CVP | Die Walliser C-Parteien wollen sich für die Staatsratswahlen 2021 wappnen. Doch wie?
Wirbel um wenig
Die CVP Oberwallis solle im kommenden Jahr für den Staatsrat kandidieren. Hört man aus dem Unterwallis. Der Vorschlag irritiert.
Die CVP hält im Wallis drei Regierungssitze. Doch ihr Wähleranteil schwindet. Anlässlich der letzten Nationalratswahlen auf überschaubare 34,8 Prozent. Daher wankt die Dreifachvertretung der C-Parteien im fünfköpfigen Staatsrat. Linke und Rechte nehmen die Mittepartei ins Visier, mit dem Ziel, der C-Familie einen Sitz abzuluchsen und gleichzeitig die relevantesten politischen Kräfte des Kantons in die Regierung einzubinden: je einen Sitz für SP, FDP und SVP sowie zwei Sitze für die CVP.
Fourniers Vorpreschen
Gegen diesen möglichen Machtverlust will sich die CVP wehren. Und weil die Mittepartei im Unterwallis seit Längerem schwächelt, zieht man in gewissen Kreisen der CVP Unterwallis auch unkonventionelle Strategien in Betracht.
So liess der konservativ-kauzige Unterwalliser CVP-Mann Jean-Marie Fournier via «Kanal9» verlauten, dass bei den kommenden Staatsratswahlen neben der CSPO auch die CVPO einen Kandidaten präsentieren solle – auf Kosten der CVP Unterwallis. So würden die Chancen steigen, die drei Sitze zu halten. «Wir müssen uns Strategien überlegen, wie wir die Mehrheit in der Walliser Regierung verteidigen können», sagte Fournier gegenüber dem Lokalsender, «und dies wäre eine Variante.»
Als möglicher Kandidat wird CVPO-Fraktionschef Aron Pfammatter ins Feld geführt. Dieser solle zusammen mit CSPO-Staatsrat Roberto Schmidt und Christophe Darbellay antreten, um die drei C-Sitze zu sichern. Der Sitz des abtretenden Staatsrats Jacques Melly würde somit ins Oberwallis wandern.
Métraillers Rüffel
Fourniers Vorpreschen sorgt für Irritation. Insbesondere bei Serge Métrailler. Der Noch-Präsident der CVP Unterwallis sagt, dass in den entsprechenden Gremien eine solche Strategie nie diskutiert wurde. Und sowieso habe Jean-Marie Fournier keine Funktion innerhalb der Partei, sein Vorschlag sei lediglich eine Variante unter vielen, so Métrailler, der sich weiter enerviert, dass die unsinnige Idee von den Medien überhaupt kolportiert wurde. Diese sei nicht mehr als eine «théorie du carnotzet», sagt Métrailler, eine Schnapsidee, wie es deren derzeit viele gäbe. Trotzdem zeigt Fourniers Vorpreschen eines: Die CVP Unterwallis ist instabil – mehr denn je. Dabei ist es noch nicht so lange her, als Vertreter der CVP Unterwallis indirekt den Sitz der CVPO infrage stellten: 2012 trumpften der damalige Nationalrat Christophe Darbellay sowie Ständerat Jean-René Fournier mit der Idee auf, dass die C-Parteien mit mehr als drei Kandidaten ins Rennen steigen könnten. Ziel der Aktion war es, den schwarzen Jean-Michel Cina zu verhindern.
Auch CVPO-Präsidentin Franziska Biner sieht Fourniers Idee als «Theorie» an. «Der Vorschlag aus gewissen Kreisen der CVP Unterwallis ist unter den C-Parteien noch nicht diskutiert worden. Unter den jetzigen Umständen ist eine Kandidatur bei den kommenden Staatsratswahlen für die CVPO schwer vorstellbar.» Sicher sei einzig, dass die CVPO den amtierenden Staatsrat Roberto Schmidt unterstützen werde. Primäres Ziel bleibe, dass das Oberwallis mit zwei Sitzen in der Walliser Regierung vertreten bleibe. «Und natürlich unterstützen wir die Kandidaten der CVP Unterwallis», so Biner. Ähnlich argumentiert der von Fournier als möglicher Kandidat ins Feld geführte Aron Pfammatter. Der Vorschlag sei nicht mehr als eine «Gedankenspielerei», die zum jetzigen Zeitpunkt weder konkret noch dringlich sei, so der CVPO-Fraktionschef.
Interessant wäre die Konstellation trotzdem: Denn Pfammatter ist im gleichen Bezirk wohnhaft wie Franz Ruppen (SVP). Ruppen gilt als Anwärter für den zweiten Oberwalliser Sitz in der Regierung. Da jedoch pro Bezirk nur ein Regierungsmitglied amten kann, würde sich ein Zweikampf abzeichnen: Ruppen gegen Pfammatter. Spannend. Aber wenig realistisch. Die CVP Unterwallis wird wohl spätestens am Parteikongress vom 16. Januar Fournier und seine Strategie zerpflücken. Was bleibt? Wirbel um wenig.
Armin Bregy
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar