Jubiläum | Feierlichkeiten im Matterhorndorf
Zermatt will Rätsel um Erstbesteigung lösen

Das beleuchtete Matterhorn.
Foto: Robert Bösch
Bei der Erstbesteigung des Matterhorns kamen vier der sieben beteiligten Alpinisten ums Leben. Einer von ihnen wurde nie gefunden. Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten mit dem Höhepunkt am Dienstag wird die Suche wieder aufgenommen.
Die dramatische Erstbesteigung war der Urknall für die heutige Berühmtheit des Matterhorns. Der tragische Tod von über der Hälfte der Siebner-Seilschaft machte das Matterhorn auf einen Schlag weltbekannt.
Vier Männer stürzen ab
Der Erstbesteiger Edward Whymper machte sich am 13. Juli 1865 mit den beiden Bergführern Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn, dem französischen Bergführer Michel Croz sowie mit seinen englischen Landsmännern Reverend Charles Hudson, Lord Francis Douglas und Douglas Robert Hadow auf, den Gipfel auf 4478 Metern Höhe zu erklimmen.
Nach zwei Tagen erreichte die Gruppe am 14. Juli den Gipfel, drei Tage vor einer konkurrierenden Seilschaft, welche von der italienischen Seite her aufgestiegen war. Beim Abstieg kam es zum Drama, welches Croz, Hudson, Hadow und Douglas mit dem Leben bezahlten.
Die vier vordersten Männer der Seilschaft stürzten über die Nordwand auf den Matterhorngletscher ab. Während drei von ihnen wenige Tage später tot geborgen werden konnten, wurde die Leiche von Lord Francis Douglas nie gefunden.
Eine der Hauptfragen des tödlichen Dramas konnte nie geklärt werden: Wurde das Seil zwischen Taugwalder Vater und Lord Francis Douglas durchgeschnitten oder riss es? Whymper brachte Taugwalder in Verruf, indem er später schrieb, das dieser mit Absicht ein schwächeres Seil verwendet habe, um im Falle eines Sturzes der Vorangehenden sich selbst und seinen Sohn schützen zu können.
Ein Strafverfahren wurde nicht weiterverfolgt, sondern ein Fehltritt von Douglas Robert Hadow als Ursache für den Unfall bezeichnet. Die seit 150 Jahren auf eine Antwort harrende Seilfrage soll nun im Herbst geklärt werden.
Morgarten-Funde als Auftrieb
Man stelle derzeit ein Team aus Historikern, Glaziologen und weiteren Fachleuten zusammen, sagte der Tourismus-Direktor von Zermatt, Daniel Luggen, der Nachrichtenagentur sda. Man wolle verschiedene Thesen prüfen und am Berg testen.
Es werde immer wieder als fast unmöglich bezeichnet, Lord Francis Douglas zu finden, sagt Luggen. "Wenn man es nicht probiert, wird es effektiv unmöglich". Ausserdem habe man unlängst Funde im Gebiet der Schlacht am Morgarten gemacht. Das habe der Idee Auftrieb gegeben.
Luggen hofft, dass mit den sterblichen Überresten des Bergsteigers das andere Ende des Seils gefunden wird und man sehen könnte, ob es durchgeschnitten worden oder gerissen sei. Luggen rechnet für die Suche mit einem Budget zwischen 40'000 und 50'000 Franken.
Tag der Stille und neue Hörnlihütte
So tragisch die Erstbesteigung des Matterhorns verlief, so sehr profitierte das vor 150 Jahren noch kaum touristisch erschlossene Zermatt davon. DasWalliser Bergdorf hat sich zu einer internationalen Topdestination mit 120 Hotels und zahlreichen Ferienwohnungen entwickelt.
Für das Jubiläum der Erstbesteigung soll aber nicht das Spektakel im Vordergrund stehen. Das Matterhorn wird am Dienstag für 24 Stunden in Ruhe gelassen, in Gedenken an die über 500 verstorbenen Bergsteigern seit der Erstbesteigung.
Zugleich wird die renovierte Hörnlihütte feierlich eingeweiht und gesegnet. Die Kapazität der Hütte wurde wegen des zu grossen Ansturms verkleinert. Die Hütte wird noch 130 Schlafplätze bieten - 50 weniger als bisher.
Panne liess Matterhorn früher leuchten
Am Montag hätte die Route der ersten Seilschaft erstmals durch Lampen erleuchtet werden sollen. Wegen eines technischen Fehlers leuchteten die Lampen aber bereits vergangene Woche.
Das Jubiläumsjahr bestreitet Zermatt mit einem grossen Budget. Allein die neue Hörnlihütte kostete acht Millionen Franken. Für die weiteren Jubiläumsaktivitäten - darunter das Freilichtspiel "The Matterhorn Story" - wurden 13 Millionen Franken veranschlagt.
Die Investitionen sollen nachhaltig wirken. So soll in Zermatt künftig mindestens alle zwei Jahre ein Freilichtspiel den Sommertourismus ankurbeln. Zudem wurde das Matterhorn von Abfällen und Resten gesäubert.
Tourismus-Direktor Luggen zeigt sich mit dem Buchungsstand im Jubiläumsjahr zufrieden. Voraussichtlich resultiere ein Plus von einem Prozent der durchschnittlich 880'000 Logiernächte in einer Sommersaison. Das sei zwar weniger als zunächst angenommen, im aktuellen touristischen Umfeld aber sehr gut.
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