Die Reform soll bereits ab dem nächsten Schuljahr greifen. Die Disziplin bis hierhin: Abfahrt, nicht Slalom.
David Biner
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