Wildtiere | Trotz Leinenpflicht liess Halter seine Hunde frei – sie rissen eine trächtige Rehgeiss

«Ein regelrechtes Gemetzel»

Jäger. Das Gewicht eines ausgewachsenen Rhodesian Ridgeback liegt zwischen 32 bis 37 Kilogramm.
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Jäger. Das Gewicht eines ausgewachsenen Rhodesian Ridgeback liegt zwischen 32 bis 37 Kilogramm.
Foto: Symbolbild Mandy Wawer/Pixelio.de

Quelle: 1815.ch /pan 19.03.18 0
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Vor dem Wohnhaus von Philipp Kalbermatten spielten sich an einem Sonntag Anfang März tragische Szenen ab. Entsetzt musste der Rentner zusehen, wie eine adulte Rehgeiss von zwei frei laufenden Hunden minutenlang attackiert und schliesslich totgebissen ­wurde.

«Das regelrechte Gemetzel», ist Kalbermatten auch mehr als zwei Wochen nach dem Vorfall immer noch bestürzt, «dauerte rund acht Minuten.» Jegliche Fluchtversuche des Wildtiers blieben ohne Erfolg. «Erst als das Reh regungslos am Boden lag, haben die grossen Hunde vom Tier abgelassen und kehrten zum Halter zurück», sagt Kalbermatten gegenüber dem «Walliser Boten».

Allabendlich geschützten ­Ruheplatz aufgesucht

Der tragische Vorfall hat sich am 4. März gegen halb acht am frühen Morgen in Blatten im Lötschental unweit des Hauses der Familie Kalbermatten zugetragen, welches am Ortsausgang direkt an der Langlaufloipe Richtung Fafleralp liegt. «In einer Entfernung von rund acht Metern», präzisiert der 70-Jährige, wurden er und seine Frau unfreiwillig Zeugen dieses «wirklich brutalen Ereignisses». In der Nacht davor hatte die Rehgeiss, «wie so oft in diesem Winter», unter dem Balkon auf der Ostseite des Gebäudes Schutz gesucht. «Die Keller- und Heizungsräume haben in den kalten Winternächten wohl ein wenig Wärme gespendet, was das Reh für sich auszunutzen wusste», vermutet Kalbermatten.

Qualvoller Tod

Am frühen Morgen machte sich die trächtige Rehgeiss schliesslich auf, ihren nächtlichen Ruheplatz zu verlassen. Just in diesem Moment erschien ein Hundehalter mit seinen beiden Vierbeinern auf der in unmittelbarer Nähe befindlichen Zufahrtsstrasse. Kalbermatten konnte von seiner Wohnung aus beobachten, wie der Eigner seine Hunde auf der Höhe der letzten Strassenlaterne am Ende des Dorfes von der Leine liess. «Sofort haben die frei laufenden Tiere die Fährte des Rehs aufgenommen, stellten ihm nach und hetzten es auf die Langlaufloipe.» Was danach geschah, war ein ungleicher Kampf, der für das ohnehin schon geschwächte Wildtier nach qualvollen Minuten tödlich ­endete.

Gemäss Kalbermatten handelte es sich bei den wildernden Hunden um zwei Tiere der Rasse Rhodesian Ridgeback, Stockmass: 61 bis 69 Zentimeter. Die ursprünglich aus Südafrika stammenden Hunde wurden dort als «Wachhunde auf Farmen gehalten sowie als Jagdhunde auf Grosswild im Busch eingesetzt», heisst es zur anerkannten Hunderasse. Nach wie vor sei der Rhodesian Ridgeback ein passionierter Jäger.

Besitzer komplett überfordert

Entsprechend hilflos stand der Halter, der den Jagdtrieb seiner Vierbeiner offensichtlich völlig unterschätzt hatte, der Situation gegenüber. «Der Besitzer war den Tieren nicht mehr gewachsen. Sobald er einen der beiden Hunde vom Reh wegzerren konnte, hat sich der andere wieder im Tier verbissen», sagt Kalbermatten, der noch während des Vorfalls den im Lötschental zuständigen Wildhüter Richard Bellwald informierte.

Dieser stellt auf Anfrage klar, dass die beiden Hunde ohne Zweifel hätten angeleint bleiben sollen. «Innerhalb der Ortschaft gilt für Hunde nämlich die Leinenpflicht», so Bellwald zu den Bestimmungen im Kanton, welche weiter festhalten, dass Hunde auch ausserorts, bei Freilauf, stets unter Kontrolle stehen müssen. «Letztendlich», so betont der Wildhüter weiter, «muss ein Hund mit starkem Jagdtrieb immer an der Leine geführt werden – auch ausserhalb von Siedlungsgebieten.»

Hund folgt seinen Instinkten

Denn eben dort, etwa auf Wald- oder Winterwanderwegen, könne es während eines Spaziergangs vorkommen, dass ein erspähtes Beutetier den Jagdtrieb des Hundes wecke. «In dieser Situation lässt sich kaum ein Hund davon abbringen, der flüchtenden Beute nachzustellen. Jagen die Hunde, wie im vorliegenden Fall, im Gespann, sind sie nur noch schwer unter Kontrolle zu halten», weiss Bellwald, der selbst Halter eines Schweissundes ist.

Hinzu kommt, dass die Wildtiere aufgrund der harten Wintermonate, welche ergiebigen Schneefall mit sich brachten, sowie aufgrund von menschlichen Störungen kaum noch die Kraft aufbringen können, um zu fliehen. Ferner halte sich das Wild derzeit auf der Suche nach Nahrung in tiefer gelegenen Regionen und in Dorfnähe auf, was das Risiko, dass Hund und Wildtier unerwartet aufeinandertreffen, erheblich erhöhe. Auch deshalb appelliert Bellwald an die Hundebesitzer, ihre Tiere an der Leine oder unter Kontrolle zu halten. Nur so könnten tödliche Begegnungen und zusätzlicher Stress für die Wildtiere vermieden werden.

Fahrlässiges Verhalten

«Die Schuld lag nicht bei den Hunden», weiss auch Philipp Kalbermatten, der sich keineswegs als Hundegegner verstanden wissen will. «Das Problem lag beim verantwortungslosen Handeln des Besitzers.» Diese Tatsache bestätigt auch der Wildhüter: «Der Mann war augenscheinlich überfordert.»

Mit der bitteren Konsequenz, dass nicht nur eine Schutz suchende Rehgeiss gerissen wurde, die den kräftezehrenden Winter bis dato schadlos überstanden hatte, sondern auch deren beiden Kitze getötet wurden, mit denen sie trächtig gewesen war. «Das ist doppelt tragisch», so Bellwald abschliessend.

Perrine Andereggen
19. März 2018, 15:41
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Hundehalter muss mit Busse rechnen

Gemäss Wildhüter Richard Bellwald wird der Hundehalter nun bei der kantonalen Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere verzeigt. Je nach Schweregrad des Ereignisses wird dem Besitzer in der Folge eine Busse auferlegt. Ferner muss der Mann, der seinen Wohnsitz nicht im Kanton Wallis hat, für das gerissene Tier Schadenersatz bezahlen. Wäre der Hundebesitzer im Wallis beheimatet, hätte schliesslich das Veterinäramt darüber zu befinden, ob die Hunde permanent an der Leine zu führen sind und ob diese, als weitere Schutzmassnahme, einen Maulkorb zu tragen hätten. 

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