Krise | Staatsratspräsident Roberto Schmidt zur aktuellen Lage

«Wir mussten die Notbremse ziehen»

Ernste Situation. Staatsratspräsident Roberto Schmidt: «Inzwischen ist es nicht mehr möglich, alle Fälle nachzuverfolgen und mittels Quarantäne einzudämmen.»
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Ernste Situation. Staatsratspräsident Roberto Schmidt: «Inzwischen ist es nicht mehr möglich, alle Fälle nachzuverfolgen und mittels Quarantäne einzudämmen.»
Foto: mengis media/Daniel Berchtold

Quelle: WB 17.03.20 2
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Roberto Schmidt, viele ­haben Mühe, den Begriff «aussergewöhnliche Lage» richtig einzuordnen. Ist das gleichzusetzen mit Notstand, also der höchstmöglichen Krisenstufe?
«Das kantonale Gesetz über den Schutz der Bevölkerung teilt hier in drei Stufen ein: normale, besondere und ausser­ordentliche Lage. Die Begriffe Notstand beziehungsweise Notlage kommen eher aus dem Kriegsrecht.»

Seit den letzten Weisungen des Kantons sind ­gerade mal drei Tage ­vergangen. Warum ist
die «aussergewöhnliche Lage», sprich der Notstand, erforderlich?

«Wir mussten die Notbremse ziehen, weil wir feststellten, dass sich im Wallis alle zwei
bis drei Tage die Anzahl Fälle von Corona-Infizierten verdoppelt. Die Kurve der Infektionen steigt exponentiell an. Inzwischen ist es nicht mehr möglich, alle Fälle nachzuverfolgen und mittels Quarantäne ein­zudämmen. Es bleibt nur noch die Möglichkeit, die zwischenmenschlichen Kontakte drastisch zu limitieren.»

Sind die Behörden noch Herr der Lage?
«Wir hoffen natürlich auf das Verantwortungsbewusstsein jedes einzelnen Bürgers. Mittlerweile sollte jeder gemerkt haben, wie ernst die Lage ist. Wer zu Hause bleiben kann, soll zu Hause bleiben.»

Virologen sagen, es sollten am besten alle zu Hause bleiben. Indessen sind nach wie vor die meisten am Arbeiten; auch in Bereichen, die über den Grundbedarf hinausgehen. Bräuchte es da nicht auch strengere Mass­nahmen?
«Bis jetzt haben wir noch nicht die ganze Wirtschaft gestoppt. Das wäre dann die nächste ­Stufe. Aber das wäre extrem, und das wollen wir nicht. Um das zu verhindern, müssen jetzt wenigstens die sozialen Kontakte möglichst auf null zurückgefahren werden. Hierbei muss man auch sagen, dass viele Firmen ihre Verantwortung bereits wahrgenommen haben, indem sie etwa auf Homeoffice umgestellt oder die Belegschaft in Equipen aufgeteilt haben.»

Wie gross ist der ­wirtschaftliche Druck in dieser Krise?
«In der Wirtschaft alles kaputtgehen lassen kann man auch nicht. Kommt hinzu, dass gewisse Leute arbeiten müssen, beispielsweise Ärzte oder Pfleger. Und die tragen ein viel grösseres Risiko als wir. Davor habe ich Hochachtung. Im Vergleich dazu sind die meisten Arbeitnehmer weitaus weniger stark gefährdet. Am gefährdetsten sind Menschen über 65 und jene, die mit Krankheiten vorbelastet sind. Diesen Menschen haben wir auch empfohlen, zu Hause zu bleiben.»

Bei der Kantonsverwaltung wurde derweil schon Personal abgezogen. Funktioniert die Verwaltung noch?
«Zum Teil etwas reduziert, aber sie funktioniert. Auch wir haben wie viele Arbeitgeber in der Privatwirtschaft interne Massnahmen getroffen, haben zum Beispiel gewisse Bereiche ausgelagert oder auf Homeoffice umgestellt.»

Nach den Weisungen vom vergangenen Freitag gab es einige Unklarheiten ­infolge von unscharf formulierten Massnahmen.
«Bei Unklarheiten kann sich jeder via Mail (info.covid@ocvs.ch) oder Hotline des Kantons Wallis (058 433 01 44) täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr an uns wenden. Präzisierungen wird es immer geben. Wichtig ist die Message, dass wir Restaurants und Verkaufsläden schliessen. Eine Autogarage hingegen darf nach wie vor weiterarbeiten.»

Und wie steht es um Firmen, die in ihren Räumlichkeiten eine Ausstellung haben?
«Ein Baumaterialienhändler zum Beispiel darf nach wie vor die Installateure mit Material beliefern, seine Küchenausstellung muss er hingegen schliessen, weil das auch unter den Bereich Verkaufsläden fällt.»

Muss sich die Bevölkerung auf weitere Massnahmen einstellen? Zum Beispiel auf weitere Einschränkungen in der Privatwirtschaft oder gar eine Ausgangssperre?
«Wenn die Bevölkerung die gestern getroffenen Massnahmen allesamt befolgt, kann nach dem heutigen Wissensstand die weitere Ausbreitung des Virus stark abgebremst werden. So müssten nicht noch weitere Massnahmen angeordnet werden. Falls sich das Virus jedoch weiter ausbreitet, müssten weiterführende Massnahmen getroffen werden. Wie diese konkret aussehen, müsste dann noch diskutiert werden. Wir hoffen allerdings, die Situation mit der gestrigen Vollbremsung in den Griff zu kriegen.»

Grenzgänger dürfen derweil immer noch ins Wallis kommen. Warum ist die Grenze noch offen?
«Wir sind diesbezüglich mit der Bundespräsidentin in Kontakt. Bislang wollte der Bundesrat die Grenze nicht schliessen. Diese Entscheidung liegt nicht in unserer Macht und kann nur der Bund treffen.»

Interview: Martin Kalbermatten
17. März 2020, 04:00
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Kommentare

  • Damian Zanella, Gampel - vor 5 Jahre ↑3↓21

    Die Detailhändler müssen schliessen, die Grossen aber, wie z. B. Coop und Migros dürfen die gleichen Produkte weiter verkaufen. In einem Fachgeschäft verkehren pro Tag ein paar wenige Kunden. In den Grossverteilen sind es wesentlich mehr. So wird dem sonst schon arg gebeutelten Detailhandel weiter das Wasser abgegraben.

    antworten

  • Remo Ritz, Lalden - vor 5 Jahre ↑25↓5

    Herr Staatsrat, Grenzgänger bei der Einreise auf den Virus testen und anschliessend auf die leeren Hotels verteilen. Zu Beginn das Hotel von Herr Bodenmann füllen und anschliessend auf alle anderen leeren Hotels verteilen. Die Grenzgänger könnten diesen Massnahme besser verkraften, alls das man später einen Totalstop generiert.

    antworten

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