20 Millionen-Projekt geht in die Umsetzung
«Visp investiert für die Zukunft»

Paul-André Vogel, Geschäftsleiter Cimark: «Derzeit wird gemeinsam mit der Lonza nach einem geeigneten Standort für das neue Gebäude gesucht.»
Foto: zvg
Am 26. November hat sich die Visper Urversammlung für eine Unterstützung des Projekts BioArk Visp ausgesprochen. Paul-André Vogel, Geschäftsleiter von Cimark, erklärt, was genau geplant ist.
Mit einer Beteilung in der Höhe von drei Millionen Franken, die während 15 Jahren in jährlichen Tranchen von 200'000 Franken anfallen, beteiligt sich die Gemeinde Visp am Projekt BioArk. Die Zusage der rund 150 teilnehmenden Stimmberechtigten an der Urversammlung signalisiert den Willen der Visper Bevölkerung, die Bereiche Chemie, Pharma und Biotechnologie am Standort Visp zu stärken.
Wir haben bei Paul-André Vogel von Cimark und der Stiftung The Ark nachgefragt, was unter dem Projekt BioArk Visp verstanden werden kann und was man sich von den Investitionen verspricht. The Ark ist seit 2004 die Stiftung für Innovation im Wallis. Sie setzt sich für wissens- und technologiebasierte Innovation, für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sowie eine Diversifikation der kantonalen Wirtschaft ein.
1815.ch: Paul-André Vogel, weshalb sind Investitionen in den Bereichen Chemie, Pharma und Biotechnologie in Visp notwendig?
Paul-André Vogel: «Die Wirtschaftszweige Chemie, Pharma und Biotechnologie sind für das Wallis von zentraler Bedeutung. Mit mehr als 6'000 Arbeitsplätzen und einem Achtel der kantonalen Wertschöpfung ist diese Branche im Wallis nicht wegzudenken. Der Kampf um Arbeitsplätze und eine Produktion mit hoher Wertschöpfung muss aber täglich neu ausgetragen werden. Für den Standort Visp bedeutet das, dass sowohl die Ausbildung vor Ort als auch der Einsatz neuer Technologien matchentscheidend sein können.»
Was will man durch das Projekt BioArk bewirken und wie soll es zu einer Stärkung des Standorts beitragen?
«Mit dem Projekt BioArk Visp sollen Fachkompetenz, Ausbildung, Technologie, Innovation sowie Unternehmertum unter einem Dach verknüpft werden. Dazu ist ein neues Gebäude geplant, in dem die praktische Berufsausbildung für Chemie- und Biologielaboranten, eine schweizweit bislang einzigartige Technologieplattform für Fill-and-Finish und innovative Jungunternehmen und KMU aus dem Life Sciences Bereich arbeiten werden.»
Fill-and-Finish? Das müssen Sie genauer erklären.
«Unter Fill-and-Finish ist der letzte Produktionsschritt bei Wirkstoffen und Medikamenten zu verstehen. Dabei werden Produkte in die für den Gebrauch benötigte Endpackung abgefüllt. Es ist ein äusserst schwieriger Arbeitsbereich, der in der geplanten Art so in der Schweiz noch nicht existiert. Visp sichert sich durch das Projekt einen Vorsprung und einen Vorteil für einen zukünftigen Ausbau dieser Aktivitäten. Mit diesem Schritt wird das Wallis die gesamte Wertschöpfungskette von der Forschung über die Produktion bis hin zur industriellen Verpackung anbieten können.»
Gibt es bereits konkrete Pläne für das Campus-Gebäude?
«Wir haben in enger Zusammenarbeit mit der Lonza AG mögliche Standorte evaluiert. Lonza stellt den benötigten Boden für BioArk Visp im Baurecht zur Verfügung. Ein erstes Projekt, für welches auch die Baubewilligung der Gemeinde Visp vorliegt, ist erarbeitet. Daneben ist noch ein alternatives Projekt in Arbeit. Mitte Dezember werden wir gemeinsam mit Lonza den definitiven Standort festlegen. Der Bau beginnt dann im Frühling 2014, damit ab Mitte 2015 die Berufsausbildung und die Technologieplattform im neuen Gebäude ihren Betrieb aufnehmen können.»
Wie kann man sich die Umsetzung des Projekts BioArk im Detail vorstellen?
«BioArk soll ein Nährboden für Innovationen und Unternehmertum sein. Für die erfolgreiche Umsetzung braucht es Menschen und diese Menschen wollen wir in idealer Weise unter einem Dach vereinen. Wichtig ist also nicht das Gebäude, sondern die Wertschöpfung, welche darin geschaffen wird. Trotzdem braucht es einen gemeinsamen Raum und angepasste Infrastrukturen. Auf drei Stockwerken mit insgesamt rund 2‘250 Quadratmetern werden wir auf einer Etage die für die Berufsausbildung dringend benötigten neuen Labors einbauen, während in einem zweiten Stockwerk die Infrastrukturen für Jungunternehmen und KMU und in einem dritten die Fill-and-Finish-Technologieplattform bereitgestellt werden.»
Wie viel kostet das Projekt und wie wird es finanziert?
«BioArk Visp ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Visp, des Kantons Wallis, der Lonza, der Stiftung The Ark sowie der Privatwirtschaft. Das vorgeschlagene Finanzierungsmodell entspricht demjenigen der The Ark-Standorte in Monthey, Conthey und Siders. Für BioArk Visp beläuft sich der Kostenvoranschlag auf insgesamt 12 Millionen Franken, wovon der Kanton Wallis im Rahmen des ETH Campus 6 Millionen übernimmt. Von diesen 6 Millionen Franken wurden 3 Millionen als Subvention und 3 Millionen als zinsloses Darlehen über 15 Jahre gesprochen. Die restlichen 6 Millionen werden über Bankdarlehen finanziert, welche von BioArk Visp AG über Mieteinnahmen zurückbezahlt werden sollen. Hinzu kommen Investitionen für Laboarausbauten und Produktionsanlagen, so dass das Gesamtinvestitionsvolumen bei 20 Millionen Franken zu stehen kommt.»
Welche Rolle übernimmt dabei die Gemeinde Visp?
«Das Kerngeschäft der Stiftung The Ark sind Innovationsprojekte mit Unternehmen im gesamten Kanton, das durch die regionale Verankerung der The Ark-Standorte ergänzt werden. In diesem Zusammenhang übernehmen die Gemeinden eine entscheidende Rolle und arbeiten in enger Partnerschaft mit der Stiftung zusammen. Die Gemeinde Visp trägt, wie an der Urversammlung Ende November beschlossen wurde, eine Bürgschaftsverpflichtung des zinslosen Dahrlehens des Kantons in der Höhe von 3 Millionen Franken. Sie ist zudem Mehrheitsaktionärin und hält 80 Prozent des Aktienkapitals, während die restlichen 20 Prozent von der Stiftung The Ark gehalten werden. Neben dem rein finanziellen Engagement kommt aber auch der offenen und zukunftsorientierten Haltung der Gemeinde eine tragende Rolle zu. Es ist ein sehr starkes Zeichen von Visp an die Wirtschaft und für die Wirtschaft.»
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