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Stolz und stur – das sind wir

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Natürlich haben wir Grund zum Feiern! Nach dem 1. August ist vor dem 7. August. Morgen und übermorgen feiert das Wallis in Sitten offiziell das 200-Jahr-Jubiläum des Beitritts zur Schweizerischen Eidgenossenschaft. Darauf sind wir stolz (siehe Seite 4 und 5). Stolz, ein Teil der Schweiz zu sein, stolz, unsere Traditionen leben zu dürfen, stolz, in einer Region aufzuwachsen, wo andere ihren Urlaub verbringen. Aber auch stolz auf einen unverkennbaren Dialekt und zahlreiche einzigartige Naturschönheiten auf engstem Raum. Alles Friede, Freude, Eierkuchen? Nein! Das Wallis steht vor grossen Herausforderungen: Lässt man den «ältesten Walliser», den Neid, der stets in unseren Köpfen bleibt, weg, dürfte die sprachliche Barriere in Zukunft eine hohe Hürde darstellen. Ober- und Unterwalliser vereinen sich (fast) nur dann, wenn der FC Sitten um die Trophäe im Cupfinal spielt. Das ist schade. Denn gerade in einer wirtschaftlichen Randregion ist es wichtig, zusammen – als Einheit – aufzutreten und seine (politischen) Interessen in Bern einzubringen. Dabei ist auch das Oberwallis gefordert. Wir Oberwalliser schaffen es immer wieder aufs Neue, uns selber zu schwächen: Hätte man vor vier Jahren über den politischen Tellerrand geschaut, Roberto Schmidt wäre trotz persönlichem Glanzresultat nicht von den eigenen Leuten als Nationalrat abgewählt worden. Im Herbst stehen wieder Wahlen an. Diesmal winkt dem Wallis ein achter Sitz im Nationalrat. Ob ihn das Oberwallis wieder dem Unterwallis schenkt? Oft ist es die Sturheit, die uns unflexibel macht. So auch in der Wolfsdebatte: Unabhängig davon, ob wir nun eine Lösung «Contra Wolf» oder eine «Pro Tiere» unterstützen; es gibt (zu) wenig Leute, die sich überhaupt für lösungsorientierte Massnahmen interessieren. Besorgniserregend: Politiker
schreiben sich die Finger wund, um dem Volk zu verkünden, dass das Wolfproblem nur mit einem Abschuss gelöst werden kann. Wer die Lage näher betrachtet (siehe Frontalinterview S. 14/15), weiss, dass aus dem benachbarten Italien immer wieder Wölfe den Weg über die Grenze finden. In den nächsten Jahren wird sich die Zahl wohl noch erhöhen. Eine langfristige Lösung muss her. Zum Wohl der Schafe. Denn: Jedes gerissene Schaf ist eines zu viel! Deshalb gilt es das Miteinander zu stärken. Den Stolz weiterzutragen. Und die Sturheit abzulegen.

Simon Kalbermatten

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