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Glücksmomente geniessen

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«Spinnt die Welt nun komplett?», fragte uns der RZ-Chefredaktor vor Wochenfrist. Was ist passiert: Nach einem Terrorverdacht sperrte die Polizei vergangene Woche eine Strasse vor einer jüdischen Schule in Zürich. Seit der Terrorserie in Paris im Herbst ist die Welt vorsichtiger geworden. Zum wiederholten Mal wurden Sportstadien, Bahnhöfe, Schulen oder U-Bahn-Stationen nach einer Sperre wieder frei gegeben. Die Aufklärung lautete dann: Fehlalarm. Trotzdem: In verschiedensten Ländern Europas ist die Unsicherheit in der Bevölkerung spürbar. Niemand will sich vorwerfen lassen, ein Signal falsch eingestuft zu haben. Die Welt spinnt. Das Verrückte dabei ist: Es ist nach den Vorfällen in Paris die einzig vernünftige Entscheidung, die Signale richtig zu deuten, sie ernst zu nehmen und die Sicherheit jederzeit zu gewährleisten. Und wer profitiert von der ganzen globalen Verunsicherung? Die Medien? Tatsächlich steht in einem Lehrbuch zum Journalismus: «Good News are no News.»

Die RZ zeigt in der Weihnachtsnummer, die Sie in den Händen halten, dass es auch anders geht. Es war uns ein Anliegen, die Weihnachtsausgabe einzig mit positiven Geschichten zu gestalten. Das Gute soll in dieser besinnlichen Zeit im Fokus stehen. Weihnachten ist die Zeit der Freude. Die Zeit, in der wir die Stunden im Kreise der Familie geniessen. Die Zeit, in der strahlende Kinderaugen oder ein herzhaftes Lachen Ausdruck des Danks und des Glücks sind. Gerade die Dankbarkeit, als Grundhaltung eines Menschen, der weiss, dass letztlich alles ein Geschenk ist, lassen viele Menschen oft vermissen. Fordern, auf seinem Recht bestehen, jammern, scheint eine sich ausbreitende Grundhaltung der Schweizer zu sein. Wir Schweizer sind es jedoch auch, die in diesen Tagen wieder zur Dankbarkeit zurückfinden, die sich dann auch in der Solidarität mit den Hungernden und Leidenden ausdrückt. Doch aller Nächstenliebe zum Trotz: Nehmen wir uns in diesen Tagen auch Zeit für uns selbst. Zum Auftanken, Durchatmen, aber auch zum Nachdenken. Und nicht zuletzt zum Geniessen. Die Glücksmomente sollen uns durch die Festtage tragen. Erleben wir sie und nehmen sie im besten Fall ins neue Jahr mit. Denn: Die Welt spinnt tatsächlich. Doch über die Festtagszeit wird dies ausgeblendet. Für ein paar wenige Tage. Immerhin. Geniessen wir sie.

Simon Kalbermatten

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