Klima | Robert Ittig nimmt regelmässig an den Fridays-For-Future-Demonstrationen teil. Weshalb?

Auf die Strasse für die Zukunft

Lässt nicht locker. Robert Ittig an der Demonstration in Lausanne.Foto WB
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Lässt nicht locker. Robert Ittig an der Demonstration in Lausanne.Foto WB
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Quelle: 1815.ch 20.08.19 0
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MÖREL-Filet | Robert Ittig (21) ist Klimaaktivist. Nebst dem umwelt bewusst gelebten Alltag will er das Klima auch mit der Teilnahme an den Demonstrationen retten.

Am 9. August kurz vor 13.00 Uhr steigt Robert Ittig am letzten Tag des internationalen Klimatreffens «SMILE for Fu­ture» in den Zug von Brig nach Lausanne. Die Reise mit der Bahn anzutreten, ist dabei selbstverständlich. Für ihn ­genauso wie für fast alle jungen Menschen aus 37 Ländern, die am einwöchigen Treffen und an der abschliessenden Demonstration an jenem Freitag teilnehmen. Als er knapp zwei Stunden später aus dem Bahnwagen aussteigt und den Bahnhof verlässt, hört man aus nicht allzu grosser Ferne schon die Sprechchöre der zahlreichen Demonstranten, die sich für den Protestmarsch bereitmachen. «What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!» Man fordert ­Klimagerechtigkeit. Jetzt.

Irgendwo in dieser Menschenmasse steht auch Greta Thunberg mit ihrem mittlerweile weltbekannten Schild mit
der Aufschrift «Skolstrejk för klimatet». «Es wäre super, wenn wir sie sehen würden», meint Ittig, wenn auch eher zum Spass.

Doch wofür an den Demonstrationen teilnehmen? «Das Thema ist extrem relevant. In den letzten Jahrzehnten wurde nichts getan, obwohl es seit den 70er-Jahren Studien gibt, die auf den menschengemachten Klimawandel hinweisen. Ausserdem gibt es einen wissenschaftlichen Konsens, da gibt es eigentlich keine Dis­kussion. Darum ist es nun enorm wichtig, dass wir uns Gehör verschaffen», sagt Ittig, der demnächst sein Studium in Maschineningenieurwissenschaften an der ETH in Zürich antritt.

Der wissenschaftliche Konsens, den er anspricht, wird von sogenannten Klimaskeptikern oft geleugnet. Doch führte die Michigan Technological University 2016 gar eine Meta­studie über andere Meta­studien durch, die den Mythos vom fehlenden Konsens allesamt ­widerlegen. Laut diesen Ana­lysen, in denen fast 12 000 Studien untersucht wurden, sagen 97 Prozent der Veröffentlichungen, dass der aktuelle globale Klimawandel von Menschen verursacht wird.

«Der IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, kurz: Weltklimarat) hat klare Ziele, die erreicht werden müssen. Dafür muss nun auch die Politik eingreifen», so der Mörjer. Dies allerdings nicht mit Verboten, wie er betont. Die Förderung von klimaverträglichen Technologien und Verhaltensformen ist laut Ittig wichtiger als Verbote, beispielsweise von Flugreisen. «Es bringt nichts, den Leuten einfach zu erzählen, sie sollen sich klimaverträglicher ver­halten, weil häufig brauchbare Alternativen fehlen. Deshalb liegt es an der Politik, diese ­Alternativen zu fördern.»

Norwegen als Vorbild

Als Beispiel für eine progressive Politik erwähnt Ittig Norwegen, dessen Hauptstadt Oslo vom deutschen «Handelsblatt» gar als «Welthauptstadt des Elektroautos» bezeichnet wird. Dort sind Käufer von Elektroautos von zahlreichen Steuern sowie von Mautgebühren befreit. Auch ein flächendeckendes Netz von Ladestationen ist vorhanden.

All diese Massnahmen lohnen sich: Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Fahrzeuge Elektroautos, was Tesla-Fan Ittig ­natürlich sehr freut. «Obwohl die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für Elektrofahrzeuge auch die Umwelt verschmutzt, wie Kritiker oft nicht zu Unrecht bemängeln, macht ein Tesla das in seiner Lebensdauer problemlos wett», so der angehende ETH-Student.

Thunberg nur eine von vielen

Für Ittig und zahlreiche andere Teilnehmer der Demonstrationen – schon lange nicht mehr nur Jugendliche – also genügend Gründe, immer wieder auf die Strasse zu gehen und ihrem Unmut Luft zu machen. So auch an besagtem Freitag. Die Demonstration in Lausanne unterscheidet sich nicht stark von den sechs oder sieben anderen, an denen Ittig bisher teilgenommen hat und es weiterhin auch wird. Ein von lauten Parolen begleiteter Protestzug, einige Reden von Aktivisten oder Wissenschaftlern, neugierige Blicke von Passanten. Dennoch ist an diesem einen Tag etwas anders: Das Gesicht der Klimabewegung, die sechzehnjährige Greta Thunberg, ist irgendwo unter den anderen Demonstranten. Nicht zuletzt dank ihrem unscheinbaren Äusseren schafft sie es allerdings, erstaunlich lange vom Medienrummel fernzubleiben. Doch wie es
der Zufall will, befindet sie sich vor dem Umzug in derselben Ecke wie Ittig. Für ihn sicherlich ein kleines Highlight des Tages. Sie anzusprechen oder gar um Fotos zu fragen, gilt ­allerdings als Tabu. Denn die junge Schwedin möchte schon lange nicht mehr das Zentrum der Aufmerksamkeit sein. Sie sieht sich als nicht mehr als eine ­normale Teilnehmerin an den Demonstrationen. Dennoch wird sie während des ­Marsches von immer mehr Fotografen auf Schritt und Tritt begleitet.

«Viele kleine Gretas»

Für Thunbergs Entscheidung, nicht mehr die Galionsfigur der weltweiten Klimabewegung sein zu wollen, zeigt Ittig klar Verständnis. «Anfangs brauchte Fridays For Future ein ­Gesicht. Mittlerweile ist die ­Bewegung allerdings wichtiger als Thunberg selbst», sagt er. Ausserdem gebe es viele An­griffe auf ihre Person, da sie
das am einfachsten verfügbare Hassobjekt sei.

So nahm beispielsweise Amazon erst vor Kurzem Aufkleber aus dem Sortiment, mit denen Thunberg auf äusserst geschmacklose Weise persönlich beleidigt wird. Das Risiko, dass die Bewegung auf eine Person beschränkt und so sabotiert wird, sei geringer, wenn keine repräsentative Einzelperson zuvorderst steht. «Sie hat ihren Job gemacht, und die ­Bewegung wurde ein globales Phänomen. Jetzt braucht es Greta nicht mehr, sondern viele kleine Gretas.»

20. August 2019, 05:00
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