Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Abrechnung nach den Wahlen

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
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Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben in der Rhonezeitung.
Foto: Mengis Media

Quelle: RZ 2

Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und Schriftsteller Oskar Freysinger im Wortgefecht.

Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Schweiz-Präsident und Hotelier

Ruppen, Bregy, Rieder: Drei Mengis-Babys

Die Musik spielt immer dort, wo die Mehrheit unterwegs ist. National in der deutschen Schweiz. Kantonal im Mittel- und Unterwallis.

Der Welsche Christian Levrat ist SP-Parteipräsident. Der welsche Roger Nordmann SP-Fraktionspräsident. Vor ein paar Tagen waren Gret und Helmut Hubacher – beide 93 Jahre alt – zu Besuch in Brig. Im Gegensatz zu allen Demoskopen war Helmut, der immer noch Kolumnen schreibt, der Ansicht, die SP werde schweizerisch verlieren. Weil die SP das Thema Klimaschutz verschlafen habe. Der «Alte» sollte leider recht behalten.

Drei von vier Walliserinnen und Wallisern leben im welschen Wallis. Sowohl die SP wie die Grünen haben im Mittel- und Unterwallis massiv Stimmen hinzugewonnen. SP und Grüne machten 33 Prozent (!) der Stimmen. Doppelt so viel wie die SVP. 6 Prozent mehr als die CVP und 8 Prozent mehr als die Freisinnigen.

Pascal Couchepin akzeptiert den Willen der Wählerinnen und Wähler. Er unterstützt Mathias Reynard, weil die CVP mit nur mehr 34 Prozent der Stimmen im ganzen Kanton keinen Anspruch auf beide Ständeratssitze habe. So viel Stil würde man vom «Walliser Boten» erwarten. Die alte Mengis-Garde betrieb in den letzten Wochen faktenfreien Kampagnen-Journalismus gegen Gilbert Truffer und Brigitte Wolf. Ohne diesen hätte Franz Ruppen – unser schwächster Nationalrat in Bern – seinen Sitz verloren. Ohne diese wäre Marianne Maret bereits weg.

Beat Rieder bringt den Sachverhalt auf rro auf den Punkt: «Es gelingt mir schlecht, meinen politischen Leistungsausweis im Unterwallis rüberzubringen. Die Medien dort sind dermassen anders gelagert als beispielsweise rro oder der ‹Walliser Bote›. Wir haben im Unterwallis grosse Probleme, unsere Real- und Sachpolitik auf gewissen Kanälen rüberzubringen.»

Die rechten Pomona-Messdiener desinformieren das Oberwallis. Im welschen Wallis kommen – auch im Redaktionsteil – alle ausglichen zu Wort. Nächster Boxenstopp: Darf das reaktionäre Oberwallis dem fortschrittlichen Mittel- und Unterwallis eine unfähige Marianne Maret auf das Auge drücken? Im Gegensatz zu Philipp Matthias Bregy und Beat Rieder verstehen Mathias Reynard und Christoph Clivaz etwas vom Tourismus. Reynard ist gegen den zu harten Franken. Clivaz für einen nachhaltigen Tourismus. Rot-Grün machte deshalb im touristischen Val d’Anniviers und im touristischen Crans-Montana je 30 Prozent der Stimmen.

Jeder Journalist, der sein Handwerk halbwegs versteht, würde nachfragen, wie sich Philipp Matthias Bregy und Beat Rieder diese 30 Prozent erklären können? Fehlanzeige. Wie lange lassen wir uns noch an der Nase herumführen?


Oskar Freysinger, ehemaliger SVP-Staatsrat und Schriftsteller

Die Qualen der Wahlen

Am letzten Wochenende ist der grüne Heinrich durch die Schweiz gefegt. Dabei hat die Partei, die weitaus am meisten Sitze innehat, logischerweise am meisten Sitze verloren. Jetzt wird vier Jahre Guerillakrieg gegen die grüne Erhöhung der Abgaben, Steuern und Lebenskosten herrschen, und das Pendel wird nach neuerlichen massiven Migrationswellen, einer schmerzhaften Finanzkrise, einer weiteren Verarmung der Mittelklasse und der bedauerlichen Schwächung unserer Souveränität in vier Jahren wieder in die andere Richtung ausschlagen. Nichts Neues unter dem Solarpanel!

Und im Wallis? Auch hier zockte Grün wahltechnisch ab und stibitzte den Wackelsitz der C-Parteien, die massiv einbrachen. Zu vermerken ist, dass sich die Prognosen von Peter Bodenmann, Franz Ruppens grösstem Wahlhelfer, als reines Wunschdenken entpuppt haben: Ruppen wurde bestgewählter Oberwalliser Nationalrat, die SVP behielt ihre beiden Sitze und die FDP ging mit ihren Ambitionen flöten.

In zwei Wochen geht es nun um die beiden Ständeratssitze. Und siehe da, der Obergrufti aus Martinach, offiziell ein rechtsbürgerlicher Ex-Bundesrat, ruft zur Unterstützung eines Kommunisten auf, dem die Homosexuellen während vier Jahren in Bern viel wichtiger waren als die Walliser. Wenn es darum geht, eine «katholische Teufelin» mit einem «roten Beelzebub» zu vertreiben, mischt er nur zu gern mit.

Trotz der Zusicherung des Euroturbos Nantermod in einem Telefonat mit Cyrille Fauchère werden die FDPler indirekt dazu aufgerufen, lieber einem sich lächelnd weichspülenden Kommunisten zum Sieg zu verhelfen, als einen stramm rechtsbürgerlichen SVPler zu unterstützen. Und obwohl die FDP ihren Regierungssitz der massiven Unterstützung durch die CVP verdankt, will sie einen linken Vertreter nach Bern schicken, dem die Interessen des Wallis schnurz sind, statt eine bürgerliche Frau zu favorisieren. Das könnte sich bei den nächsten Regierungsratswahlen bitter rächen. Wahrscheinlich wird Bodenmann im anliegenden Text von einem «historischen Schulterschluss» der progressiven Migrationsbefürworter, Euroturbos und Heirat-für-alle-Fans plädieren. Eines scheint mir jedoch klar: Wird der linksextreme Reynard ins Stöckli geschickt, können er und Beat Rieder ebenso gut zu Hause bleiben, weil sich ihre Voten aufheben werden. Für das Wallis wäre das eine Katastrophe. Wer Couchepins Wahlempfehlung folgt, stimmt gegen den Föderalismus und für den sozialistischen Zentralismus, was die Randregion Wallis noch weiter ins Abseits drängen wird.

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Kommentare

  • Erwin Gasser, Zürich - 123

    Schade, Herr Ffreysinger, dass Sie nur noch Stammtisch-Politik betreiben. Mit Ihren verletzenden Aussagen zur Person Reynard beleidigen Sie indirekt die vielen Wählerinnen und Wähler, die Herrn Reynard das Vertrauen geschenkt haben. Herr Reynard ist ein ehrbarer Sozialdemokrat.
    Erwin Gasser,Beringen/Baltschieder

  • Remo Ritz, Lalden - 78

    ich finde einfach Schade, das alle im selben Dreck stecken und immer noch das Positive aus jeder noch so grossen Niederlage sehen. Das einzig Positive wo ich aus den vergangenen Wahlen lesen kann: die Linken können jetzt Mit-Verantwortung nehmen und uns zum "gelobten" Land führen. Ich bin verdammt gespannt und würde in 4-8 Jahren mit Freude Lesen können: der Rhone-Gletscher wächst wieder, die AHV ist gerettet und es geht der Wirtschaft weiterhin top. Aber auch da gibt es wieder nur Ausreden suchende Altpolitiker, die ihre Vergangenheit einfach nicht abstreifen können. Schade

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