Region | Zermatt

Geheimrezept für eine Top-Piste

Tolle Pisten mit einem atemberaubenden Panorama. Bis zu 25 Pistenfahrzeuge präparieren in Zermatt die Pisten. Mit dabei: Florian Imboden (Bild unten links).
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Tolle Pisten mit einem atemberaubenden Panorama. Bis zu 25 Pistenfahrzeuge präparieren in Zermatt die Pisten. Mit dabei: Florian Imboden (Bild unten links).
Foto: zvg

Quelle: RZ 0

Zermatt | Zermatt / Dank ihnen finden Schneesportler am Vormittag top präparierte Pisten. Dahinter steckt eine stundenlange Arbeit. Ein Besuch bei einem Pistenpräparator.

Florian Imboden aus Zermatt präpariert seit fünf Jahren – stets in der Wintersaison – die Pisten unter dem Matterhorn. «Eine abwechslungsreiche Arbeit», sagt er. Abwechslungsreich? Nur wer über mehrere Stunden im Pistenbully sitzt, weiss, was der erfahrene Einheimische meint.

Steter Funkkontakt

Neuschnee. Kalte Nächte. Stark befahrene Pisten. Schneemangel. Ein Pistenpräparator findet selten die selben Arbeitsbedingungen vor. Beim RZ-Besuch in der Kabine mit Florian Imboden streift die Sonne um 16.00 Uhr noch die höchsten Gipfel der imposanten Zermatter Bergwelt. «Das sind doch tolle Arbeitsbedingungen?», fragt mich Imboden, wohl wissend, dass ich ihm nur zustimmen kann. Während den ersten Minuten wird laufend gefunkt. «Alles in Ordnung bei der Sunnegga», heisst es einmal. «Nichts Gravierendes beim nahe liegenden Sessellift», ein anders Mal. Auffallend: Imboden verschiebt mit seinem Pistenfahrzeug immer wieder Schnee von unten nach oben. Er erklärt: «Die Gäste befördern mit verschiedensten Schwüngen den Schnee nach unten, deshalb besteht eine zentrale Aufgabe unsererseits darin, den Schnee wiederum nach oben zu bringen.» Das diene dazu, dass einerseits im Frühling noch genügend Schnee auf den Pisten liege und andererseits die Schneequalität erhalten bleibe. Vor allem während den Festtagen erfährt manch ein Pistenpräparator, dass gros­se Schneemassen nach unten verschoben wurden. Demzufolge dauere die Präparation beispielsweise in der Altjahrswoche oft länger als vorgesehen.

Schneesportler mitten in der Nacht

Bis Mitternacht stehen die insgesamt rund 25 Pistenfahrzeuge in Zermatt im Einsatz, um den ersten Gästen am Folgetag optimale Verhältnisse und eine widerstandsfähige Piste zu bieten. Wie lange eine Piste hält, hängt davon ab, wie oft sie befahren wird und wie viel Grad das Aussenthermometer anzeigt. Imboden und seine Kollegen in den Pistenbullys rechnen damit, dass der präparierte Schnee rund sechs Stunden braucht, um sich zu festigen. Dies ist der Grund, weshalb in Zermatt – wie in manch anderer Destination auch – die Pisten bereits am Vorabend hergestellt werden. Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden hinter den Bergen, weshalb es nun schnell eindunkelt. Imboden wird weiter fleissig über die Funkleitung gesucht. Einsätze für den darauffolgenden Tag werden via Funk koordiniert. Kehrt keine lange Weile ein, Winter für Winter, Abend für Abend (meist) alleine im Fahrzeug zu sitzen und dieselbe Strecke zu präparieren? «Nein», sagt Imboden. «Die Faszination Schnee, die Arbeit in der Natur und die Motivation, ein Pistenfahrzeug fahren zu dürfen, sind die Hauptgründe, weswegen ich bereits fünf Jahre über die Pisten fahre.» Gerade letzteres begeistert ihn sehr. «Eine Maschine mit 500 PS lenken zu dürfen, ist schon toll», gesteht er. Nicht zu vergessen sei, dass er dank seiner Nachtarbeit am frühen Morgen selber die frischen Pisten geniessen dürfe. «Zwischendurch fahre ich zwischen 9.00 und 12.00 Uhr auf den Skiern, bevor ich mich zu Hause noch ein bisschen ausruhe und auf die Arbeit vorbereite.» Der Zermatter hat offensichtlich Spass an seiner Arbeit. Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt die Tatsache, dass vermehrt junge Leute meist nur während ein bis zwei Saisons die Pisten präparieren und anschliessend wieder zurück in einen anderen Beruf wechseln. Dass in der Kabine mit Imboden – wie bei unserem Besuch – jemand hinein sitzt, ist keine Seltenheit. Es werden auch Gästebesuche in Pistenfahrzeugen angeboten. Ob alleine oder zu zweit; konzentriert muss der Fahrer ohnehin bleiben. Ständig fahren Ski- oder Snowboarder mitten in der Nacht die Hänge runter. Nicht alle haben eine Stirnlampe. Imboden vermutet in ihnen Arbeiter von Bergrestaurants, die noch runter ins Dorf fahren wollen. Andere laufen den Berg hoch. Zum Beispiel mit Schneeschuhen. Die kommen jedoch vor allem in den Jahren, in denen eine Patrouille des Glaciers aus Zermatt gestartet wird. Ob Schneeschuhläufer, Skifahrer oder Snowboarder: Auch hierzu werden über die Funkverbindung genaue Angaben gemacht, wer wo einen Schneesportler in der Nacht gesichtet hat.

Das Feedback der Gäste

Um zwischendurch auch das Sozialleben zu pflegen, speisen die verschiedenen Fahrzeuglenker gegen 20.00 Uhr zusammen in einem Gebäude. Jeder bringt sein «z Nacht» selber mit. Während der rund halbstündigen Pause dürfe auch einmal über Inhalte neben dem Pistenrand gelacht werden. Bleibt die Frage, ob die top präparierten Pisten der fleissigen Nachtarbeiter von den Gästen am darauffolgenden Tag auch geschätzt werden? «Es liegt in der Natur des Menschen, dass ein negatives Feedback meist schneller zu uns gelangt als ein positives. Trotzdem erhalten wir wegen der Pistenqualität oder der Breite der Piste auch immer wieder positive Rückmeldungen.» Das freue einen dann ganz besonders, sagt Imboden und lacht.

Martin Meul

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