Langlauf | Seit 50 Jahren keinen Lauf verpasst – «Engadiner»-Legenden erzählen
«Das kannst du doch nicht machen!»
«Giubilers». Die 80-jährige Françoise Stahel und der 70-jährige Ueli Lamm: seit 50 Jahren immer am Engadiner dabei.
Foto: Keystone
Sie sind Dinosaurier des Skilanglaufs und für den Engadin Skimarathon lebende Legenden. Françoise Stahel und Ueli Lamm haben in den vergangenen 50 Jahren keines der Skirennen verpasst–sie erzählen von Blessuren, Ingwertee und dem schönen Stil.
Gefrorene Ohrläppchen, schmerzhafte Blasen, gebrochene Ski. All das kann Françoise Stahel nicht aufhalten. Denn seit nunmehr 50 Jahren hat sie am zweiten Sonntag im März nur ein Ziel: Sie will auf Langlaufskiern den Engadin Skimarathon bewältigen. Keine andere Frau hat es vor ihr geschafft, so oft am Langlaufklassiker teilzunehmen. Dieses Jahr ist das Rennen am 11. März.
Die gebürtige Französin Stahel kam erst relativ spät zum Langlauf. Bei ihrer ersten Teilnahme war sie schon 30, letztes Jahr feierte sie ihren 80. Geburtstag.
«Im Jahr 1969 war es als Frau sehr schwer, überhaupt langlaufen zu können», sagt die 80-Jährige. Der befreiende Wind der 68er-Bewegung war auf den Loipen des Landes noch nicht angekommen. Wenn es überhaupt gespurte Loipen gab. «Wir sind am Anfang nur mit den Skiern durch den Schnee spaziert», so Stahel.
Vom Rand an die Spitze
Bevor sie bei der Premiere des Engadin Skimarathons an den Start gehen konnte, sei eine ärztliche Untersuchung nötig gewesen. «Frauen traute man nicht zu, die Strecke bewältigen zu können», sagt die Athletin. 20 Jahre später ertönte dann aber beim Rennen zum ersten Mal die Durchsage: «Eine Frau führt.»
Aber auch sie selbst sei sich manchmal im Weg gestanden: «Am Anfang habe ich geraucht.» Dann habe ihr eine befreundete Elite-Langläuferin geraten, das Laster aufzugeben. «Zuerst dachte ich, es liege an den schlechten Skiern, dass ich langsamer war als sie», scherzt die quirlige Rentnerin. Heute hält sie sich mit Yoga-Einheiten fit, die ihr bei der Atemtechnik helfen.
Einzige Frau im erlesenen Kreis
«Giubilers» ist das romanische Wort für Jubilare. Beim Engadin Skimarathon bekommen diese Auszeichnung alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mindestens 40 Mal den Marathon oder den Halbmarathon gelaufen sind. Zu ihnen zählt auch Ueli Lamm.
Der heute 70-Jährige ist im Engadin aufgewachsen und war bereits als 20-Jähriger beim ersten «Engadiner» an der Startlinie. Seitdem hat er keinen Lauf ausgelassen. Er habe mehr Freude daran, einen schönen, harmonischen Stil zu laufen, als mit Hochleistungsmaterial nach den perfekten Resultaten zu streben, erklärt Lamm.
Er lief schon als Schuljunge auf Langlaufski von St. Moritz zum Lyzeum nach Zuoz–15 Kilometer weit. Auch wenn es damals im Engadin noch keine zusammenhängenden Loipen gab und die Reise ein kleines Abenteuer war.
Er sei ein Gentleman des Langlaufs, sagt Stahel über ihren jüngeren «Giubiler»-Kollegen. Bei der gemeinsamen Trainingsausfahrt in Klosters trägt Lamm elegante Wollsocken und ein Retro-Tenue. Einmal legte er die 42 Skikilometer im Engadin sogar in einem Anzug mit Krawatte zurück. Ein anderes Mal traf er Arm in Arm mit seinem Bruder im Ziel ein.
Die Langlauf-DNA
Dass Françoise Stahel im März wirklich zum 49. Mal–und damit ohne Unterbruch–beim Engadiner an den Start gehen kann, liegt auch an ihrer Familie, die vom Langlauffieber ebenso angesteckt ist: «Sogar Tochter und Enkeltochter haben letztes Jahr am Lauf teilgenommen», sagt Stahel. Der zweite Sonntag im März sei immer heilig gewesen und es konnten dann nie Familienanlässe stattfinden.
Die ausdauernde Sportlerin hatte Mitte der 1990er-Jahre auch schon überlegt, eine Edition des Skimarathons auszulassen. Sofort hätten die Leute aus ihrem Wohnort Klosters aber gesagt: «Das kannst du doch nicht machen!» Da sei ihr bewusst geworden, wie bedeutend ihre Serie sei. Als Fernziel gibt sie nun die 50. Teilnahme im März 2019 aus. Weil ein Rennen 1991 abgesagt werden musste, kann sie dieses runde Jubiläum noch nicht in diesem Jahr feiern.
Mit verletztem Arm am Start
Wer die 80-Jährige in gleichmässigen Zügen über die Piste gleiten sieht, hat nur wenig Zweifel, dass sie auch diese Marke erreichen kann. Ihr Geheimrezept um fit zu bleiben, sei neben dem Yoga täglich ein frischer Ingwertee.
Auch Ueli Lamm scheint nur wenig aus der Loipe werfen zu können. Einmal rutschte er vor dem Start aus und riss sich Sehnen in der Schulter. Trotzdem schaffte er es, den Skimarathon «einarmig» zu absolvieren. Eine Hüftoperation konnte ihn ebenfalls nicht stoppen, allerdings kehrte er vom Skating zum klassischen Stil zurück. Selbst mit 70 Jahren versucht er noch an seiner Technik zu feilen: «Vor zwei Wochen habe ich eine Langlauflektion genommen», berichtet er.
Auch nach 50 Jahren «Engadiner» kann man also noch etwas lernen.
Marathon Herren:Abgottspon Meinrad, Glis. Allet Fabian, Leukerbad. Amherd Damian, Termen. Amherd Thomas, Birgisch. Andenmatten Reinhard, Eisten. Andenmatten Remo, Baltschieder. Andenmatten Richard, Eisten. Andenmatten Urban, Eisten. Arnold Reinhard, Simplon Dorf. Arnold Sebastian, Simplon Dorf. Arnold Sepp, Simplon Dorf. Aufdenblatten Klaus, Zermatt. Bumann Damian, Saas-Fee. Burgener Friedrich, Saas-Grund. Carlen Robert, Reckingen. Clausen Leo, Ernen. Clausen Martin, Brig. Clemenz Gerhard. Clemenz Michael, Glis. Diezig Stefan, Gampel. Happe Manuel, Naters. Imboden Amédée, Täsch. Imboden Beat, Steg. Imboden Leander, Täsch. Imfeld Klaus, Ulrichen. Imhof Fredy, Bettmeralp. Imoberdorf Emil, Ulrichen. Imsand Matthias, Münster. Jordan Leander, Simplon Dorf. Jost Dieter, Brig. Kalbermatten Edmund, Blatten (Lötschen). Keller Martin, Fiesch. Kippel Flavian, Leuk-Stadt. Kippel Gervas, Susten. Kippel Thierry, Leuk-Stadt. Kuonen Viktor, Baltschieder. Mangold Gerhard, Fieschertal. Mayenzet Wolfgang, Leuk-Stadt. Millius Jean-Pierre, Baltschieder. Näpfli Jonas, Glis. Ritz Erwin, Blitzingen. Roten Daniel, Randa. Rovina Peter, Grafschaft. Schmid Martin, Glis. Schmid Matthias, Reckingen. Schmid Sebastian, Reckingen. Schmidt Klaus, Brig. Schmidt Marcel, Brig. Schnidrig Roland, Stalden. Siegen Daniel, Wiler. Steinmann Beat, Ried-Brig. Studer Michael, Visperterminen. Theler Manuel, Glis. Truffer Roger, Randa. Tschopp Stefan, Leuk Stadt. Walpen Michael, Reckingen. Walpen Paul, Reckingen. Walpen Sascha, Termen. Walther Joel, Grafschaft. Walther Pascal, Grafschaft. Werlen Martin, Ferden. Werlen Raphael, Ferden. Werlen Stephan, Naters. Werlen Walter, Wiler. Willisch Günther, Täsch. Zengaffinen Carlo, Hohtenn, Zenhäusern Marcel, Turtmann. Zenklusen Pascal, Brig. Zuber Benno, Randa. Zuberbühler Fredy, Grafschaft. Zumtaugwald German, Randa. Zurbriggen Damian, Naters. Zurbriggen Gregor, Saas-Grund. Zurbriggen Herbert, Saas-Grund.
Marathon Frauen:Arnold Priska, Glis. Berchtold Susanne, Saas-Fee. Bergsma Nathalie, Visp. Burgener Sabine, Naters. Clausen Sarah, Brig. Imoberdorf Rahel, Münster. Jeanneret Céline, Naters. Nanzer Lilian, Visp. Schmid Giuliana, Reckingen. Senn Ingrid, Brig. Signer Daniela, Zermatt. Steinmann Cristina, Ried-Brig. Steinmann Janine, Ried-Brig. Stüdi Ursula, Birgisch. Theler Sonja, Brig. Walther Andrea, Ulrichen. Walther Sandra, Ulrichen.
Halbmarathon Herren:Abb Jochen, Ernen. Hosennen Sascha, Törbel. Steiner Kurt, Ried-Brig.
Halbmarathon Frauen:Uhl Therese, Münster.
sda








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