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Die Wähler sind nicht dumm

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Die Palette ist riesig und kunterbunt. Ja, wir haben wörtlich die Qual der Wahl bei den bevorstehenden National- und Ständeratswahlen. Wer es kreativ mag, kommt an Patrick Hildbrand und seinem Geniestreich mit der «Herz-Kampagne» nicht vorbei. Wer auf die Erfahrung setzt, setzt auf Viola Amherd, deren Wiederwahl kaum gefährdet ist. Wer seinen Dorfpräsidenten unterstützen will, findet in Philipp Schnyder (Steg-Hohtenn), Christian Jäger (Turtmann) oder Christoph Bürgin (Zermatt) Vertreter, um nur einige zu nennen. Tatsächlich wählt manch ein Bürger den Sympathischsten, den Kreativsten oder den Erfahrensten aller Kandidierenden. Dass sich dabei jeder von seiner Sonnenseite zeigen will, ist klar. Bei einer Autofahrt von Brig nach Visp lachen uns unzählige Kandidaten auf verschiedensten Plakaten an. Wollen wir in Bern den Politiker mit dem breitesten Lachen? Ständeratskandidat Beat Rieder hätte wohl eine zu hohe Hypothek. Doch was interessiert uns das Lachen eines Kandidaten, wenn es in Bern um knüppelharte Politik geht? Wollen wir dossiervertraute, kompetente Kämpfer für unsere Randregion nach Bern schicken, oder solche, die breit lächeln, wenn das wirtschaflich schwache Wallis in einer Abstimmung hintergangen wird? Das Allerwichtigste sind Parlamentarier, die zudem glaubwürdig sind. Nicht solche, die ihren Wählern den Speck durchs Maul ziehen und bei einer Wahl in Bern hilflos wie ein Kaninchen vor der Schlange stehen. Um was gehts? Vergangene Woche behaupteten gleich zwei Politiker derselben Partei, das «Wolfsproblem» könne mit einer Ausrottung (!) oder einer Vergiftung (!) des Tieres gelöst werden. Natürlich: Andere Politiker argumentieren für ein «wolffreies Wallis» oder den Abschuss des Wolfes. Das ist legitim; doch von einer Ausrottung zu sprechen, ist ganz einfach selbstdisqualifizierend. Hilflos und total unplatziert gar die Idee mit der Vergiftung. Wer solche Einfälle hat, beweist eindrücklich, dass er sich nicht ansatzweise mit dem Problem auseinandergesetzt hat. Oder andersrum: Das sagen, was mir am ehesten Stimmen einbringen kann. Doch es darf nicht sein, dass diese Methode Schule macht. Diese Leute werden in Bern kaum die Walliser Interessen glaubhaft vertreten. Doch es bleibt zu hoffen, dass die Wähler nicht so dumm sind, wie diese beiden Po­li­ti­ker es gerne hätten.

Simon Kalbermatten

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