Forst | Kanton will neues Finanzierungsmodell für Schutzwaldpflege einführen. Doch:

Förster verlangen Auszeit

Sägen am eigenen Ast? Schutzwaldpflege ist wichtig. Die Finanzierung bleibt vorerst unklar.
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Sägen am eigenen Ast? Schutzwaldpflege ist wichtig. Die Finanzierung bleibt vorerst unklar.
Foto: WB / Alain Amherd

«Das System kann nicht funktionieren. Es braucht ein Moratorium»
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«Das System kann nicht funktionieren. Es braucht ein Moratorium»
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Quelle: 1815.ch 18.10.19 0
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Wallis | Eine vertrackte Situation: Der Bund will, dass mehr Schutzwälder gepflegt werden. Der Kanton schlägt ein neues Finan zierungsmodell vor. Der Verband Walliser Wald erteilt diesem eine Abfuhr. Wie weiter?

Knapp 90 Prozent der Wälder im Wallis sind prioritäre Schutz­wälder, die Gemeinden und In­frastrukturen schützen. Damit diese ihre Funktion wahrnehmen können, müssen sie gepflegt und bewirtschaftet werden, was mit ­Kosten verbunden ist. Der Holzerlös deckt schon seit Jahrzehnten nicht mehr die Bewirtschaftungskosten. Deshalb unterstützen Bund, Kanton und Gemeinden die Arbeit in den Walliser Wäldern. Doch die Rechnung geht nicht auf. Verschärft wird die Situation durch eine neue Vereinbarung mit dem Bund: Künftig sollen 25 Prozent mehr Schutzwaldflächen behandelt werden. Jedoch will der Kanton seinen Finanzierungsanteil nicht erhöhen.

«Abgelegene Regionen werden benachteiligt»

Bei den Kosten für die Pflege der Schutzwälder gibt es grosse Un­terschiede. Pro Hektare können das für einfache Flächen 4000 Franken sein, in Ausnahmefällen aber auch 60 000 Franken. Entscheidende Faktoren sind der Zustand, aber auch die Lage des Waldes. Die Forstbetriebe erhalten jedoch immer denselben Betrag: vom Bund 5000 Fr./ha, vom Kanton 4000 Fr./ha, insgesamt 9000 Franken. Weiter beteiligen sich die Gemeinden mit 10 Prozent an den Kosten.

Das neue Finanzierungsmodell des Kantons sieht nun vor, dass die unterschiedlichen Voraussetzungen bei der Entschä­digung berücksichtigt werden. Das heisst: In steilen Lagen und schwer zugänglichen Regionen sollen die Forstreviere künftig ­höhere Beiträge erhalten als in ­Gebieten, die besser erschlossen sind. «Das macht durchaus auch Sinn», sagt Christina Giesch, «doch das neue Modell des Kantons ist nicht praxistauglich, das System ist zu starr.» So gäbe es für Helikopterflüge künftig einen Einheitstarif, egal wie lange die Flugdauer sei. Die Forstreviere müssen die Flugunternehmen jedoch entsprechend der Flugdauer entschädigen. «So werden Regionen wie etwa das Nikolaital benachteiligt», sagt die Direktorin des Verbandes Walliser Wald, «weil die Flugstrecken grösser sind.» Dies sei nur ein Beispiel von vielen, das zeige, dass der Kanton in eine falsche Richtung ziele.

Verband will Marschhalt

Eine erste Version des neuen Finanzierungsmodells wurde den verschiedenen Akteuren Anfang Jahr präsentiert. Auf Intervention des Dachverbandes der Waldeigentümer wurden Anpassungen vorgenommen. Eine zweite Version wurde am 1. Oktober publiziert. Auch diese hat laut Giesch erhebliche Mängel. «Aus diesem Grund möchten die Waldbesitzer mit allen Partnern eine Arbeitsgruppe einrichten, um gemeinsam ein effizientes und faires ­Finanzierungsmodell zu entwickeln.» Und da die neue Wald­bewirtschaftungsperiode bereits in rund zwei Monaten beginne, brauche es einen Marschhalt, «denn das System kann nicht funktionieren», sagt Giesch. An einer ausserordentlichen Gene­ralversammlung von letzter Woche hat sich der Verband einstimmig für ein zweijähriges Moratorium ausgesprochen. So würde das ­jetzige Finanzierungsmodell beibehalten.

«Für die Praxis geeignet»

Wenig von diesem Vorschlag hält die kantonale Dienststelle für Wald, Flussbau und Landschaft. «Bei der Abgeltung von Leistungen im Bereich Schutzwald handelt es sich um eine komplexe An­gelegenheit mit vielen möglichen Parametern. Man muss sich vorstellen, jeder Wald ist anders bezüglich Holzarten, Vorrat, Steilheit des Geländes oder vorhandener Erschliessung.» Es gebe somit kein für alle Fälle optimales Finanzierungssystem für alle Eingriffe im Wald.

«Natürlich verstehen wir die Bedenken vom Verband Walliser Wald. Die Einführung von neuen Systemen wird immer auch kritisch beurteilt. Wir halten das System aber für die Praxis geeignet und angemessen», so der Chef der Dienststelle, Olivier Guex, der anfügt, dass an der ausserordent­lichen Delegiertenversammlung der Dienstchef sowie der Adjunkt der Dienststelle nur am ersten Teil der Versammlung teilnehmen konnten.

Aussprache in den kommenden Tagen

Das grösste Problem sei jedoch, so Guex weiter, dass das neue Finanzierungsmodell gleichzeitig mit einer generellen Senkung der Subventionshöhe eingeführt werde. «Diese Anpassung der Subventionsbeiträge erfolgt aufgrund von Vorgaben des Finanzinspektorats, welches festgestellt hat, dass die aktuelle Subventionshöhe über den gesetzlich zulässigen Vorgaben liegt.» Heute darf der Kanton maximal 90 Prozent der Kosten subventionieren.

Ein zweijähriges Moratorium ist aus Sicht der Dienststelle aus terminlichen Gründen nicht möglich. «Am 1. Januar 2020 beginnt die neue Periode für die Neu­gestaltung des Finanzausgleichs NFA. Bis dahin werden auch die Leistungen des Kantons Wallis im Bereich Schutzwald und die Abgeltungen des Bundes an den Kanton definiert», teilt die Dienststelle klipp und klar mit.

In den nächsten Tagen treffen sich Vertreter des Verbandes Walliser Wald mit der kantonalen Dienststelle, um die Forderungen des Verbandes zu besprechen. Der Spielraum ist eng. Und die Zeit drängt. Eine vertrackte Situation.

«Das System kann nicht funktionieren. Es braucht ein Moratorium»

Christina Giesch
Direktorin Verband Walliser Wald

Wolf und Wald – was sagt «Walliser Wald»?

Der Schutz der Wölfe vor dem Abschuss wird in der Schweiz gelockert. Das Parlament hat das revidierte Jagdgesetz kürzlich bereinigt. Eine Allianz von Umweltorganisationen will indes, dass das Stimmvolk über das neue Jagdgesetz entscheidet. Unterstützt wird das Referendum auch vom Schweizer Forstverein.

Der Verband Walliser Wald zeigt sich diesbezüglich bedeckt. «Wir haben uns noch nicht weiter mit der Revision des Jagdgesetzes auseinandergesetzt. Ich kann nur bestätigen, dass in gewissen Regionen der Wilddruck so hoch ist, dass wir den Wald nicht mehr verjüngen können», so Direktorin Christina Giesch.

Armin Bregy
18. Oktober 2019, 02:00
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