Psychiatrie | Wallis weist schweizweit tiefste Rate fürsorgerischer Unterbringungen auf

Ein Fünftel der Psychiatrie-Patienten ist unfreiwillig in Klinik

Die häufigsten Ursachen für einer fürsorgerischen Unterbringung waren Schizophrenie, Depression und Alkoholsucht.
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Die häufigsten Ursachen für einer fürsorgerischen Unterbringung waren Schizophrenie, Depression und Alkoholsucht.
Foto: Symbolbild Keystone

Quelle: SDA 05.06.18 0
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In der Schweiz kommen rund 20 Prozent der Psychiatrie-Patienten aufgrund einer fürsorgerischen Unterbringung in eine Klinik. 2016 waren es 14'580 Personen.

Das entspricht einer Rate von 1,7 Fällen pro 1000 Einwohner, wie das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) in seinem am Dienstag veröffentlichten Bulletin schreibt. Betroffen waren vor allem Frauen und Männer im mittleren Lebensalter mit Schizophrenie, affektiven Störungen oder Alkoholerkrankungen.

Rund 52 Prozent der fürsorgerischen Unterbringungen im Jahr 2016 betrafen Männer. Am häufigsten wurden Männer in der Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen in eine Klinik gebracht (38,2 Prozent), bei Frauen in der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen (34,9 Prozent).

Mehr als ein Viertel der Hospitalisierungen durch fürsorgerische Unterbringung sind nach einer Woche beendet, nach sechs Wochen waren knapp vier Fünftel (78,6 Prozent) der Betroffenen wieder ausgetreten. Die Aufenthaltsdauer unterscheidet sich nicht nach Geschlecht.

Kantonale Unterschiede

Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Kantonen. Auffallend hoch war die Rate fürsorgerischer Unterbringungen 2016 im Kanton Waadt mit 3,31 Fällen pro 1000 Einwohner. Auch die Raten der Kantone Zürich (2,06), Genf ( 2,02) und Solothurn (2,00) lagen signifikant über dem Schweizer Durchschnitt. Der Kanton Wallis (0,38) wies dagegen die tiefste Rate auf.

Mögliche Gründe für die kantonalen Unterschiede sieht Obsan in der Vielfältigkeit der kantonalen Versorgungs- und Behandlungsstrukturen sowie in Differenzen hinsichtlich institutioneller Rahmenbedingungen. Ein weiterer Grund könne auch im kantonal unterschiedlichen Umgang mit Menschen mit einer psychischen Krankheit liegen.

Die aktuellen Schweizer Raten fürsorgerischer Unterbringung sind im Vergleich mit internationalen Raten in Europa aus früheren Studien hoch, allerdings vergleichbar mit Deutschland und Österreich.

Laut einer Studie reichten die Unterbringungsraten zwischen 1998 und 2000 der damaligen 15 EU-Mitgliedstaaten von 0,06 in Portugal bis 2,18 Fälle in Finnland pro 1000 Einwohnern. Deutschland und Österreich lagen mit einer Rate von 1,75 hinter Finnland an zweiter Stelle.

Lange Unterbringung

Eine andere Untersuchung verglich psychiatrische Zwangsmassnahmen in Deutschland und Holland und führte für Deutschland 2009 eine Rate unfreiwilliger Einweisungen von 1,72 sowie für Holland 2013 von 1,36 pro 1000 Einwohnern auf. Die Anteile an allen Hospitalisierungen lagen in beiden Ländern bei knapp 11 Prozent.

Auch die Zeitspanne, für die eine Unterbringung zu Beginn angeordnet werden kann, ist in der Schweiz mit sechs Wochen europaweit einmalig hoch. Andere Staaten beschränken die Dauer zunächst auf ein bis zwei Tage.

Die seit 2015/2016 verbesserte Datenqualität der erfassten fürsorgerischen Unterbringungen in der Schweiz ermöglicht ein systematisches Monitoring. Sie erlaubt in Zukunft, langfristige Trends zu untersuchen und auch allfällige kantonale Unterschiede vertieft zu prüfen.

05. Juni 2018, 16:41
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