Kantonalbank-Präsidium | Ein umworbener Posten steht zur Wahl
Viele Zeichen deuten auf Imboden
SITTEN | Heute in einem Monat wird der Name des neuen WKB-Präsidenten in dieser Zeitung stehen. Das Interesse an diesem Amt ist gross. Als Kronfavorit gilt inzwischen Stephan Imboden.
Der in Sitten tätige Anwalt und Notar mit Visper Wurzeln ist seit der Generalversammlung 2017 Vizepräsident des Verwaltungsrates. So gesehen ist er der logische Nachfolger von Jean-Daniel Papilloud, der vor einem Monat mit Blick auf die GV vom 16. Mai demissionierte.
Papilloud, während 26 Jahren auf operativer und strategischer Ebene bei der WKB erfolgreich, wollte die Kantonalbank mit seinem Rücktritt aus den unliebsamen Schlagzeilen nehmen. Geführt hatte dazu das Dossier «Alkopharma». Papilloud reagierte, obwohl er gemäss unseren Informationen in der Sache keine Sanktionsschritte durch die Finanzmarktaufsicht (FINMA) fürchten musste. Die aufsichtsrechtlichen Arbeiten endeten offensichtlich ergebnislos.
Kein Staatsvertreter
Imboden (62) ist bereit, die Verantwortung als VR-Präsident der Kantonalbank zu übernehmen. Die Geschäftswelt im Oberwallis kennt ihn als Vizepräsidenten der Bauunternehmung Ulrich Imboden AG. Zudem präsidierte er in der Phase der Compagnie des Alpes als Hauptaktionär die Bergbahnen von Saas-Fee. Dem WKB-VR gehört er seit 2009 an. Aufgrund der Amtszeitbeschränkung scheidet er auf 2021 aus dem Verwaltungsrat aus. Imboden ist neben Gabriel Décaillet der zweite Vertreter der Minderheitsaktionäre.
Sieben der neun VR-Mitglieder werden vom Staat bestimmt. Der Kanton hat mit 70 Prozent des Aktienkapitals letztlich das Sagen. Imboden würde unseres Wissens der erste WKB-Präsident aus dem Kreis der Minderheitsaktionäre sein. Für den Staatsrat wäre das kein Hindernis. Die entsprechenden Gespräche wurden geführt, Imboden signalisierte dabei seine grundsätzliche Bereitschaft zur Übernahme der strategischen Hauptverantwortung.
Drei Übergangsjahre
Seine maximal dreijährige Amtszeit würde der Kantonsregierung Zeit einräumen, die längerfristige Präsidiumsfrage sorgfältig aufzugleisen. Sie könnte trotzdem zur Knacknuss werden. In einer starken Position befindet sich dabei Pierre-Alain Grichting. Der heutige Unternehmer und vormalige Walliser UBS-Regionaldirektor, seit der GV 2017 im WKB-Verwaltungsrat, ist bereit, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Er steht zu seinen Ambitionen offener als andere Anwärter. Sie sind auch politischer Art und für ihn nur bedingt voneinander zu trennen. Die Vizepräsidentschaft brächte Grichting in eine Art Poleposition fürs Präsidium ab 2021.
Die Ambitionen von Maurice Tornay
Wenn da nicht auch noch andere ambitionierte Kandidaten wären. Auf dem Tisch des Staatsrates liegt neben vielen anderen etwa das Dossier von alt Staatsrat Maurice Tornay. Der ehemalige Chef der Walliser Kantonsfinanzen möchte auch in den VR – und das wohl kaum, um längerfristig nur dabei zu sein. Schon vor Jahresfrist waren Tornay solche Ambitionen nachgesagt worden. 2017 verzichtete er noch zugunsten seines Zöglings Jean-Albert Ferrez, dem Walliser Grossratspräsidenten 2011/12. Jetzt will es Tornay aber offensichtlich wissen, was den Staatsrat vor eine Grundsatzfrage stellt.
Mit gleichen Ellen?
Soll ein ehemaliges Regierungsmitglied im VR der Kantonalbank Einsitz nehmen? 2009 erhielt Jean-René Fournier, damals von der Regierung in den Ständerat wechselnd, eine klare Absage. Jean-Michel Cina inthronisierte den Bankfachmann F. Bernard Stalder. Der Briger hatte ausserhalb des Kantons eine glänzende Bankkarriere hingelegt. Die Losung hiess damals Politik versus hohe Sachkenntnis und Bankerfahrung. Das WKB-Führungsgremium sollte entpolitisiert werden. Stalder demissionierte bereits nach knapp zwei Jahren. Wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich der strategischen Ausrichtung der Bank war er unter Druck geraten. Diesmal hat das Argument «Entpolitisierung» eine andere Bedeutung, zumal Cina inzwischen mit der FMV, also der Walliser Elektrizitätsgesellschaft, ebenfalls eine massgebliche, vom Kanton diktierte Gesellschaft präsidiert.
Eine nicht ganz einfache Krux, zumal die CVP ihrem vormaligen Staatsrat ja noch einen Gefallen tun könnte nach der «unfreundlichen Übernahme» seines Regierungssitzes durch Christophe Darbellay. Rein parteipolitisch hätte heute auch die SVP einen berechtigten Anspruch, im WKB-VR vertreten zu sein. Aus dieser Ecke kristallisiert sich jedoch kein Kandidat sichtbar heraus.
Geben und Nehmen
Im Spannungsfeld von Wirtschaft und Politik geben aktuell noch weitere Personalien zu reden. Chantal Balet Emery, die ehemalige liberale Grossrätin, wurde unmittelbar nach dem Rücktritt Papillouds als aussichtsreiche Anwärterin aufs Präsidium gehandelt. Eine Neuordnung mindert inzwischen ihre Chancen – bedingt auch durch ihren Parteikollegen Grichting. Die SP ihrerseits signalisierte Richtung Ivan Rouvinet, dem KMU-Berater aus Siders, der 2021 wie Imboden aus dem VR ausscheiden wird.
Diskutiert wird auch schon die künftige Rolle von CEO Pascal Perruchoud. Soll er analog zu seinem Vorgänger Jean-Daniel Papilloud einst in den Verwaltungsrat wechseln? Als mögliche Alternative böte sich Perruchoud das Präsidium des Krankenversicherers Groupe Mutuel. Dies, wenn die heutige Präsidentin Karin Perraudin nach WKB und Groupe Mutuel in die Politik einsteigen würde. Perraudin gilt für die CVP Unterwallis als mögliche Kandidatin für die Nachfolge von Jean-René Fournier im Ständerat, der dort 2019 mit dem Präsidialjahr die politische Laufbahn abschliessen wird. Da käme dann auch wieder Pierre-Alain Grichting ins Spiel.
Thomas Rieder
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