Visp | Zusätzlicher Aufwand wegen Schulzeiten

«Von wegen mehr Vereinbarkeit»: Vater kritisiert neue Schulzeiten in Visp

Die neuen Schulzeiten der Schulregion Visp finden nicht überall Anklang. Ein Vater übt heftige Kritik.
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Die neuen Schulzeiten der Schulregion Visp finden nicht überall Anklang. Ein Vater übt heftige Kritik.
Foto: Symbolbild unsplash.com

Quelle: RZ 1

Neue Schulzeiten sollen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen. Teilweise sei jedoch das Gegenteil der Fall, sagt ein Vater aus Visp und kritisiert das Vorgehen der Verantwortlichen.

Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Schulzeiten in der Region Visp für das ­kommende Schuljahr umorganisiert werden. Einheitlicher sollte alles werden, da beispielsweise nun sämtliche Schülerinnen und Schüler von der 1H bis 8H ihren Unterricht um 8.15 Uhr zur selben Zeit beginnen. Dafür allerdings dauert die Schule am Freitagnachmittag künftig bis 16.00 Uhr statt wie bisher um 15.15 Uhr. Das Modell verbessere auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ­erklärte der Visper Schuldirektor Bruno Schmid im «Walliser Boten».

«Grosse Unsicherheit»

«Von wegen mehr Vereinbarkeit», sagt nun Dietrich Oldendorf, Vater einer Tochter, die derzeit die 3H in Visp besucht. «Durch die Anpassungen müssen wir unsere ganze Familien- und Berufsplanung auf den Kopf stellen.» Oldendorfs Pro­blem: Mit dem neuen System wird seiner Tochter im kommenden Jahr der bislang freie Montagnachmittag wegfallen. «Erst im Sommer haben wir uns so organisiert, dass wir diesen freien Nachmittag in unsere Familienplanung integrieren können», so Oldendorf. «Nun müssen wir für das kommende Schuljahr wieder neue Pläne machen, was bei zwei berufstätigen Elternteilen nicht gerade einfach ist.» Zudem, so Dietrich Oldendorf weiter, bringe das neue System auch eine «grosse Unsicherheit» mit sich, da zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar sei, ob seine Tochter im kommenden Jahr am Mittwoch- oder am ­Donnerstagmorgen frei habe.

Wann hat das Kind frei?

Denn die Schülerinnen und Schüler der 3H und 4H werden auch künftig an den erwähnten Vormittagen einen alternierenden Unterricht besuchen. «Statt einem freien Montagnachmittag wird unsere Tochter nun entweder den ganzen Mittwoch frei haben oder eben Mittwochnachmittag und Donnerstagmorgen», führt Oldendorf aus. Mit einem vollständig freien Mittwoch käme man klar, doch einen freien Donnerstagvormittag sieht Dietrich Oldendorf sehr kritisch. «Was bitte soll ein Kind mit einem freien Donnerstagvormittag», fragt er denn auch. «Da findet kein einziges Hobby statt und die meisten Freunde, ausser den Schulkollegen der gleichen Gruppe, sitzen doch im Unterricht.» Weil zudem der freie Montagnachmittag der Tochter wegfällt und sich Familie ­Oldendorf deswegen umorganisieren muss, «müssen wir nun auch am Montag auf den Mittagstisch zurückgreifen», sagt Dietrich Oldendorf. «Allerdings ist absolut unklar, ob überhaupt genügend Plätze vorhanden sind, denn dieses Problem haben nicht nur wir.» Um wenigstens einigermassen planen zu können, hat Oldendorf nun bei der Schulleitung beantragt, seine Tochter so einzuteilen, dass diese den ganzen Mittwoch frei hat, ob seinem Wunsch entsprochen wird, steht jedoch in den Sternen. Der Visper Schuldirektor Bruno Schmid erklärte nämlich, dass «die Vormittage für alle Klassen in allen Schulhäusern gesetzt sind. Die Lehrperson macht die entsprechenden Gruppeneinteilungen. Sie hat dabei sicher einen Spielraum, auf die Bedürfnisse der Familien Rücksicht zu nehmen. Die Lehrperson hat jedoch auch dafür zu sorgen, dass die beiden Gruppen in etwa gleich gross sind.» Für Familie Oldendorf heisst das: warten auf einen Entscheid und bis dahin provisorisch planen, «unnötiges Extrachaos» inklusive. «Irgendwann wird dann die Katze ja per Mitteilung sicher aus dem Sack gelassen», resümiert Dietrich Oldendorf nicht ohne einen gewissen Spott. Zu den neuen Schulzeiten befragt wurden die Eltern übrigens nicht. «Es wurde keine Umfrage gemacht», bestätigte der Visper Schuldirektor Bruno Schmid gegenüber dem «Walliser Boten». Man habe allerdings die Bedürfnisse der Eltern in die Planung mit einbezogen. «Eine solche Befragung erwartete ich auch nicht unbedingt, das wäre das Maximum an Luxus, den ich nicht voraussetze», sagt Dietrich Oldendorf. «Hingegen wäre eine kindgerechtere Planung wünschenswert, die den Schülern wenigstens nicht noch mehr freie Nachmittagszeit wegnimmt, was mit diesem Modell aber leider nicht der Fall ist.»

Martin Meul

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Kommentare

  • Erika Kuonen, Susten - 60

    Als Eltern von schulpflchtigen Kindern muss man sich halt der Schule anpassen und nicht die Schule an die Eltern. Was muss das für ein Familienleben sein, wenn sich Alles nur um den durchorganisierten Alltag der gestressten Eltern dreht. Welche Sorgen? Wir haben selbst 4 Kinder grossgezogen und auch in die Schule geschickt. Also dieses Theater können wir nicht verstehen. Liebe gestresste Eltern, stellt doch die Familie in den Vordergrund und nicht die eigenen Interessen (Karriere usw.). Zum durchorganisieren und optimieren des Tagesablaufs bleibt nach der obligatorischen Schulzeit der Kinder noch genug Zeit.
    KRS

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