Ski alpin | Didier Plaschy zu seiner Rolle als TV-Experte und was er den Zuschauern zu Hause erzählen will, zur neuen Schweizer Slalom-Herrlichkeit und zu grossen Mängeln
«Alle sind neidisch auf unsere Slalom- Mannschaft»

Didier Plaschy ist ab Sonntag TV-Skiexperte.
Foto: Walliser Bote
Didier Plaschy, werden Sie länger TV-Skiexperte beim Schweizer Fernsehen bleiben als der unglückliche Marc Girardelli, der nach wenigen Monaten schon wieder gehen musste?
«Darauf kann ich keine Antwort geben. Das Ziel ist es natürlich.»
Verlief das Auswahlverfahren denn vertiefter als beim Luxemburger?
«Ich glaube, die Fernsehleute haben daraus ihre Lehren gezogen. Es gab Blindversuche, dazu gab und gibt es Tests mit allen vier Kommentatoren, mit dabei auch eine Sprachwissenschaftlerin. Es gab auch eine Testjury, in der die einzelnen Bevölkerungsgruppen vertreten waren. Das ganze Ausbildungsverfahren empfand ich als hochprofessionell.»
Erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer Neuerungen?
«Attraktiver kann man die Übertragung beispielsweise gestalten, indem man verstärkt mit Videoanalyse und Pfeilen arbeitet, was dem Zuseher das Gesagte visuell miterklärt.»
Girardelli wurde unter anderem sein Dialekt vorgeworfen. Wird Ihr Walliser Deutsch denn besser verstanden?
«Der Walliser ist wie der Bündner Dialekt sogar ein Vorteil. Fragen Sie mal den Salzgeber. Das Problem ist eher, dass wir Varner viel zu schnell reden. Besser, ich wäre Salgescher oder Leuker.»
Sie sind ein Vielredner. Werden die TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer zugequatscht?
«In der Vorbereitung liess sich Kommentator Stefan Hofmänner von mir derart anstecken, dass es zu einem ‹battle of words› kam. Das war nicht ideal, aber es ist die Aufgabe des Kommentators, das Tempo zu bestimmen. Ich meinerseits kann schon unterscheiden, ob ich Ihnen etwas erklären muss oder ob ich als Zusatzinformant am Fernsehen rede.»
Gibt es eine Absprache zwischen Kommentatoren und Experte?
«Der Moderator startet und kommt bei den Zwischenzeiten zum Zug, der Experte dazwischen.»
Was für ein Fauxpas unterlief Ihnen in der Vorbereitung?
«Ich sage immer ‹Büebu› und ‹Meitjä›. Das haben sie mir abgestellt, vor allem ‹Meitjä› ist für die Fahrerinnen verboten.»
Haben Sie ein Experten-Vorbild?
«Thomas Sykora oder die Österreicher generell. Ich liebe ihren Schmäh. Diese Kunst, pointiert zu sein, ohne jemanden zu verletzen, finde ich grossartig. Ich wünsche mir mehr von diesem feinen Witz, aber das ist nicht einfach hinzukriegen.»
Und Bernhard Russi?
«Russi war ein Vermarktungvorbild. Das hat er genial hingekriegt. Aber geblieben ist mir von ihm eigentlich nur das Wort Tempocheck. Russi kommt vom Speedbereich, er war Pistenbauer und hat nicht als Trainer gearbeitet, schon gar nicht mit Kindern und Jugendlichen. Ich komme von den technischen Disziplinen, von der Psychologie und Pädagogik und habe im Skirennsport viel mit Jugendlichen gearbeitet. Das sind zwei verschiedene Ausgangspunkte, deshalb wird auch die Sprache anders sein.»
Sie werden an diesem Wochenende mit den beiden Slalomrennen in Levi starten. Was für ein Experte will Didier Plaschy denn sein?
«Ich will die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht mit technischen Begriffen ärgern, sondern die Komplexität des Skirennsports in Bildern zu erklären versuchen.»
Ihre Heimat ist der Slalom. Was halten Sie von der aktuellen Schweizer Mannschaft?
«Alle sind neidisch auf uns. Wir haben mit Daniel Yule, Ramon Zenhäusern und Luca Aerni drei unter den Top Sieben, dahinter warten Loïc Meillard, Reto Schmidiger, Marc Rochat und Sandro Simonet. Traumhaft! Die Schweiz hat aber grosse Baustellen. Was kommt nach Beat Feuz in der Abfahrt, und was machen wir mit dem Riesenslalom vor allem bei den Frauen? Justin Murisier ist wieder schwer verletzt und Lara Gut sowie Michelle Gisin werden mehr und mehr in den Speed wechseln.»
Sie sind ein Querdenker. Wo liegt in Ihren Augen das Problem beim Riesenslalom?
«Die Jungen werden zu früh auf die Tore losgelassen. Statt einer möglichst langen polysportiven Ausbildung werden die ganz jungen Fahrerinnen und Fahrer zu früh spezialisiert und selektioniert. Durch die frühe Rekrutierung bist du zu schnell in den Strukturen gefangen statt eine möglichst breite Grundausbildung geniessen zu können. Für kurzfristigen Erfolg mag das richtig sein, aber nicht für langfristigen. Das ist aber wohl ein gesellschaftliches Problem. Alle wollen nämlich rasch Erfolg haben.»
Roman Lareida
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