Neuerscheinung | Tony Eggels Buch «Yesterday» über die 1960er- / 70er-Jahre und die Pop- und Rockbands im Oberwallis

«Als hätte man sich erst gestern aus den Augen verloren»

Tony Eggel. Stunden nicht gezählt.
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Tony Eggel. Stunden nicht gezählt.
Foto: WB / Andrea Soltermann

The Strangers. Heinz Studer, Sepp Pianzola, Anton Albrecht, Leo Wyer und Kaspar Müller (von links).
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The Strangers. Heinz Studer, Sepp Pianzola, Anton Albrecht, Leo Wyer und Kaspar Müller (von links).
Foto: zvg

The Fragments (zweite Formation). Tony Eggel, Reinhard Franzen, Christian Murmann, René Brigger und Klaus Imhof.
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The Fragments (zweite Formation). Tony Eggel, Reinhard Franzen, Christian Murmann, René Brigger und Klaus Imhof.
Foto: zvg

The Teddy-Boys. Amadé Salzmann, Gabriel Heldner, Uli Ruppen und Amadeo D’Alpaos (von links).
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The Teddy-Boys. Amadé Salzmann, Gabriel Heldner, Uli Ruppen und Amadeo D’Alpaos (von links).
Foto: zvg

The Outsiders. Elmar Schmid, Georges Eder, James Imseng und Odilo Schmid (von links).
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The Outsiders. Elmar Schmid, Georges Eder, James Imseng und Odilo Schmid (von links).
Foto: zvg

Plastic Creatures. Roland Derendinger, René Perren, Michel Frabetti und Wiliam Derendinger (von links) rocken 1970 das Briger Pfarreizentrum.
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Plastic Creatures. Roland Derendinger, René Perren, Michel Frabetti und Wiliam Derendinger (von links) rocken 1970 das Briger Pfarreizentrum.
Foto: zvg

Quelle: WB 30.08.19 0
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Tony Eggel, Sie haben ein Buch mit dem Titel «Yesterday» verfasst. Wovon handelt das Buch?

«Das Buch ‹Yesterday› umfasst drei Teile. In einem Prolog beschreibe ich, was in der Zeit zwischen 1962 und 1973 weltweit, in der Schweiz und im Oberwallis los war und welche Ereignisse die Zeit prägten. Diese Darlegungen beinhalten autobiografische Erlebnisse und Erinnerungen. In einem zweiten Teil findet man eine Dokumentation über etwa 20 Oberwalliser Pop-, Beat- und Rockbands, die in dieser Zeit aktiv waren. Der dritte Teil von ‹Yesterday› gibt einen subjektiven Rückblick auf diese bewegte Zeit.»

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über die Bands der 1960er-Jahre zu verfassen?

«Als ich pensioniert wurde, hatte ich plötzlich Zeit (lacht). Es war mir ein Anliegen, die bewegten Jahre, die mich prägten, einzuordnen und Rückschau zu halten. Erstaunlicherweise fand ich keine Dokumentation über diese Zeit im Oberwallis. Zudem wurde ich oft auf die 1960er-Jahre angesprochen. Ich wurde gefragt, wie das damals war. Den Ausschlag für das Zustandekommen des Buchs gab dann mein ‹remember›-Bandkollege Marcel Jossen. Er machte mich wiederholt darauf aufmerksam, dass ich doch darüber etwas schreiben sollte. So begann ich mit Recherchen, sammelte Fotos, führte Gespräche und machte mich ans Schreiben.»

Stiessen Sie bei den Recherchen auf offene Türen?

«Bei den meisten Kontaktierten ja. Aber manche antworteten nicht oder erst nach mehrmaligem Nachfragen. Von wenigen hörte ich gar nichts. Ich suchte aber auch in Oberwalliser Zeitungsarchiven nach Berichten über die Bands dieser Zeit.»

Wie viel Zeit haben Sie für ­Recherchen inverstiert?

«Die Stunden sind schwierig zu beziffern. Ich habe zwei Jahre lang intensiv daran gearbeitet. Zudem war mein Freund Jürg Pfammatter fast von Beginn an als stete Ansprechperson dabei. Peter Szekendy hat den Text nochmals intensiv bearbeitet und Renato Jordan investierte ebenfalls viel Zeit in das aufwendige Layout des Buches. Nur dank ihrer grossen Hilfe kann ich das Buch jetzt in dieser Form herausgeben.»

Gab es Überraschendes bei den Nachforschungen?

«Ich war erstaunt, wie wenig politisch die Bands dieser Zeit waren. Die meisten wollten einfach Musik machen. Spannend fand ich auch, diese Leute wiederzusehen. Viele von ihnen hatte ich fast 50 Jahre aus den Augen verloren. Mit ihnen über die vergangene Zeit zu sprechen war aufschlussreich und interessant. Alte Freundschaften wurden neu belebt und manchmal war es so, als hätte man sich erst gestern aus den Augen verloren.»

Stimmten die Erinnerungen noch überein?

«Vieles stimmte nicht mehr ganz überein (lacht). Am Anfang des Gesprächs meinten einige, sie hätten zu dem Thema ja nichts Interessantes beizutragen. Doch nach einigen Stichworten kamen die längst vergangenen Geschichten wieder zu Tage. Jedes Gespräch dauerte mindestens zwei Stunden. Die Sicht der verschiedenen Bandmitglieder war manchmal eine völlig andere. Erinnerungen schaffen eigene Realitäten.»

Welche Oberwalliser Bands ­waren musikalisch wegweisend in dieser Zeit?

«Wir orientierten uns an englischen und später auch an amerikanischen Bands. Vor allem an den Beatles. Viele Oberwalliser Bands existierten nur eine kurze Zeit. Wenn die Kompetenzen beschränkt waren, hatten sie nicht lange Bestand. Aber acht bis zehn Bands hatten wirklich Potenzial. So zum Beispiel ‹The Strangers›, ‹The Outsiders›, ‹The Teddy-Boys›, ‹The Goggle Eyes›, ‹The Plastic Creatures›, und allen voran ‹The Roman Catholics›. Sie alle hatten tolle Auftritte.»

Und Ihre Band «The Fragments»?

«Die habe ich jetzt bewusst nicht genannt… Ja, die war auch super (lacht).»

Wie sah es mit Frauen aus? Gab es Frauenbands?

«Es gab die ‹Holzers Sisters›. Sie waren eher eine Gospel-, Blues-, Soul- oder Evergreengruppe. Im Buch habe ich sie trotzdem berücksichtigt, weil es sonst keine Frauenband gab. Es gab nur vereinzelt Sängerinnen, die mit einer Band auftraten, z. B. Maria Walpen, Susy Wicht, Renate Leiggener etc. Frauen waren damals eher ‹Girlies› – Mitläuferinnen.»

Haben Sie dafür eine Erklärung?

«In der Zeit gab es weltweit nicht viele Beatbands mit Frauen. Bekannt waren wenige Sängerinnen wie Joan Baez, Melanie oder Joni Mitchell, als Gruppen vor allem die ‹Supremes›, ‹The Mamas and Papas› oder ‹Sonny and Cher›. Dabei waren Frauen, was die musikalische Ausbildung betraf, nicht schlechter dotiert als die Männer. Es gab noch keine Musikschulen. Die Männer mussten sich auch alles selbst erarbeiten. Frauen trauten sich das vielleicht noch weniger zu. Die Emanzipationsbewegung kam erst später in die Gänge. Frauen waren in der 68er-Bewegung noch nicht voll anerkannt. Die Historikerin Elisabeth Joris sagte dazu sinngemäss: ‹Zuerst waren die Männer noch die grossen Schnurri, und die Frauen haben die Hintergrundarbeit gemacht…›. Auch in den progressiven Kreisen waren die Frauen häufig gut genug für Küche und Bett oder das Abschreiben von Texten, aber sonst hatten sie lange wenig zu sagen. Es brauchte noch viel, bis aus Einzelkämpferinnen wie Alice Schwarzer und anderen eine Gesamtbewegung wurde.»

Wie muss man sich Tony Eggel in dieser bewegten Zeit vor­stellen?

«1962, mit 13 Jahren, kaufte ich mir meine erste Beatles-Platte. Diese Musik packte und faszinierte mich. Mit den Jahren war mir die Musik aber zu wenig. Am Kollegium setzten wir uns für gesellschaftspolitische Veränderungen ein. So wurde die Schülermitbestimmung eingeführt. Wir waren eine aufmüpfige, aber auch sehr engagierte Klasse. Wir haben eine Schülerzeitung ins Leben gerufen. Neben der Musik interessierte mich das sozialpolitische Geschehen immer mehr. Ich war lebhaft und kritisch, lehnte mich wie viele andere gegen die unsinnigen Einschränkungen von Staat und Kirche auf. Ich hatte grosse Hoffnung und war überzeugt, dass die Jugend und die Musik die Welt zum Positiven verändern können. Es war eine Zeit des Aufbruchs und der Befreiung.»

Was blieb von der Hoffnung von damals?

«Leider wenig. Es ist himmeltraurtig zu sehen, welche Potentaten heute die Welt bestimmen. Die Hoffnung von damals ist in sich zusammengefallen. Nun gibt es aber diese neue Bewegung rund um Greta Thunberg und die Klimadiskussion. Junge gehen wieder auf die Strasse und beziehen mit friedlichen Mitteln klar Stellung. Ich finde das grossartig. Hier sehe ich Parallelen zur 1960er-Bewegung. Die Hoffnung keimt wieder auf.»

Interview: Nathalie Benelli
30. August 2019, 16:16
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