Raumplanung | 7,6 Hektaren fallen in Zermatt in die Reservezone. Auszonungen sind hingegen nicht nötig
«Eine «materielle Entwertung wird es nicht geben»

Glück im Unglück. Zermatt muss kein Bauland auszonen. 7,6 Hektaren fallen jedoch in die Reservezone, weiss Gemeinderat Toni Lauber.
Foto: Walliser Bote
Zermatt | Nach den Normen des neuen Raumplanungsgesetzes verfügt die Gemeinde Zermatt für die nächsten 15 Jahre über 7,6 Hektaren überschüssiges Bauland. Dank der Walliser Sonderregelung müssen diese nun nicht ausgezont werden. Stattdessen fallen sie in die Reservezone.
Zermatt ist ein teures Pflaster. Den Quadratmeter Bauland gibts im Dorfzentrum gemeinhin ab 2000 Franken aufwärts; in der Peripherie werden oftmals immer noch mindestens 1200 Franken hingeblättert, weiss Gemeinderat Toni Lauber. Selbst wenn man diesen tieferen Preis nähme, entsprächen die 7,6 Hektaren Baulandüberschuss also noch einem Wert von mehr als 90 Millionen Franken.
Zermatt hat «zu wenig» Bauland
Vernichtet wird dieses Vermögen nun nicht. «Wir haben das Glück, dass wir keine Rückzonungen vornehmen müssen. Eine materielle Entwertung wird es deshalb nicht geben», sagt Lauber als Leiter des Ressorts Raumordnung und Umwelt.
Der Grund: Für die nächsten 30 Jahre kann die Gemeinde theoretisch einen Baulandbedarf von 22 Hektaren nachweisen. Momentan sind im Dorf allerdings nur noch etwa 19 Hektaren Bauland eingezont. Will heissen: In den nächsten 15 Jahren können noch elf Hektaren überbaut werden. Der Rest – die 7,6 Hektaren – fällt in die Reservezone und bleibt somit während der nächsten anderthalb Jahrzehnte für die Bautätigkeit gesperrt. Man müsse also zwar nicht auszonen, aber für die betroffenen Bodenbesitzer bleibe die Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes nichtsdestrotrotz eine bittere Pille, ist sich Lauber bewusst.
Baustopp: Howete, Bodmen, Aroleid, Findeln
Welche Parzellen genau in die Reservezone fallen, hat der Gemeinderat noch nicht definiert. Klar sei allerdings, dass es nicht das Dorf selbst betreffen werde. «Das würde auch dem Ziel nach verdichtetem Bauen widersprechen.» Infrage kämen daher Parzellen in allen oder einigen der vier «Aussenquartiere» Howete, Bodmen, Aroleid und Findeln. Hier hat der Zermatter Gemeinderat vor Kurzem entsprechende Planungszonen erlassen – bis auf Weiteres werden dort also keine Baugesuche mehr bewilligt. Die Massnahme erlaubt es den Behörden, zusammen mit einem Walliser und einem Zürcher Raumplanungsbüro in Ruhe das zukünftige Siedlungsgebiet zu definieren. Die Grundlage dafür wurde mit einem in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule HES-SO ausgearbeiteten Raumplanungsprogramm bereits geschaffen.
Für die Definition des Siedlungsgebiets haben die Gemeinden nun zwei Jahre Zeit. Im Matterhorndorf möchte man die Aufgabe allerdings bis spätestens Ende 2020 erledigt sehen. «Und zwar unter Einbezug der Öffentlichkeit. Sobald es konkreter wird, wollen wir die Bevölkerung in regelmässigen Abständen einladen, um über das Siedlungsgebiet zu diskutieren», versichert Lauber. Schliesslich müsse am Ende ein Entwurf herauskommen, hinter dem die Mehrheit der Stimmbürger stehen könne.
Kriterienkatalog entscheidet
Ein Entwurf, der den Regeln der raumplanerischen Praxis folgen soll. So würden etwa auf dem Furi keine Reservezonen geschaffen, weil das Gebiet ganzjährig bewohnt sei und Raum für Entwicklung haben dürfe, sagt Lauber. Zudem würden für die Festlegung der Reservezonen natürlich objektive Kriterien zu Hilfe gezogen. Zehn unterschiedlich gewichtete Faktoren würden am Ende darüber bestimmen, welche Parzellen künftig in die Reservezone fallen. Dass Zermatt schlussendlich «nur» 7,6 Hektaren Bauland zu viel aufweist, hat es übrigens dem Fremdenverkehr zu verdanken: Die Dienststelle für Raumentwicklung hat die Gemeinde als «touristisch» charakterisiert. Würde das Dorf stattdessen als «ländlich» (oder «städtisch») gelten, wäre sein Baulandbedarf für die nächsten 30 Jahre tiefer ausgefallen, führt Lauber aus.
Fabio Pacozzi
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