Brig-Glis | Nachruf

Trauer um den Briger Kinderarzt Dr. Stephan König

Kinderarzt König in seiner Praxis am Villenweg in Brig.
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Kinderarzt König in seiner Praxis am Villenweg in Brig.
Foto: zvg

Quelle: RZ 1

Seine kleinen Patienten haben ihn geliebt, für ihre Eltern war er eine Vertrauensperson. Mit dem Kinderarzt Dr. Stephan König hat das Oberwallis eine Institution verloren. Ein Nachruf.

Ob Husten, Bauchweh, Armbruch oder Seelenqualen – für mehr als zwei Generationen Mädchen und Buben und ihre Eltern war Dr. Stephan König erste Anlaufstation bei medizinischen Notlagen. Dass der beliebte Kinder- und Jugendarzt vergangene Woche im Alter von 74 Jahren für immer eingeschlafen ist, bewegt das Oberwallis. Fast 40 Jahre führte Dr. König seine Praxis Kinderkönig am Villenweg in Brig. Daneben war er lange Zeit Chefarzt der Pädiatrie im Spital Brig, Mit-Initiant und Gründer der Ringelreija Brig und der Vereine «Kind und Krankenhaus», «Hilfe für das hirnverletzte Kind» sowie Präsident der Schweizerischen Interessengemeinschaft Bettnässen. Sein Beruf war ihm Berufung, 14-Stunden-Tage die Regel. Dabei hatte der gebürtige Briger noch kurz vor seiner Matura am Kollegium Spiritus Sanctus Ambitionen, Schriftsteller oder Journalist zu werden, ehe er sich dann für das Medizinstudium entschied. «Zum Glück», erklärte er in einem früheren Interview. «Ich habe meine Wahl nie bereut.» Zur Pädiatrie kam König während eines Praktikums im Kantonsspital Bruderholz in Basel. «Da habe ich gemerkt, dass mir der Umgang mit Kindern viel Freude bereitet und ich das nötige Gespür für die kleinen Patienten habe.»

Unermüdlicher Schaffer

Seinem Steckenpferd, der deutschen Literatur, widmete sich der dreifache Vater und zweifache Grossvater hingegen in seiner knapp bemessenen Freizeit. Zur Entspannung schrieb er leidenschaftlich gerne Kurzgeschichten und Gedichte. Mit Erfolg: Im Jahr 2000 kam der Pädiater beim Rilke-Lyrik-Wettbewerb auf den zweiten Platz, 2006 wurde sein Gedichtband «Den Weg gehen» veröffentlicht. Dennoch gehörte Königs Herzblut seiner Kinderarztpraxis. Auch nach seiner Pensionierung war er Tag für Tag am Villenweg anzutreffen und absolvierte ein Pensum, das es in sich hatte. Seine Order: Jedes akut kranke Kind bekam noch am gleichen Tag einen Termin, egal wie viele Patienten schon eingeschrieben waren. Im Oktober 2016 zwang ihn dann aber eine schwere Erkrankung, kürzerzutreten, ehe er im Juni 2017 seinen geliebten Beruf ganz aufgeben musste. Dass sich die Weiterführung der Praxis als schwierig gestaltete, belastete ihn schwer. Besonders nah ging es König aber, als im Herbst 2018 seine vermeintliche Nachfolgerin nach kurzer Zeit das Handtuch warf und seine Patienten im Stich liess. Königs Lebenswerk war zerstört. Über 3000 Dossiers musste er mithilfe seiner Familie den Patienten zuschicken, damit sie sich einen neuen Kinderarzt suchen konnten. In den vergangenen zwei Jahren zogen sich Dr. Stephan König und seine Frau oft in ihr Refugium auf dem Simplon zurück, ihren Kraftort, denn von seiner Krankheit wollte er sich nicht besiegen lassen. Doch in den letzten Wochen schwanden die Kräfte immer mehr. Am 18. November schlief Dr. Stephan König im Kreise seiner Familie für immer ein.

Kommentar zum Tod von Dr. Stephan König

Menschenfreund und Kinderarzt der alten Schule

Irgendwann während meiner ersten Schwangerschaft wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass noch vor der Geburt unseres Kindes ein Kinderarzt zu bestimmen sei. Da ich neu im Oberwallis war, niemanden kannte, nahm ich es fatalistisch: Der Pädiater, der im Kreisssaal anwesend sein würde, sollte der richtige sein. Und das Schicksal hat es gut mit uns gemeint, sehr gut sogar – Doktor Stephan König war da!

Der Mann mit der leisen Stimme, dem weissen Bart und der Hornbrille strahlte eine unglaubliche Souveränität und Ruhe aus, sodass wir uns vom ersten Moment an bei ihm aufgehoben fühlten. Doktor Königs Wesen widerspiegelte sich auch in seiner Kinderpraxis am Villenweg in Brig. Die in fröhlichem, warmem Gelb, Grün und Orange gehaltenen Räume hiessen einen willkommen und vermittelten das Gefühl, in Sicherheit angekommen zu sein. Auch wenn die Warteräume voll waren, hier ein Kind hustete, dort ein Baby weinte und am Empfang Familien auf Rezepte oder Laborergebnisse warteten, nie habe ich – und ich war mit unseren Kindern einige Male da – Hektik oder schlechte Laune von den jungen Arzthelferinnen geschweige denn von Doktor König erlebt. Kaum war die Tür zum Behandlungsraum geschlossen, nahm sich der Mann mit den bunten Hemden alle Zeit der Welt für seine kleinen Patienten und ihre Eltern. Denn die Meinung der Eltern war ihm bei der Diagnosestellung äusserst wichtig.

Tag und Nacht, an Wochenenden, Feiertagen, selbst in seinen Ferien war Doktor König immer für seine Patienten erreichbar. Passion und Leidenschaft prägten seine berufliche Tätigkeit, denn Doktor König war nicht nur Kinderarzt, sondern vor allem Menschenfreund. Als dieser wird er unserer Familie immer in Erinnerung sein. Danke Doktor König, danke für alles!

Eva Eyholzer

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Kommentare

  • Martin Mathier, Salgesch - 229

    Wunderbarer Artikel! Sie schreiben uns aus der Seele, denn genau so haben auch wir Herrn Doktor König erleben dürfen. Gerne möchten auch wir uns Ihrem Dank an Doktor König anschliessen. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben

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