Ski alpin | Es heisst, die Trainerarbeit sei für Frauen nicht geeignet – Rebecca Graven (26) beweist das Gegenteil

Weiblicher Farbtupfer

«Die höheren Stufen reizen mich.» Rebecca Graven weiss, was sie will.
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«Die höheren Stufen reizen mich.» Rebecca Graven weiss, was sie will.
Foto: mengis media / Andrea Soltermann

Trainerjob. Klare Ansagen per Funk...
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Trainerjob. Klare Ansagen per Funk...
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...und sensibel im Dialog.
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...und sensibel im Dialog.
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Quelle: 1815.ch 09.03.20 0
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Nur drei von 52 Alpin-Trainern bei Swiss-Ski sind Frauen. Die Zermatterin Rebecca Graven will in der Männerdomäne «Ski-Trainer» trotzdem ihren Weg gehen.

Andrea Dettling, Mirena Küng und Rebecca Graven unterhalten einen «Frauen-Power»-Chat. Es ist ihre geheime Bibliothek. Die beiden ehemaligen Weltcupfahrerinnen und die 26-jährige Oberwalliser Jung-Trainerin tauschen in diesem kleinen, digitalen «Kompetenzzentrum» Bilder, Videos und Geschichten aus ihrer Trainertätigkeit aus. Im Europacup als C-Kadermitglied und mit 22 Jahren ging Gravens eigene Skikarriere aus Leistungsgründen zu Ende. Heute sagt sie: «Ich hätte eine Gehirnwäsche gebraucht, um mein bedachtes Naturell zu überwinden. Ich war zu wenig frech, habe zu viel überlegt, was passieren könnte, wenn… Das verträgt es spätestens ab dem Europacup nicht mehr.»

Was ihr zwischen den Toren im Rückblick im Weg stand, soll jetzt im Trainersein helfen. Graven wusste bereits früh, dass sie Trainerin werden und die Leidenschaft für das Skifahren zum Beruf machen will. Ihre beiden Weggefährtinnen Küng und Dettling hat sie beim Berufstrainer-Lehrgang in Magglingen kennengelernt. Die drei Ski-Frauen bilden seither eine Art Schicksalsgemeinschaft und wollen herausfinden, wo ihr Platz in dieser immer noch patriarchalisch angehauchten Branche liegt.

Marie-Theres Nadig bildete viele Jahre eine Ausnahme, trainierte auf höchster Stufe, war aber auch Doppel-Olympiasiegerin. Das half bei der Akzeptanz. Nadig betonte immer wieder, dass «dieser Job nichts für Zartbesaitete» sei. Torstangen schleppen, Pisten mit dem Wasserschlauch präparieren, Lebensmittelfarbe auftragen, die Bohrmaschine bedienen: Es sind Arbeiten, bei denen man sich Männer vorstellt. Immer noch. Das zeigen die eingangs erwähnten Trainerzahlen beim nationalen Verband.

Während Küng heute im liechtensteinischen Nachwuchs arbeitet, sind Graven und Dettling seit Mai 2019 im regionalen Leistungszentrum Mattertal wiedervereint. Dettling trainiert die U16, Graven die U14. Die Ex-Weltcupfahrerin über die Zusammenarbeit: «Rebecca ist die Planerin, ich die Anpasserin. Wir leben eine ähnliche Vision, gehen aber unterschiedlich an die Sache heran. Das funktioniert bestens.»

Absehbarer Aufstieg

Als die Stelle damals frei wurde, war Graven Vermittlerin und schlug Dettling bei Ski Valais vor. Im Rückblick meint die Zermatterin: «Es hat damals lange gedauert, bis Ski Valais die reine Frauenlösung abgesegnet hat. Da war vielleicht doch eine gewisse Skepsis da.» Co-Direktor Didier Plaschy meint dazu: «Es ging damals in der Entscheidungsfindung nicht um das Geschlecht, sondern um mein bevorzugtes Senior-Junior-Modell.» Dieses Modell sieht einen erfahrenen Headcoach und eine hungrige, im besten Fall junge Person auf dem Assistenzposten vor. Letztere soll lernen, aber «die Ideen des ‹Chefs› auch immer wieder auf den Kopf stellen». Die Innovation und Lebendigkeit soll gegeben sein oder wie es Plaschy formuliert: «Es gibt nichts Schlimmeres als eine homogene Trainertruppe.» Dettling und Graven waren «Juniors» im Business. Sie haben nun ein Jahr zusammen gearbeitet und sind laut Plaschy eine Bereicherung für Ski Valais: «Beide arbeiten extrem gewissenhaft, überlassen nichts dem Zufall. Sie müssen einzig darauf achten, dass sie sich dabei die Lockerheit erhalten.»

Graven fühlt sich derweil bereit für den nächsten Schritt: «Es ist nach drei Jahren als Assistenztrainerin bald Zeit, in einer höheren Position Erfahrungen zu sammeln.» Denkbar ist die Übernahme eines Regionalzentrums als Hauptverantwortliche. Danach stellt sie sich eine Tätigkeit beim NLZ in Brig und später eine Anstellung bei Swiss-Ski vor. Klar ist aber auch, dass ein Job in der Blase «Ski-Weltcup» Opfer mit sich bringen würde. Unregelmässige Arbeitszeiten, viele Reisen, wenig Konstanz. Graven sagt: «Ich bin bereit, gewisse Abstriche zu machen. Solange keine eigene Familie im Raum steht, bin ich unabhängig. Die höheren Stufen reizen mich.»

Der Vergleich mit der Musik

Zu diesen höheren Stufen pflegt sie gerade über ihre ehemalige Weggefährtin Michelle Gisin und deren Trainer Denis Wicki regen Kontakt. Wicki betreute Graven damals im C-Kader, sein Stil imponierte ihr: «Ihm gelang es immer, uns seine Ideen glaubhaft zu vermitteln, er suchte jeweils die Augenhöhe.» Die Jung-Trainerin greift heute regelmässig auf Wickis Rat zurück. Der erfahrene Trainer sagt über seinen ehemaligen Schützling: «Sie hat das Potenzial für den Trainerweg, weil sie so viel Leidenschaft mitbringt. Man braucht aber viel Geduld, ohne Erfahrung geht es nicht. Generell bin ich der Meinung, dass Frauen gerade im Umgang mit jungen Athleten mehr Sensibilität mitbringen als wir Männer.»

Mit Michelle Gisin weiss Graven situativ ein Ass aus der Vergangenheit im Ärmel. Als es in ihrem U14-Team einmal darum ging, sich bei Sprüngen zu überwinden, zeigte die Trainerin ihren Talenten eine Video-Botschaft der Weltklasseathletin. Gisin erklärte darin, wie sie sich damals fühlte und heute noch überwindet. Das blieb in den Köpfen der «Kids» haften.

Graven spielt neben ihrem Beruf in der Folk-Band «Wintershome» am Schlagzeug und sieht darin eine ideale Abwechslung zum Sport: «Bei der Musik ist der Weg das Ziel und man weiss nie, wie die Lieder beim Publikum ankommen. Beim Skisport spielt die Fahrweise keine Rolle, am Ende muss es schnell sein. Skifahren ist messbarer als Musik.»

Ihren Weg will die 26-Jährige in erster Linie im Trainermetier gehen und sieht das Geschlechterverhältnis nicht problematisch: «Ich finde, dass eine Mischung aus den Ansätzen der Männer und uns Frauen interessant sein kann. Hinzu kommt, dass die jetzige Generation die Geschlechterfrage offener angeht.»

David Taugwalder
09. März 2020, 00:55
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