Kriminalität | Michel Villa ging Russenmafia auf den Leim
«Ich konnte lange nicht darüber reden»

Kann wieder lachen. Michel Villa auf dem Balkon seines neuen Hauses im italienischen Cannobio am Lago Maggiore.
Foto: zvg
Beim Versuch, sein Haus in der Toskana zu verkaufen, wurde der Oberwalliser Musiker Michel Villa von der Russenmafia auf üble Art und Weise getäuscht. Er hat dabei 50'000 Franken verloren.
Da ihm die lange Anreise zuletzt zu viel wurde und er sich inzwischen am Lago Maggiore eine neue Ferienbleibe eingerichtet hat, will Michel Villa sein Haus im toskanischen Dörfchen Capezzano Monte verkaufen. Das Gebäude mit einer Wohnfläche von 110 und einem Umschwung von 2500 Quadratmetern, inklusive Meerblick, ist nach wie vor auf seiner Webseite zum Verkauf ausgeschrieben. «Es ist wunderschön. Ich rede aber lieber von einem Rustico statt einer Villa, da wir das Haus vor Jahren von einem Stall in ein Wohnhaus umgebaut haben.» Da brauche es einen Liebhaber, der sich dafür begeistern könne, wie er damals, erklärt der 60-jährige Musiker und Entertainer aus Leuk im Gespräch mit 1815.ch.
Zuletzt musste er wegen seines Hauses in der Toskana aber sehr viel Lehrgeld zahlen. Denn beim Versuch, seinen Besitz zu verkaufen, wurde er von Russen übers Ohr gehauen. «Es war für mich wie ein Trauma. Ich konnte lange nicht darüber reden», betont Villa und bestätigt einen Bericht im «Blick» vom Samstag. Auch um andere Personen zu warnen, ist er inzwischen bereit, über den Vorfall zu reden – zuletzt habe er gar von ähnlichen Kaufangeboten im Oberwallis vernommen. «Ich habe viel Geld verloren. Mir ging es auf keinen Fall darum, bei der ganzen Aktion eine schnelle Einnahme zu machen oder gar Geld zu waschen.» Er sei kein Geldmensch. Da er zu dieser Zeit aber sein Haus im Tessin kaufen wollte, sei er vielleicht risikobereiter gewesen.
Geld für dringendes Geschäft
Ende 2015 wurde Villa von einer russischen Immobilienfirma informiert, dass man einen Käufer für das Haus gefunden habe. Die Leute schauten sich die Wohnung in der Folge vor Ort an. «Ich fand sie sympathisch und war guter Dinge», so der Besitzer. Als es dann darum ging, eine Anzahlung von 100'000 Euro vor Unterschrift des Vorvertrags zu machen, wurde er angerufen und um einen Gefallen gebeten. Der Kaufinteressent gab an, dringend 50'000 Franken für ein Geschäft zu brauchen, und schlug deshalb einen Tauschhandel an: 50'000 Euro für 50'000 Franken. Er habe dreimal leer geschluckt und sei zunächst sehr enttäuscht gewesen, erinnert sich Villa.
Da er sein Haus aber unbedingt verkaufen wollte, willigte er schliesslich ein. Jedoch mit der Bedingung, das Geld zuvor genau kontrollieren zu dürfen. Villa reiste daraufhin mit einer Kollegin und einer Geldprüfmaschine nach Mailand, wo der Tausch in einem Hotel stattfand. «Das Geld war echt», hebt er hervor. «Der Fehler war jedoch, dass ich es wieder aus der Hand gab, statt es mir direkt in die Tasche zu stecken.» Der Geschäftspartner, der mit einem weiteren Mann, der sich als Banker ausgab, angereist war, nahm das geprüfte Geld wieder zurück, büschelte es und legte es in einen Leinensack. Diesen verschloss der Mann mit einem Kleber.
Geldpäckchen getauscht
Wahrscheinlich sei der sogenannte Banker eine Art Zauberer oder Artist gewesen, vermutet Villa. «Ich möchte nichts gegen diese Zunft sagen. Aber für uns war es unerklärlich, wie das Päckli unbemerkt mit einem anderen getauscht werden konnte.» Er habe immer auf das Päckchen geschaut. Wahrscheinlich sei ein identischer Leinensack mit den Blüten bereits vorbereitet gewesen und innert Sekundenbruchteilen mit den echten Scheinen gewechselt worden. Erst als Villa mit dem erhaltenen Betrag zur Bank ging, flog der Schwindel auf. Er zeigte den Fall umgehend bei der Polizei an. Dabei hätte er eigentlich den durch den Währungsumtausch gemachten Gewinn für einen guten Zweck im Oberwallis spenden wollen. Stattdessen hat er 50'000 Franken an die Russenmafia verloren.
pmo
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Kommentare
Visper - ↑32↓8
Dass jemand so viel Geld wechseln möchte, zu einem schlechteren Kurs als auf der Bank oder jeder Wechselbude. Da sollten eigentlich alle Alarmglocken läuten!?
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