Unfall | 30-Jährige in Zermatt schwer verletzt - es war wohl ein Blindgänger
Explosion in Gandegghütte wirft Fragen auf

Gandegghütte. Im Inneren des Gebäudes kam es zur Explosion.
Foto: zvg
Im vergangenen Dezember explodierte in der Gaststube der Gandegghütte bei Zermatt ein Metallzylinder. Dabei wurde eine Angestellte schwer an der Hand verletzt. Nun sucht die Polizei nach Zeugen.
Eine 30-jährige deutsche Angestellte befeuerte am Morgen 19. Dezember 2016 den Kaminofen in der Gaststube. Gegen 11:00 Uhr begab sich die Frau erneut zum Holzofen, um nach dem Feuer zu sehen. Dabei hat sie laut Mitteilung der Kantonspolizei ein angelehntes Holzstück am Sichtfenster der Kamintüre bemerkt. Mit einem Metallstück, das unter der Abluftregulierungsklappe eingespannt war, habe sie beabsichtigt, das brennende Holzstück weiter in den Ofen zu schieben.
Kurz nach dem Kontakt mit dem glühenden Stück Holz detonierte dann jedoch der Metallzylinder in der rechten Hand der Frau - sie verlor drei Finger (der «Walliser Bote» berichtete am 27. Dezember). Schwer verletzt musste das Opfer mit einem Helikopter der Air Zermatt ins Universitätsspital (CHUV) nach Lausanne geflogen werden. Bei der Spurensicherung durch Spezialisten des WFD des Forensischen Institutes Zürich (Wissenschaftlicher Forschungsdienst) und der KTA (kriminaltechnische Abteilung) der Kantonspolizei Wallis wurden unter anderem Schmauchspuren und Metallsplitter sichergestellt.
Blindgänger wahrscheinlich
Beim detonierten Objekt, handelte es sich um einen rostigen Metallzylinder. Das Stück Metall wurde einige Tage zuvor von der Betriebsangestellten im Erdgeschoss der Gandegghütte gefunden. Der Durchmesser des Zylinders betrug ungefähr 2 bis 3 Zentimeter (Zweifrankenstück), die Länge zirka 15 Zentimeter. Es waren allerdings weder Beschriftungen noch Gravuren an sichergestellten Überresten des Zylinders ersichtlich. Das Metallstück wies an einem Ende eine Kerbung auf.
In den Schmauchspuren wurden unter anderem Nitroglycerin und Spuren von Pikrinsäure nachgewiesen. Zusätzlich konnte eine ungewöhnliche Bleikonzentration festgestellt werden. Die Form der Splitter deutet zudem auf die Explosion eines brisanten Sprengstoffes hin. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden im Ausland unter anderem Granaten mit Pikrinsäure als Explosivstoff gefüllt. Beim detonierten Objekt könnte es sich demzufolge um einen alten militärischen Munitionsbestandteil gehandelt haben, wie es in der Mitteilung heisst.
Polizei sucht Zeugen
Im Rahmen der Ermittlungen bittet die Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis Personen, die Angaben zum Metallzylinder oder andere sachdienliche Hinweise machen können, sich bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Wallis, Telefon 027 326 56 56, zu melden.
Wichtige Informationen der Polizei: Aufbewahrung verboten
Blindgänger und Munitionsreste finde man häufig auf Schiessplätzen, in Zielgebieten in den Bergen, auf Gletschern – aber auch im Nachlass von Verstorbenen als Erinnerung an die Dienstzeit, schreibt die Kantonspolizei. Blindgänger und Munitionsreste seien nicht immer als solche zu erkennen. Diese Art von «Erinnerung» ist laut Kapo jedoch verboten, da Blindgänger sehr gefährlich seien.
Um Unfälle zu verhindern, gelte es folgende Grundsätze zu befolgen: Blindgänger und Munitionsreste nie berühren – markieren – melden. Der Fund ist telefonisch unter der Nummer 117 zu mitzuteilen. Alternativ könne ein Blindgänger-App im Apple App Store oder im Google Play Store heruntergeladen oder das Meldeformular genutzt werden (http://www.vtg.admin.ch/de/service/fuer-sie/blindgaenger-melden.html).
pd / pmo
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