Kloster Einsiedeln
Einsiedler Benediktiner bestimmen Werlens Nachfolger

Die 12-jährige Amtszeit von Abt Martin Werlen in Einsiedeln läuft ab.
Foto: zvg
Die Mönche des Klosters Einsiedeln wählen am Samstag ihren neuen Abt. Wer der Nachfolger des mediengewandten Gommers Martin Werlen ist, wird aber erst später bekanntgegeben.
Werlen hatte 2001 als 39-Jähriger das Amt angetreten. Der Gommer wurde als Abt rasch über die Klostermauern und Konfessionsgrenzen hinaus bekannt. Gewandt nutzte er die modernen Medien, zeigte sich offen gegenüber Zweiflern und übte selbst auch Kritik an der Kirche. Die Regelung von Werlens Nachfolge stösst deshalb auf ein grösseres Interesse als andere Abtwahlen.
Am Samstag werden die 55 wahlberechtigten Einsiedler Mönche im Festsaal des Klosters zusammenkommen und den 59. Vorsteher der im Jahr 934 gegründeten Benediktinerabtei bestimmen. Werlen nimmt als bisheriger Abt nicht an der Wahl teil.
Nur jeder Dritte kann gewählt werden
Wählbar seien 18 Klosterangehörige, sagt Pater Alois Kurmann, Mediensprecher der Abtei, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Als Abt in Frage kämen nur Mönche im Alter von 35 bis 70 Jahren, die seit mindestens fünf Jahren Priester seien und ebenso lange voll zum Kloster gehörten. Theoretisch kann auch ein externer Benediktiner Abt werden. Bei diesem Vorgang spricht man nicht von «wählen», sondern von «postulieren». Dies, weil der Betreffende nicht ohne Erlaubnis seines Vorgesetzten nach Einsiedeln wechseln darf. Gewählt wird geheim. Die Wähler schreiben ihren Favoriten auf einen Wahlzettel. Im ersten Umgang ist eine Zweidrittelmehrheit nötig, dann genügt das absolute Mehr.
Kein Wahlkampf
Offizielle Kandidaturen gibt es nicht. Im Privaten werde aber im Kloster über die Wahl diskutiert, sagte Kurmann. Das Kloster betet im Vorfeld um eine gute Abtwahl. Die Vorbereitung der Wahl sei ein wichtiger Zeitabschnitt, schreibt die Abtei auf ihrer Homepage. Es dürfe nicht um eigene Interessen gehen, sondern darum, Gottes Wille zu erkennen und danach zu handeln.
Geleitet wird die Wahl von Benno Malfèr. Malfèr ist Abtpräses der Schweizerischen Benediktinerkongregation. Der Gewählte wird nach der Wahl gefragt werden, ob er die Wahl annehmen wolle. Bekannt werden dürfte der Name des neuen Abts erst eine bis zwei Wochen nach der Wahl, nachdem der Vatikan diese bestätigt hat. Die Bestätigung ist nötig, weil der Abt von Einsiedeln Mitglied der Bischofskonferenz ist. Er trägt die Insignen des Bischofs und ist direkt dem Papst unterstellt. Die Abtei gehört keiner Diözese an.
Dauer der Amtszeit noch offen
Ob Werlens Nachfolger auch zwölf Jahre das Amt ausüben wird, ist offen. Noch vor der Wahl werden die Brüder die Amtsdauer des künftigen Abteivorstehers festlegen müssen. Möglich seien sechs, neun und zwölf Jahre oder eine unbeschränkte Amtszeit, sagte Kurmann.
Das Kloster Einsiedeln geht auf den Benediktiner Meinrad zurück, der als Einsiedler in dieser Gegend gelebt hatte. Es liegt am Jakobsweg und ist mit seiner Schwarzen Madonna ein beliebter Wallfahrtsort. Die Abtei besitzt grossen Grundbesitz in fünf Kantonen und Österreich. Seit dem Jahr 1130 gehört auch das Benediktinerinnenkloster Fahr, eine Aargauer Exklave im Kanton Zürich, zu Einsiedeln. Der Abt von Einsiedeln ist somit auch Abt von Fahr, wobei der Schwesterngemeinschaft eine Priorin vorsteht.
Fahr hofft auf Kontinuität
Ein Einbezug des Klosters Fahr in die Abtwahl ist kirchenrechtlich nicht möglich. Dies haben gemäss Kurmann Abklärungen in Rom ergeben. Irene Gassmann, Priorin von Fahr, gibt zu bedenken, dass die Schwestern die Mitbrüder zu wenig kennen würden, um direkt an einer Wahl beteiligt sein zu können. Sie hätten jedoch den wahlberechtigten Mitbrüdern ihre Anliegen für die Zukunft vorlegen können, erklärt sie auf Anfrage.
Die Schwestern von Fahr hoffen, dass der neue Abt die Linie seines Vorgängers weiterführe. Abt Martin habe die Gemeinschaft in Fahr in Zeiten grosser Veränderungen unterstützt und das Bewusstsein vom Doppelkloster Fahr und Einsiedeln gefördert und vertieft.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar