Wildtiere | Rehmütter werden kurz vor dem Mähen verblendet

Wie «Vogelscheuchen» Rehkitze retten

Setzzeit überstanden. Rehgeiss mit ihren zwei halbwüchsigen Kitzen im Sommer.
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Setzzeit überstanden. Rehgeiss mit ihren zwei halbwüchsigen Kitzen im Sommer.
Foto: zvg

Verblendmaterial. Wiesenbesitzer Sebastian Heldner (rechts) hilft Wildhüter Adrian Schmid.
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Verblendmaterial. Wiesenbesitzer Sebastian Heldner (rechts) hilft Wildhüter Adrian Schmid.
Foto: Walliser Bote

Quelle: 1815.ch /zen 05.06.18 0
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In der Schweiz ­sterben jedes Jahr während der Heuernte Tausende junger Rehe durch Mähmaschinen. Der Grund ist das angeborene Verhalten der Kitze, sich in den ersten Lebenstagen im ­hohen Gras zu ducken, wo sie sich ­sicher fühlen.

Wer in diesen Tagen an Wiesen an Waldrändern vorbeiläuft, auf denen Plastiksäcke in verschiedensten Farben auf Pfählen im Wind flattern, mag sich fragen, wovor wohl der Bauer seine Grasflächen mit «Vogelscheuchen» schützen will. Die Antwort lautet: Er will Rehkitze vor dem Vermähen retten. Denn Rehgeissen setzen ihren Nachwuchs (meist Zwillinge) in den Monaten Mai und Juni häufig in Wiesen in der Nähe von Waldrändern ab. Dort bleiben die Jungtiere bis zu drei Wochen.

Die Rehgeissen halten sich in dieser Zeit oftmals in der Nähe zu den Kitzen an Waldrändern auf und nähern sich ihren Jungen jeweils nur für kurze Zeit, um sie zu säugen und zu säubern. «Die Scheuchen dienen dazu, die Rehgeiss zu beunruhigen, sodass sie ihre Kitze in der Wiese abholt und in ein anderes Gebiet verlegt», erklärt der Oberwalliser Wildtierbiologe Urs Zimmermann. Damit entgehen die Jungtiere anderntags der Gefahr, beim Mähen der Wiese in einen Mähbalken zu geraten.

Richtiger Zeitpunkt ­entscheidend

Dabei entscheidet der Zeitpunkt des ­Verblendens, wie die Verscheuchungsstrategie bei Wildhütern und Bauern ­genannt wird, massgeblich darüber, ob der Aktion Erfolg beschieden ist. «Rehe gewöhnen sich sehr schnell an veränderte Flächen. Deshalb gilt: Das Verblendmaterial sollte fünf bis maximal zwölf Stunden vor dem Mähen aufgestellt werden, sonst verliert es seine Wirkung. Wenn dies nicht möglich ist, sollte die Wiese vor dem Mähen abgeschritten werden», so der Wildtierbiologe.

Die Rettungsmassnahmen für die Rehkitze kann jeder Bauer natürlich mit wenig Zeitaufwand selbst anwenden. Ist er sich aber nicht sicher über die richtige Platzierung der Scheuchen, kann er sich am Vortag des Mähens an den Wildhüter seiner Region wenden, der ihm beim zweckmässigen Aufstellen des Verblendmaterials zur Seite steht.

Ducken statt flüchten

Freilich befinden sich nicht in jeder Wiese junge Rehe. «Wenn aber in den Monaten Mai und Juni morgens und abends häufig Rehe in oder am Rande einer Wiese beobachtet werden, ist dies ein deutliches Anzeichen, dass hier Kitze gesetzt wurden oder noch gesetzt werden», weiss Zimmermann. Finde ein Bauer ein Rehkitz, das wegen der Mäharbeiten nicht an Ort und Stelle belassen werden könne, solle es auf einem Büschel Gras an einen sicheren Platz in der Nähe getragen werden. «Der direkte Körperkontakt sollte dabei vermieden werden, so wird die Rehgeiss es wieder annehmen und später abholen kommen.» Solche Rehkitze sollten den Wildhütern gemeldet werden. Wenn ein Kitz angemäht und verletzt werde, solle ebenfalls sofort ein Wildhüter, ein Hilfswildhüter oder ein Jäger in der Nähe informiert werden.

Aber weshalb flüchten die jungen Rehe nicht von selbst beim Herannahen der Mähmaschinen? «Während der ersten zwei bis drei Lebenswochen verfügen die Jungtiere über einen Drück­instinkt und ducken sich bei Gefahr flach auf den Boden, statt zu flüchten. Zudem sind sie dank ihrer Fellfarbe in Wiesen perfekt getarnt und werden ­zusätzlich von ihren Müttern äusserst sauber und geruchlos gehalten. Selbst von Fressfeinden mit guten Nasen wie Fuchs, Hund oder Luchs können sie so nicht aufgespürt werden.»

Hunde beaufsichtigen

Zwischenfälle mit jungen Wildtieren in den Monaten Mai und Juni drohen aber auch von frei laufenden Hunden. «In dieser Zeit sollte bei Spaziergängen und Wanderungen der Hund besonders gut beaufsichtigt und nach Möglichkeit an der Leine geführt werden», rät der ­Wildtierbiologe. Auch Tourismusverantwortliche sollten dies an jene Gäste weiterleiten, die mit Hunden anreisen. «Ausserdem befinden sich zu dieser Zeit überall Schafe und Ziegen auf den ­Weiden. Auch hier können – mit dem Hund an der Leine – Zwischenfälle vermieden werden.»

Norbert Zengaffinen
05. Juni 2018, 17:32
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