Mehr Wintersportler - mehr Unfälle
Air Zermatt: «Inkasso im Ausland sehr schwierig»
Das Vorgehen bei einem Unfall auf der Piste ist einfach: Der Verursacher muss bezahlen - trotzdem resultiert für die Air Zermatt jedes Jahr ein fünfstelliger Betrag als uneinbringbar abgeschrieben.
Dass gutes Material - wie Helm und Schuhwerk, taillierte Skis, Rückenprotektoren oder Lawinenverschüttetensuchgeräte - den Schneesportlern oder Berggängern eine falsche Sicherheit vermitteln können, hält der Leiter Finanzen der Air Zermatt, Waldemar Knubel, für möglich - doch würden diese deshalb nicht leichtsinniger mit ihrem Leben umgehen. Trotzdem werde das Tempo noch mehr ausgereizt oder die Lawinengefahr ausserhalb der Piste unterschätzt.
«Kein signifikanter Unterschied»
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Air Zermatt 2605 Rettungseinsätze - eine Steigerung von 2,5 Prozent, wie der CEO der Air Zermatt, Gerold Biner, auf Anfrage erklärt. «Dies ist kein signifikanter Unterschied und kann mit gutem Wetter, guten Pistenverhältnissen und der steigenden Zahl von Touristen in unserem Gebiet, erklärt werden.»
Die Anzahl der Primäreinsätze bei Skiunfällen auf den Pisten stieg ebenfalls an. In Sachen Finanzierung gelangt hier das Verursacherprinzip zur Anwendung, das heisst: Wer einen Unfall verursacht, muss dafür sorgen, dass die Aufwände beglichen werden. «Wer nicht versichert ist oder eine Rettungskarte der Air Zermatt besitzt, muss dies aus eigener Tasche tun.»
Unter 100 000 Franken
Die Air Zermatt AG muss laut Knubel jedes Jahr einen hohen fünfstelligen Betrag als uneinbringbar abschreiben. In den vergangenen Jahren konnten die Abschreibungen unter 100 000 Franken gedrückt werden. «Handelt es sich bei den Geretteten um Schweizer, so haben wir beim Inkasso weniger Probleme. Bei ausländischen Gästen versuchen wir direkt einzukassieren. Oftmals gestalten sich Inkassos im Ausland als sehr schwierig, hier müssen spezialisierte Agenturen dafür beauftragt werden.» Solchen Firmen wird in der Regel eine Provision von 30 Prozent des Betrages zugesprochen.
Generell sei ein säumiger Zahler aus der Schweiz besser ausfindig zu machen, um nötigenfalls rechtliche Schritte einleiten. Bei den ausländischen Gästen ist diese Möglichkeit, sobald sie die Schweiz verlassen, enorm schwierig. «Daher wenden wir vermehrt 'amerikanische' Methoden an und sind bestrebt, unsere Aufwände möglichst rasch einzufordern.» Patienten aus westlichen Ländern seien in der Regel besser versichert und das Geld fliesst eher. Bei Osteuropäern und anderen Ländern ohne obligatorische Krankenversicherung wie beispielsweise die USA, Russland oder Japan sei dies ein wenig anders.
Rettungskarte als Auffangmittel
Für Biner ist die Rettungskarte ein ausgezeichnetes Auffangmittel, wenn ein Gönner keine andere Versicherung besitzt. Als einziger Anbieter decke die Karte der Air Zermatt AG auch Ambulanzfahrten ab, was gerade für die Oberwalliser Bevölkerung in den Seitentälern von grossem Vorteil sein kann. Die Einnahmen aus der Gönnerkarte begleichen die Restkosten aus Schadenfällen der Air-Zermatt-Gönnermitglieder.
Die Ausstände von säumigen Zahlern werden separat abgeschrieben und haben mit den Gönnereinnahmen nichts zu tun. Grundsätzlich müssen zuerst die Versicherungen (Krankenkasse, Unfallversicherung, Reiseversicherung) bezahlen. In einem zweiten Schritt kommen für die Restkosten allfällige Gönnerkarten auf. Was nicht versichert ist und wo keine Gönnerkarte vorhanden ist, muss selbst bezahlt werden.
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