Wallis 2050 | Jungpolitiker beschreiben die Zukunft. WB-Cartoonist Gabriel Giger skizziert sie. Heute: Julia Blöchlinger
Gleiche Chancen bis ins letzte Dorf

Mit der Digitalisierung kann das Wallis für mehr Chancengleichheit sorgen, ist Julia Blöchlinger von der JCSPO überzeugt.
Foto: WB/Alain Amherd
Räumliche Distanzen spielen für den Beruf oder die Ausbildung kaum mehr eine Rolle. Im Wallis der Zukunft gibt es dank digitalen Lehrmedien, Coworking-Spaces und Homeoffice keine Zwänge mehr, aus seinem Heimatdorf wegzuziehen: Davon träumt Julia Blöchlinger von der JCSPO.
Wir schreiben das Jahr 2050, und das Wohnen in Bergdörfern war selten so attraktiv wie heute. Magerwiesen und Gärten umrahmen die Häuser. Die Natur liegt direkt vor der Haustür. Die alten Dorfkerne, die noch vor Jahrzehnten dem Verfall überlassen schienen, wurden nach modernen Bedürfnissen umgebaut und sorgen mit den Neubauten in der Nachbarschaft für eine Verschmelzung von Vergangenheit und Gegenwart. «Dank Coworking-Spaces und einer flächendeckenden Möglichkeit zu Homeoffice können Walliser den Arbeitgebern ihre Kompetenzen zur Verfügung stellen, ohne ihre Heimat verlassen zu müssen», beschreibt Julia Blöchlinger ihr Traum-Wallis.
Bildungshochburg
Die Leute können im hintersten Winkel eines Seitentals wohnen und in Bern angestellt sein – wo sie nur noch ein Mal pro Woche für Sitzungen oder einen Face-to-Face-Austausch hinreisen. Spannende Jobs in Bundesbern, bei einer Bank in Zürich oder einem KMU in Basel bleiben damit nicht nur jenen Menschen vorenthalten, die bereit sind, für eine Stelle den Wohnort zu wechseln. «Das stelle ich mir unter Chancengleichheit vor», führt Blöchlinger aus.
Entscheidend zu ihrer Zukunftsvision beigetragen hat eine topmoderne Bildungsinfrastruktur. Vor gut 30 Jahren haben es die Gemeinden Goms und Obergoms mit der Tagesschule in Münster vorgemacht, wie eine Bergregion Chancengleichheit für ihre Jüngsten schafft. «Im Jahr 2050 ist dies alles noch eine Stufe weiter», so Blöchlinger. Die Digitalisierung ist voll im Schulzimmer angekommen. Mit den digitalen Schulmedien muss kein Schüler mehr einen schweren Schulsack herumschleppen.
Der Campus der Fernfachhochschule Schweiz und FernUni Schweiz im Briger Rhonesand hat in den vergangenen Jahrzehnten einen rasanten Aufstieg erlebt. Das Gelände musste mehrmals erweitert werden. Das Angebot an Studiengängen ist um ein Vielfaches gewachsen, und auch die Zahl der Studenten ist durch die Decke geschnellt. Sogar Studiengänge wie Medizin können zumindest teilweise aus der Ferne absolviert werden.
Der Hochschulstandort in Brig gilt als nationales Kompetenzzentrum im Bereich der E-Learning-Forschung.
Virtuelle Schulzimmer
Dieses Wissen trug entscheidend zur Weiterentwicklung der Primar- und Orientierungsschulen sowie der Berufsschulen in der Schweiz bei. Virtuelle Schulzimmer sind gang und gäbe. «So kann man praktisch jede Ausbildung vom Wallis aus machen», führt Blöchlinger aus. Dass Lehrlinge seltener Berufe wöchentlich oder alle paar Wochen eine mehrstündige Reise an eine ausserkantonale Berufsschule auf sich nehmen müssen, was früher viele junge Leute vor solchen Ausbildungen fernhielt, gehört längst der Vergangenheit an. «Für wichtige Prüfungen oder Meetings müssen sie natürlich nach wie vor dorthin reisen. Auch das gehört zur Chancengleichheit, dass die Auszubildenden vor Ort die gleichen Prüfungsbedingungen haben», erklärt Blöchlinger.
Analoge Welt bleibt wichtig
«Für wirkliche Chancengleichheit müssen aber auch die Rahmenbedingungen in der klassischen analogen Welt gegeben sein, damit jene Leute, die mit der Digitalisierung Mühe haben, nicht benachteiligt werden», ergänzt die 26-jährige CSPO-Frau und Nationalratskandidatin.
Die Walliser sind aufgrund des starken Bildungswesens schweizweit beliebte Arbeitskräfte. Aber auch der Mut zur Selbstständigkeit dürfte im Wallis der Zukunft noch etwas ausgeprägter sein, wenn es nach Blöchlinger geht. Sie ist selbstständige Treuhänderin in Gampel. Als solche übernahm sie die Finanzen der CSPO und landete schliesslich in der Politik, die sie nun mitgestalten will.
In der 6-teiligen WB-Serie «Dein Wallis 2050» beschreiben Jungpolitiker aller Parteien, wie sie sich ihr Wallis der Zukunft erträumen. WB-Cartoonist Gabriel Giger macht die Träume zumindest auf dem Papier real.
Verfolgen Sie auf 1815.ch und rro.ch, wie die Cartoons entstanden sind, und sehen Sie die Kandidaten in Aktion.
Martin Schmidt
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