Telekom | Rückschritt beim Datenverkehr
Lahmes Mobilfunknetz im Turtmanntal

Im Turtmanntal läuft das Internet seit diesem Sommer nicht mehr rund.
Foto: Willy Zengaffinen
Das mobile Surfen im Internet ist im Turtmanntal seit diesem Sommer zum Geduldsspiel geworden. Ferner beklagen sich Swisscom-Kunden über einen deutlich schlechteren Natelempfang als noch im Vorjahr.
Für die schwächere Natel- und mobile Internetverbindung sei eine geänderte Einstellung der Swisscom verantwortlich, ärgert man sich im Turtmanntal. Wie Swisscom-Medienchef Sepp Huber gegenüber 1815.ch bestätigt, hat man bei der Swisscom entsprechende Rückmeldungen aus der Region erhalten.
Tatsächlich lahmt die Übertragungsgeschwindigkeit im Turtmanntal aufgrund einer anfangs dieses Sommers verringerten Leistung im Bereich des mobilen Internets. Sämtliche Alphütten im Gebiet sind an eine Freileitung angeschlossen. Diese nach Oberems führende Leitung sei wegen Lawinenabgängen und aufgrund der teils widrigen Witterungsverhältnisse während den Wintermonaten jeweils arg in Mitleidenschaft gezogen worden. «Darunter hat auch der Mobilfunkempfang gelitten», erklärt Mediensprecher Huber. «Alljährlich musste die Leitung repariert oder ersetzt werden. So auch in diesem Jahr.»
Wechsel von 3G auf 2G
Die Schäden sowie die Instandsetzungsarbeiten an der kupfernen Überlandleitung durch die Swisscom sind jedoch nicht der alleinige Grund, warum die Alphütten-Bewohner sowie die Gäste im Turtmanntal derzeit mit einer dürftigen Übertragungsrate leben müssen. Sepp Huber dazu: «Die Übertragung auf der Freileitung ermöglichte bis anhin auch den Mobilfunkstandard 3G. Da diese Übertragungen via Kupferfreileitungen nicht mehr genügen und die Mobilfunkübertragung zudem auf IP umgestellt wird, ist ab diesem Sommer nur noch 2G möglich.» Die Mobilfunkübertragung über IP (Internet Protokoll) bedinge einen Glasfaseranschluss. Derzeit führe aber noch kein Glasfaserkabel ins Turtmanntal.
Zur Erläuterung: Der Unterschied zwischen den Mobilfunkstandards 2G und 3G (2. und 3. Generation) liegt hauptsächlich in der Geschwindigkeit der Datenübertragung, welche auf mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets wichtig ist, um möglichst schnell im Internet zu surfen. 3G, die 3. Generation der Mobilfunknetze, ermöglicht ein schnelles mobiles Internet. Anwender können damit Videos schauen, im Internet surfen oder grosse Multimedia-Dateien hoch- sowie herunterladen. Hingegen ist 2G nach heutigen Standards sehr langsam, reicht aber zumindest für Anwendungen wie WhatsApp aus. Überdies ermöglicht der 2G-Mobilfunkstandard gemäss Swisscom schweizweite Sprachtelefonie sowie SMS. Um E-Mails zu lesen oder im Internet Texte ohne bewegte Bilder anzuschauen, genügt 2G nur knapp. Eine aufwendige Webseite oder ein Video laden, dauert hiermit jedoch fast endlos und strapaziert die Nerven der Nutzer. Das bestätigt auch Sepp Huber: «Den Anwendern im Turtmanntal steht eine gute 2G-Verbindung zur Verfügung, mithilfe dieser in geringerem Ausmass Daten empfangen werden können. Allerdings in langsamerer Geschwindigkeit als über eine 3G-Verbindung.»
Netz wird bis 2020 weiterentwickelt
Und wann will Swisscom die Leistungsfähigkeit des Netzes in der Region wieder verbessern? «Unter Berücksichtigung der Situation vor Ort, wie etwa der bestehenden Mobilfunkversorung oder der Nachfrage, wird das Mobilfunknetz der Swisscom entsprechend geplant und weiter ausgebaut», so Huber. «Im Turtmanntal wird es bis 2020 weiter ausgebaut.» Dann allerdings wird auch «die heute 22 Jahre alte Technologie 2G nicht mehr unterstützt, um genügend Frequenzen und Kapazitäten bei der Telefonie und bei der Datenkommunikation zu erhalten», schreibt das Telekommunikations-Unternehmen auf seiner Webseite. Ein Umrüsten des Mobilfunknetzes in der Region müsste in vier Jahren also ohnehin in Angriff genommen werden. Solange muss man sich im Turtmanntal wohl weiterhin auf eine äusserst schwerfällige Surf-Geschwindigkeit einstellen.
pan
Artikel
Kommentare
Serkan - ↑4↓4
Ist natürlich ein echter Jammer, dass die Swisscom für die 12 Bewohner des Turtmanntals nicht extra eine Antenne hinstellt. Das hätte es damals als Staatsbetrieb nicht gegeben.
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Serkan - ↑5↓1
Na bei 400 Leuten wäre natürlich auch ein eigener Bahnhof angemessen, ich korrigiere mich gerne. Würde ein Halbtstundentakt denn reichen?
Mariette - ↑2↓2
Serkan. Wie ich aus deinen Worten entnehmen kann, warst du noch nie im Turtmanntal. 1. Wir haben eine "Antenne"
2. Hat es sicher mehr als 400 Einwohner im Sommer.
3. Wäre es sinnvoller, sich zuerst richtig zu erkundigen, bevor man solche Artikel ins Netz stellt und dabei sicher noch nie dagewesen ist.
Robert - ↑14↓7
Einfach mal die Geräte abschalten und die Ferien/Freizeit geniessen! Schon traurig dass jeder immer gleich seine aktuelle Lebensgeschichte posten muss bzw. die des anderen checken. Vor nicht all zu langer Zeit hätte so eine Veränderung keiner bemerkt geschweige denn gestört.
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Koni - ↑12↓5
Stellt doch die Geräte einfach ab, geniesst die Ruhe und das herrliche Panorama, trinkt ein Glas Wein und erholt euch. Viel Spass
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schmähkritiker - ↑6↓6
im turtmanntal hätte es sicher richtig viele pokemons
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fritz - ↑8↓6
irgendwie hab ich das Gefühl, die Swisscom wolle das Oberwallis schrittweise vom Netz nehmen.
Zwischen der Autobahnausfahrt in Siders bis nach Eischoll schmeisst es mich regelmässig 3 mal aus dem Netz.
Wozu zahlen wir eigentlich Gebühren?
Auf Nachfrage bei der Hotline heisst es: Im moment sind keine Anpassungen vorgesehen, versuchen Sie es mit 3G...was natürlich Auch nicht funktioniert.
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Karin Gruber - ↑18↓15
Zur Illustration: Das Öffnen des obigen Artikels auf dem Handy hat exakt sechs (6!) Minuten gedauert! Das Öffnen einer Mailbox auf dem Laptop dauert zwischen einer und eineinhalb Stunden - sofern sich die Mailbox wegen Zeitüberschreitung überhaupt öffnen lässt!
Wie wäre es, wenn die Valaiscom der Swisscom ihre Antenne im Turtmanntal abkauft? Denn offenbar nutzt die Swisscom hier im "sowieso nur schwach besiedelten" (so wurde mir am Telefon gesagt) Turtmanntal ihre Monopolstellung aus. Dann könnten sämtliche Bewohner des Turtmanntals all ihre Swisscom-Verträge kündigen und sich das ganze Jahr über auf einen lokalen Anbieter verlassen, der den Bedarf and den Nutzerbedürfnissen und nicht an den Nutzerstatistiken misst.
Grüsse von meinem Arbeitsplatz im (ansonsten) traumhaften Turtmanntal
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