Interview | Zwei Veteranen der MG Belalp erinnern sich

«Wir haben die Geschichte der MG <Belalp> mitgeprägt»

Norbert Schaller (links) und Otto Wyssen freuen sich auf das Kantonale Musikfest in Naters.
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Norbert Schaller (links) und Otto Wyssen freuen sich auf das Kantonale Musikfest in Naters.
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«Musizieren ist ein guter Ausgleich zum Berufsleben», Otto Wyssen.
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«Musizieren ist ein guter Ausgleich zum Berufsleben», Otto Wyssen.
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«Ich wollte schon als 14-Jähriger  in die Militärmusik», Norbert Schaller.
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«Ich wollte schon als 14-Jähriger in die Militärmusik», Norbert Schaller.
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Quelle: RZ 0

Sie gehören zur Musikgesellschaft «Belalp» wie der Rotten zum Wallis. Norbert Schaller (65) und Otto Wyssen (69) haben ein halbes Jahrhundert die Geschichte der «Belalp» mitgeprägt. Im Gespräch mit der RZ schauen sie auf ihr musikalisches Schaffen zurück und verraten, was ihnen am Musizieren gefällt.

Herr Schaller und Herr Wyssen, Sie sind seit über 50 Jahren als Aktivmitglieder in der Musikgesellschaft «Belalp» dabei. Was bedeutet es Ihnen, als Ehrenveteran in der «Belalp» mitzumarschieren?

Norbert Schaller: Wir haben die Geschichte der «Belalp», Naters, ein halbes Jahrhundert mitgeprägt. Das macht einen doch ein bisschen stolz. Zudem sind wir die zwei einzigen Aktivmitglieder, die seit 50 Jahren dabei sind.

Otto Wyssen: Wir haben 1968 mit dem Musizieren angefangen und wurden nach einem Probejahr in die Musikgesellschaft aufgenommen. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich beim 150-Jahr-Jubiläum der «Belalp» noch als Aktivmitglied dabei bin.

Sie sind schon Ende der 1960er-Jahre in die Musikgesellschaft eingetreten. Erinnern Sie sich an die Anfänge?

Norbert Schaller: Mitte der 1960er-Jahre spielten die Verantwortlichen schon mit dem Gedanken, eine Jugendmusik in Naters zu gründen. Damals waren wir an die 50 Jugendliche, die sich dafür interessierten. Letztlich blieben 14 Jugendliche übrig, die in die «Belalp» eingetreten sind. Zwei davon waren wir.

Otto Wyssen: Die eigentliche Jugendmusik wurde dann erst 1976 ins Leben gerufen.

Weshalb haben Sie mit dem Musizieren ­angefangen?

Norbert Schaller: Wir waren beide musikalisch vorbelastet…

Otto Wyssen: Mein Vater war dazumal Musiklehrer in der «Belalp» und hat den Nachwuchs unter seine Fittiche genommen.

Norbert Schaller: Und mein Vater war Marschtambour und hat die Tambouren ausgebildet. Auch mein Grossvater war Tambour. Insofern war ich vorbelastet.

Otto Wyssen: Mein Vater sagte immer, entweder macht man in einem Verein voll mit,
oder man lässt es bleiben. Das haben meine Geschwister und ich uns zu Herzen genommen. Zur besten Zeit waren drei Brüder und ich in der Musikgesellschaft aktiv.

Norbert Schaller: Ich habe mich schon als 14-Jähriger dazu entschlossen, in die Militärmusik zu gehen und mich entsprechend auf die Prüfungen vorbereitet. Schon mein Grossvater und mein Vater waren in der Militärmusik, darum wollte ich auch dabei sein. Später hat mein Sohn ebenfalls diesen Weg eingeschlagen. Als ich in die Musikgesellschaft «Belalp» eingetreten bin und die Instrumentenverteilung der Jungmusikanten anstand, war ich leider verhindert und mein Vater ist stattdessen hingegangen. Als ich heimgekommen bin, stand ein ­Flügelhorn im Hausflur. Also habe ich dieses Instrument gelernt.

Wie war das für Sie als Teenager, mit älteren Musikanten zu proben?

Norbert Schaller: Am Anfang hatte ich schon ein bisschen Respekt…

Otto Wyssen: …links und rechts von uns sassen nämlich nur alte Männer. (lacht)

Norbert Schaller: Und haben uns gesagt, wo unser Platz ist.

Erinnern Sie sich noch an das erste Musikfest, an dem Sie als Musikant teilgenommen haben?

Otto Wyssen: Am Oberwalliser Musikfest in ­Ernen.

Das ist Ihnen immer noch in Erinnerung?

Otto Wyssen: Eigentlich sollten wir zuerst an das Bezirksmusikfest in Gondo. Weil sich aber kurz davor beim Bergrennen zwischen Naters und Blatten ein schwerer Autounfall mit mehreren Toten ereignet hatte, hat man aus Solidarität zu den Hinterbliebenen den Auftritt kurzfristig abgesagt.

Norbert Schaller: Darum hatten wir als Jungmusikanten unsere Premiere in Ernen. Ich weiss sogar noch, welche Stücke wir gespielt haben.

Erzählen Sie…

Norbert Schaller: Das Konzertstück war «Raymund» und der Einmarsch war «Gruss an Bern». Eine Marschprobe im Vorfeld des Oberwallisers hatten wir nicht. Darum haben wir Jungmusikanten am Vortag im Musiklokal die Stühle beiseitegestellt und das Marschieren geprobt. Am Musikfest selber waren wir eine Viertelstunde vor Marschbeginn schon auf Platz…

Otto Wyssen: …und die anderen waren noch nicht da. Erst kurz vor Abmarsch sind sie nach und nach eingetrudelt. Sie waren sich solche Situationen halt gewohnt.

Heute, knapp 50 Jahre später, sind Sie immer noch dabei. War das Ihr erklärtes Ziel?

Norbert Schaller: Überhaupt nicht…

Otto Wyssen: Man setzt sich immer kleine Ziele. Als ich 20 Jahre als Aktivmitglied dabei war, sagte ich zu mir, 25 Jahre bleibe ich. Dann kam das 35-Jahr-Jubiläum und so weiter.

Norbert Schaller: Sicher nicht ganz unwesentlich ist die Tatsache, dass man zwischendurch mal in den Vorstand gewählt wird und sich neue Ziele setzt, um den Verein weiterzubringen. So wächst man nach und nach in die Rolle, und ehe man sich versieht, ist man 50 Jahre dabei.

Neben den Auftritten stehen das ganze Jahr hindurch viele Proben an…

Norbert Schaller: Das Engagement darf man nicht unterschätzen. Man ist zweimal pro Woche in der Probe, dazu kommen die Auftritte und so weiter. Wir kommen insgesamt rund einhundert Mal pro Jahr zusammen und stellen uns in den Dienst des Vereins. Und das 50 Jahre durchzuziehen ist nicht ohne.

Otto Wyssen: Und zwischendurch sollte man noch zu Hause üben. (lacht)

Was bedeutet Ihnen das Musizieren?

Otto Wyssen: Ein Super-Hobby und ein sehr guter Ausgleich zur Arbeit und zum Berufsleben. Das Musizieren hat mich auf andere Gedanken gebracht.

Norbert Schaller: Auch die soziale Komponente darf man nicht vergessen. In einer Musik gibt es junge und ältere Semester. Letztlich profitieren alle voneinander.

Wie hat sich das musikalische Niveau in den vergangenen Jahren verändert?

Otto Wyssen: Die jungen Leute sind heute musikalisch viel besser geschult, als wir es waren. Das hat mit der Ausbildung an der Allgemeinen Musikschule Oberwallis zu tun. Aber auch jeder Dirigent bringt sein Wissen ein und man lernt ständig dazu.

Norbert Schaller: Weil die Jungen so gut ausgebildet sind, nimmt auch der Druck der Jugendlichen auf uns ältere Semester zu. Insofern muss man sich anpassen und auch vermehrt
zu Hause proben.

Haben Sie nie einen Gedanken daran ­verschwendet, mit dem Musikmachen ­aufzuhören?

Otto Wyssen: Nein, eigentlich nicht…

Norbert Schaller: Die Freude am Musizieren hat immer überwogen.

Wie verstehen Sie sich mit den jüngeren ­Musikanten?

Norbert Schaller: Natürlich sind verschiedene Generationen dabei. Es gibt die Jüngeren, die Mittleren und uns…

Otto Wyssen: Und unsere Gruppe wird immer kleiner. (lacht)

Norbert Schaller: Wir sind kollegial und ver­stehen uns auch mit den jüngeren Semestern.
Wir beide haben auch beruflich den gleichen Weg eingeschlagen und als Bankangestellte gearbeitet. Otto war der erste Lehrling der Raiffeisenbank
in Naters und ich der zweite.

Otto Wyssen: Wir haben sozusagen einander abgelöst…

Norbert Schaller: Otto ist ein wunderbarer Kollege und ich schätze es, mit ihm zusammen zu musizieren.

Otto Wyssen: Wir kennen uns schon lange…

Norbert Schaller: …und haben auch in der gleichen Woche geheiratet, waren schon miteinander in den Ferien und wohnen praktisch nebeneinander. Insofern verstehen wir uns sehr gut.

In den vergangenen 50 Jahren haben Sie ­mehrere Musikfeste mitgemacht. Welches ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Norbert Schaller: Es war kein Musikfest im eigentlichen Sinne, sondern der Ausflug vor vier Jahren mit der Musikgesellschaft nach Rom. Damals war der Kanton Wallis Ehrengast bei der Vereidigung der Gardisten und wir haben dort aufgespielt. Das war eine wunderschöne Woche.

Otto Wyssen: Aber auch das Kantonale Musikfest 2009 in Susten, wo wir in der 1. Klasse den Walliser Meistertitel geholt haben, bleibt uns in guter Erinnerung.

Norbert Schaller: «…ämal die Briger gschlagu». (lacht)

In zehn Tagen ist das Kantonale Musikfest in Naters. Fiebern Sie diesem Anlass entgegen?

Norbert Schaller: Natürlich. Die Vorbereitung ist abgeschlossen und jetzt freuen wir uns da­rauf, ein guter Gastgeber zu sein.

Otto Wyssen: Wir haben gleich mehrere Gründe zum Feiern. 150 Jahre Musikgesellschaft «Belalp», Neuuniformierung und Gastgeber des Kantonalen Musikfestes.

Norbert Schaller: Das letzte Kantonale Musikfest in Naters war 1955. Anfang der 1990er-Jahre haben wir uns wieder beworben. Der Kantonale Musikverband hat sich damals aber gegen uns und für Visp als Austragungsort entschieden. Darum freuen wir uns umso mehr, dass wir jetzt die Walliser Musikantenfamilie bei uns ­begrüssen dürfen.

Otto Wyssen: In den vergangenen 150 Jahren ist es erst die vierte Uniform, die wir angeschafft haben.

Norbert Schaller: Und wir beide haben alle vier Uniformen getragen. Das macht uns stolz.

Wie lange bleiben Sie der Musikgesellschaft «Belalp» noch erhalten?

Norbert Schaller: Solange die Freude da ist
und ich gesund bleibe, werde ich sicher dabei bleiben.

Otto Wyssen: Das ist schwer zu planen. Ich nehme Jahr für Jahr…

Norbert Schaller: Man spürt halt schon langsam, dass man älter wird. Wenn es leicht aufwärtsgeht, müssen wir Älteren schauen, dass wir Schritt halten können. (lacht)

Walter Bellwald

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Infos

Zur Person

Vorname Otto
Name Wyssen
Geburtsdatum 11. Oktober 1950
Familie verheiratet, zwei Kinder, sechs Enkelkinder
Beruf Bankangestellter (pensioniert)
Hobbies Musik, Malen, Wandern, Skifahren

Zur Person

Vorname Norbert
Name Schaller
Geburtsdatum 22. August 1954
Familie verheiratet, zwei Kinder, vier Enkelkinder
Beruf Bankangestellter (pensioniert)
Hobbies Musik, Curling

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