Landwirtschaft | Basler Flugjahr lässt unliebsame Frühlingsboten munter werden

Gefrässige Maikäfer schwärmen aus

Basler Flugjahr. Derzeit fliegen Maikäfer in einigen Gebieten des Oberwallis wieder in grosser Schar aus.
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Basler Flugjahr. Derzeit fliegen Maikäfer in einigen Gebieten des Oberwallis wieder in grosser Schar aus.
Foto: Keystone

Quelle: 1815.ch 25.05.16 2
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In diesem Frühjahr sind Maikäfer in einigen Regionen des Oberwallis in der Dämmerung wieder häufiger anzutreffen. 2016 ist ein Basler Flugjahr, in dem die vermeintlich unbeholfenen Flieger im Wallis jeweils zu Hunderten aus der Erde krabbeln, um in die Lüfte zu steigen.

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  • Nimmersatte Engerlinge richten alljährlich Schäden an

Matthäus Schinner von der kantonalen Dienststelle für Landwirtschaft bestätigt: «In der Region um Turtmann sind die Maikäfer derzeit bereits am Fliegen. In höheren Lagen ist es aber noch zu früh.» Warmes und trockenes Wetter kommt den Fluginsekten entgegen. Würden die Witterungsbedingungen stimmen, könnten die kräftigen Käfer sogar zwei- oder dreimal ausfliegen und ebenso oft Eier ablegen. Ebenfalls stark wetterabhängig sei, wie lange die gefrässigen Brummer ausfliegen würden. Meist sind die erwachsenen Tiere von Mai bis Juni aktiv.

Im Oberwallis scheinen einige Gegenden beim Vielfrass Maikäfer, der im fünften Streich der Strolche Max und Moritz das Bett von Onkel Fritz erobert, beliebter als andere zu sein. Schinner grenzt die Regionen im oberen Rhonetal ein: «Vor allem der Raum Turtmann bis Susten, der Brigerberg, Bister und Grengiols sowie das Untergoms zählten in den letzten Jahren zu den Befallsgebieten.» Die von den Käfern heimgesuchten Gebiete hätten sich in der Vergangenheit zunehmend auch in höhere Lagen, etwa bis nach Münster verschoben. Dabei bevorzugen die meist unbeliebten Plagegeister, die insbesondere in der Dämmerung teilweise in grosser Schar auftreten, neben den Blättern der Nussbäume auch das Laub von Ahorn, Erle, Birke sowie Lärche und das Grün von Obstbäumen.

Beschleunigte Entwicklungszyklen

Die Metamorphose des etwa drei Zentimeter langen Käfers umfasst an und für sich drei, in höheren Lagen vier Jahre. «Das erste Jahr ist das Jahr des Fluges und der Eiablage. Das zweite Jahr wird als Hauptschadensjahr bezeichnet, weil die Engerlinge dann ihre grösste Frasstätigkeit entwickeln. Das letzte Jahr dient sodann einem kurzen Reifungsfrass und der Verpuppung», benennt Schinner die Entwicklung des Frühlingsboten. Indes haben sich die Zyklen des zur Familie des Blatthornkäfers gehörenden Insekts verkürzt. «Ein Teil der Population verpuppt sich jeweils bereits nach zwei oder drei Larvenjahren.» Überhaupt sei zunehmend zu beobachten, dass sich die Generationen vermischen würden und nicht mehr von eigentlichen Flugjahren gesprochen werden könne, präzisiert man bei der Dienststelle für Landwirtschaft.

Den geschlechtsreifen Maikäfern, die in ihren Gebieten zuweilen sogar in kleinen Grüppchen an den Bäumen hängen und punktuell innerhalb kürzester Zeit ganze Bäume kahl fressen können, ist gemäss Schinner schwierig beizukommen, «zumal der Einsatz von Insektiziden verboten ist». Allerdings sind es nicht die schwärmenden Käfer, sondern vielmehr deren nimmersatte Larven, die durch Wurzelfrass bei Landwirten und Hobbygärtnern für teils massive Ernteausfälle und «nicht zuletzt für viel Ärger» sorgen. «In Wiesen, Gärten und Obstanlagen entstehen primär durch Engerlinge Schäden. Etwa im Futterbau kann der Landschaden und die damit verbundenen Ertragsausfälle, sowie die Kosten für Wiederansaaten oder Übersaaten rasch einige Tausend Franken pro Jahr betragen», erklärt Schinner.

Nur wenig Handhabe gegen Engerlinge

Im Kampf gegen eine Engerlingsplage im Boden kommt den vorbeugenden Schutzmassnahmen eine wichtige Bedeutung zu. Agronom Schinner erklärt: «Maikäfer-Weibchen bevorzugen zur Eiablage gemähte Wiesen mit einem lückigen Bestand. In Maikäfergebieten ist deshalb darauf zu achten, dass eine geschlossene Pflanzendecke vorhanden ist.» Auch in frisch gepflügten, grasfreien Böden würden Maikäfer nur wenige Eier ablegen. «Diese Böden bleiben dann für die nächsten Jahre praktisch engerlingsfrei. Gärten und kleinere Obstanlagen können mit feinmaschigen Netzen abgedeckt werden.» Treten die schier nimmersatten Larven nach einem Flugjahr trotzdem im Erdreich auf, könne in der Zeit, in der sich diese in der Wurzelzone befinden, eine häufige Bodenbearbeitung durch Pflügen, Eggen oder Fräsen viele Engerlinge eliminieren, nennt Schinner eine direkte Bekämpfungsmassnahme. Er fügt an: «Eine intensive Beweidung kann im Wiesland ähnliche Auswirkungen haben.»

Effizientere und direkte Massnahmen, den Engerlingen zu Leibe zu rücken, gibt es indes nicht. Die zur Bodenbehandlung eingesetzten Insektizide, die unter anderem auch gegen Engerlinge wirken, hätten wegen ihrer nicht verantwortbaren, ökologisch bedenklichen Begleiterscheinungen vom Markt genommen werden müssen, wird das Fehlen von wirksamen Bekämpfungsmitteln erklärt. Zur direkten Bekämpfung ist in der Schweiz bisher nur ein biologisches Pflanzenschutzmittel zugelassen, der Pilz Beauveria brongniartii. Dieser wird in den Boden eingearbeitet, befällt die Engerlinge und tötet sie innerhalb von drei bis sechs Monaten ab. Sofern die Flächen, in die der Pilz ausgebracht wurde, nicht ausreichend bewässert werden können, eignet sich die Methode aber nur bedingt. «Fehlt die Feuchtigkeit, hat der Pilz Mühe sich zu entwickeln und folglich ist der Effekt oft gering.»


2013 wurde im Rhonetal das letzte grosse Maikäferflugjahr verzeichnet. Nach der Paarung legen die Weibchen jeweils bis zu 50 Eier im Boden ab, aus welchen nach vier bis sechs Wochen die Engerlinge schlüpfen. Nachdem sich die Larven nach drei Jahren im Boden entwickelt haben, verpuppen sie sich zu Käfern. Diese überwintern frostgeschützt bis zu 80 Zentimeter tief im Boden, ehe sie Ende April/Anfang Mai in Massen ausschwärmen. In der Praxis werden die regionsspezifischen Flugjahren in Urner, Berner und Basler Flugjahr unterteilt. Neben dem Wallis fliegen Maikäfer während des Basler Flugjahrs auch in Ob- und Nidwalden sowie im Haslital.

pan
25. Mai 2016, 07:00
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Kommentare

  • Peter - vor 9 Jahre ↑6↓13

    In der Tierwelt ist wohl alles unliebsam oder wie? Obwohl ja der aufrechtgehende Affe der Art homo sapiens der grösste Schmarotzer ist.

    antworten

    • Stefi - vor 9 Jahre ↑4↓2

      wieder ein geistreicher Kommentar von Peter. So ein unzufriedener Nörgler....würde mir überlegen im Wald zu wohnen und jeglichen Kontakt zu den verhassten Mitmenschen zu unterlassen.

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