Gemeinden | Im Unterwallis kommt es zu zwei weiteren Gemeindefusionen
Das Unterwallis zählt ab 2021 noch 60 Gemeinden

Wieder zusammen. Martinach und Charrat, das im 18. Jahrhundert noch ein Quartier von Martinach war, gehen ab 2021 gemeinsame Wege.
Foto: Keystone
Sitten | Charrat mit knapp 2000 Einwohnern kehrt zu Martinach zurück. Aus Miège, Veyras und Venthône wird die Gemeinde Noble-Contrée. Die Zahl der Walliser Gemeinden sinkt von 126 auf noch 123. Im November muss noch das Walliser Parlament zustimmen.
2014 haben die Gemeinderäte von Miège, Venthône und Veyras entschieden, eine Studie betreffend eine mögliche Fusion der Einwohnergemeinden Miège, Venthône und Veyras einzuleiten. Die Hauptargumente waren die Notwendigkeit, die Strukturen der drei Gemeinden an das sich verändernde Umfeld anzupassen sowie die Einführung spezialisierter Dienste, die effizienter und besser auf die Bedürfnisse der Bürger zugeschnitten sind. Und nicht zuletzt erhöht sich mit der Fusion auch die Finanzkraft der zusammengeschlossenen Gemeinden.
Burgergemeinden bleiben eigenständig
Der Fusion der Einwohnergemeinden stimmten drei Viertel der Einwohner der drei Gemeinden zu. Auf Grundlage dieser Resultate haben die Gemeinden Miège, Venthône und Veyras im Februar 2019 beim Staatsrat des Kantons Wallis ein gemeinsames Begehren zur Fusion der Einwohnergemeinden Miège, Venthône und Veyras zur neuen Einwohnergemeinde Noble-Contrée eingereicht.
Die Burgergemeinden Miège, Venthône und Veyras lehnten die Fusion ab und werden beibehalten. Heute besitzen die Burgergemeinden Venthône und Veyras einen eigenen Rat. Die Burgergemeinde Miège hingegen wird vom Gemeinderat verwaltet. Infolge der Fusion der Einwohnergemeinden ist nun in der Burgergemeinde Miège ein Burgerrat einzusetzen. Die Burgergemeinden behalten ihren gegenwärtigen Namen, ihr Wappen und ihr Gebiet. Die Burger von Miège, Venthône und Veyras bleiben Burger ihrer Burgergemeinde.
Eine Gemeinde mit 4500 Einwohnern
Im Bezirk Siders haben nur die Gemeinden St. Leonhard und Chippis eine kleinere Fläche. Auf kantonaler Ebene liegt die neue Gemeinde mit 650 Hektaren auf Rang 110. Die Gemeinde Noble-Contrée platziert sich mit ihren 4444 Einwohnern (Ende 2017) in Bezug auf die Bevölkerung kantonal auf dem 20. Rang, zwischen den Gemeinden Lens und St-Maurice. Im Bezirk wird sie zur drittgrössten Gemeinde. Sie zählt in etwa gleich viele Einwohner wie der Bezirk Goms. Im Oberwallis gibt es mit Brig-Glis, Naters, Visp und Zermatt nur vier grössere Gemeinden.
Für die Steuerzahler von Venthône hat die Fusion keine Auswirkungen. Die übrigen Steuerzahler profitieren von einer Steuersenkung aufgrund der Erhöhung der Indexierung um 30 Prozent und der Reduktion des Koeffizienten um 0,15 bei Miège und um 0,1 bei Veyras. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde Miège liegt bei 4486 Franken, eine «angemessene Verschuldung». Die beiden anderen Gemeinden weisen ein kleines Pro-Kopf-Vermögen auf. Die neue Gemeinde wird eine Verschuldung von 1100 Franken pro Kopf haben.
Kanton zahlt Fusionsprämie von 3,2 Millionen
Der Kanton fördert die Fusion mit einer Basishilfe von 2,24 Millionen Franken. Der Fusionsgemeinde wird eine weitere Hilfe von einer Million Franken zugesprochen, weil sie mehr als 2000 Einwohner zählt. Die Finanzhilfe des Kantons beträgt also insgesamt 3,2 Millionen Franken. Die Anzahl der Gemeinderäte war Grund einer umfangreichen Debatte und wurde schliesslich auf sieben Mitglieder festgelegt. Grundsätzlich werden die Gemeinde- und Burgerratswahlen nach dem Proporzsystem durchgeführt.
Die Fusion wird auf den 1. Januar 2021 in Kraft treten. Die Gemeindewahlen 2020 werden im Monat Oktober stattfinden, zu einem Zeitpunkt, an dem die Fusion der drei Gemeinden noch nicht in Kraft sein wird. Dennoch haben die drei Gemeinden anlässlich der Gemeindewahlen 2019 die Behörden der neuen Gemeinde für die Verwaltungsperiode 2021 bis 2024 zu wählen.
Charrat kehrt zu Martinach zurück
Die Fusion zwischen den Gemeinden Charrat und Martinach entspricht einer historischen Logik, da Charrat bereits im 18. Jahrhundert ein Quartier der Grossgemeinde Martinach war. Im Laufe der Jahrhunderte haben die beiden Gemeinden zahlreiche Zusammenarbeiten aufgebaut, die in vielen Bereichen, wie Feuerwehr, Katastrophenschutz, Pfarreien, Gesundheit und Ausbildung, wirksam sind. Martinach erbringt 85 Prozent der Trinkwasser-, Strom-, Glasfaser- und Abwasserentsorgungsleistungen von Charrat. Die Fusion wird den Einwohnern von Charrat den Zugang zu spezialisierten, leistungsstarken Dienstleistungen ermöglichen, die ihren Bedürfnissen und Erwartungen besser entsprechen. Martinach profitiert durch den Zusammenschluss von neuen Bauzonen.
Der Fusion der Einwohnergemeinden stimmten 88,6 Prozent der Einwohner von Charrat und 91,8 Prozent von Martinach zu. Die Gemeinde Martinach repräsentiert mit ihren 2500 Hektaren drei Viertel der neuen Gemeinde. Die Gesamtfläche der neuen Gemeinde beträgt 3259 Hektaren, Rang 50 im kantonalen Vergleich. Die neue Gemeinde Martinach bleibt in Bezug auf die Bevölkerung kantonal nach der Gemeinde Sitten auf dem zweiten Rang. Bis zum Inkrafttreten der Fusion im Januar 2020 wird sie mehr als 20 000 Einwohner zählen.
Die Nettoverschuldung pro Einwohner wird bei 1800 Franken liegen. Die Stadt Martinach erzielte 2017 bei Einnahmen von 128 Millionen Franken einen Cashflow von gut 16 Millionen Franken. Der Kanton unterstützt die Fusion mit 2,8 Millionen Franken.
Die Einwohnergemeinden Martinach und Charrat werden unter dem Namen Martinach zusammengeschlossen. Das Wappen der neuen Gemeinde bleibt das Wappen von Martinach. Die Fusion tritt ebenfalls im Januar 2021 in Kraft.
Herold Bieler
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