220 Personen unterschreiben Petition
Herbrigger setzen sich für Dorfschule ein

Vor dem Aus:. Im Schulgebäude von Herbriggen sollen schon bald keine Kinder mehr den Unterricht besuchen. (Foto: zvg)
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In Herbriggen soll die Schule zugehen. Das kommt bei einem Grossteil des 450 Einwohner zählenden Dorfs im Gemeindegebiet von St. Niklaus nicht gut an.
Die Schulkommission der Region St. Niklaus hat zusammen mit der Schulleitung beschlossen, die Schule in Herbriggen auf das kommende Jahr aufzuheben. Betroffen sind eine Primar- und eine Kindergartenklasse. Alle Kinder auf Kindergarten- und Primarschulstufe sollen im Herbst 2015 das Schuljahr in Schulzimmern in St. Niklaus beginnen. Der Gemeinderat von St. Niklaus hat einen rechtsgültigen Beschluss bereits im Herbst 2014 gefällt. Die betroffenen Einwohner von Herbriggen wurden in der Folge schriftlich über eine mögliche vorübergehende Schliessung informiert.
Schulqualität leidet
Schulpräsidentin Cornelia Fux kennt die Fakten, die zu einer vorübergehenden Schliessung der Schule in Herbriggen führen: «Es sind primär Gründe der Schulqualität. Bereits jetzt sind die Klassen in St. Niklaus stark durchmischt, was die Qualität der Schule mindert. Aufgrund der Schülerzahlen muss die Gemeinde St. Niklaus aufs Schuljahr 2014/15 eine Primar- sowie eine Kindergartenklasse aufheben. Wenn die Schule in Herbriggen weiterbesteht, müsste in St. Niklaus beispielsweise eine 5. Klasse in eine 5./6., 5./3. und 5./4. Klasse aufgeteilt werden. Das ist pädagogisch unhaltbar.»
Dass die Schulgemeinde St. Niklaus zwei Klassen weniger führen kann, hat seine Gründe in der Einführung von HarmoS. «Darin wird genau geregelt, welche Kinder in welchem Alter zukünftig eingeschult dürfen. So besucht in Herbriggen im kommenden Jahr ein einziges Kind den Kindergarten», weiss Fux. «Bereits in zwei Jahren aber könnte sich die Situation mit einem Anstieg der Anzahl Schulkinder ändern, sodass in Herbriggen wieder Schule gehalten werden könnte.»
«Möchte man dort aber im kommenden Jahr den Kindergarten aufrechterhalten, müssten Kinder täglich mit Bussen nach Herbriggen chauffiert werden.» Dass man vonseiten der Behörden mit einer konkreten Information zugewartet habe, liege auch an der Einführung des neuen Primarschulgesetzes. «Der Walliser Staatsrat setzte dies erst mit Beschluss von letzter Woche in Kraft. Hätte er nicht zugestimmt, hätte die Schliessung vielleicht um ein Jahr verschoben werden können.»
Petition gegen Entscheid
Gerade auch weil die Informationen so spärlich flossen, hat sich nun in Herbriggen Widerstand in Form einer Interessengemeinschaft formiert. Ihr steht der ehemalige Gemeinderat Josef Truffer vor. «In Herbriggen haben in den letzten Jahren etliche junge Leute Häuser gebaut und eine Familie gegründet. Mit der Schliessung der Schule verliert für sie das Dorf ein Qualitätsmerkmal.» Die Interessengemeinschaft hat sich deshalb mit einer Petition, die von 220 Personen unterschrieben wurde, einerseits an die Gemeinde und anderseits an die Schulbehörden gewandt. Das Ziel: Der Entscheid soll nochmals wiedererwägt und allenfalls vom Gemeinderat neu entschieden werden.
Gemeindepräsidentin Gaby Fux hat auf das Schreiben nicht schriftlich reagiert, sondern zusammen mit fünf Gemeinderäten am letzten Freitag das Gespräch mit der Bevölkerung von Herbriggen gesucht. «Wir nehmen die Anliegen der Bevölkerung und der 220 Petitionäre ernst. Mit der Versammlung in Herbriggen, der rund 170 Leute beiwohnten, setzten wir einen Prozess in Gang, der nochmals alle Fakten zum Entscheid auf den Tisch bringen soll. Ob sich daraus die Notwendigkeit ergibt, diesen nochmals vor den Gemeinderat zu bringen, muss sich zeigen.»
Die Schulleitung, Schulkommission und die Gemeinde laden nun zu einer Infoveranstaltung betreffend der Zukunft der Schule Herbriggen ein. Die Veranstaltung findet am 3. Februar 2015 um 19.00 Uhr im Musikzimmer in Herbriggen statt. Zuvor allerdings treffen sich am Donnerstagabend in St. Niklaus Delegationen der Schulleitung, der Schulkommission, der Gemeindebehörden sowie der Interessengemeinschaft zu einer Auslegeordnung in der Sache. Dabei soll auch ein externer Fachmann aus dem Erziehungsdepartement angehört werden.
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Kommentare
Arno - ↑0↓3
Typisch für unsere Wohlstands-Gesellschaft - man will halt den Fünfer und das WEGGLi! Die Forderung ist lächerlich und weltfremd!
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Herbrigger - ↑2↓0
Oje Frau Fux Cornelia!
Wo waren Sie nur als wir vor rund 27 Jahren in gemischten Klassen die Schule in Herbriggen besuchten. "Unhaltbare Zustände!" Nun sind wir wohl Dumm und Zurückgeblieben.
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