Tourismus | Wie weiter mit den Saastal Bergbahnen?

Hannigbahn beerdigt?

Bevölkerung gefragt. Simon Bumann, designierter Direktor der Saastal Bergbahnen, appelliert an Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer, sich zur Hannigbahn zu bekennen und eine Finanzgesellschaft zu gründen, um deren Neubau zu realisieren.
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Bevölkerung gefragt. Simon Bumann, designierter Direktor der Saastal Bergbahnen, appelliert an Einheimische und Zweitwohnungsbesitzer, sich zur Hannigbahn zu bekennen und eine Finanzgesellschaft zu gründen, um deren Neubau zu realisieren.
Foto: Saastal Tourismus

Quelle: WB /mk 03.04.19 0
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Saas-Fee | Markus Schröcksnadel, neuer Hauptinvestor der Saastal Bergbahnen, wird kein Geld in eine neue Hannigbahn investieren. Vielmehr will er unter anderem eine Zubringerbahn vom Parkhaus P2 aus bauen und damit mehr Gäste sowie vor allem mehr Familien ins Skigebiet locken.

An der GV der Saastal Bergbahnen vom vergangenen Donnerstag wurde reiner Tisch gemacht. Und am Tag danach mit Simon Bumann auch ein neuer Bahndirektor bestimmt. Nach einem Rekordverlust von 16 Millionen Franken im Geschäftsjahr 2017/2018 und einer erfolgreichen Rekapitalisierung startet das einst glorreiche Unternehmen nun wieder bei null.

Verantwortungsklage gefordert

Gleichzeitig stehen bei der Vergangenheitsbewältigung noch ein paar offene Fragen im Raum. Diese betreffen einerseits die künstlichen Poolkartenkäufe vom November 2016, die nötig waren, um die kritische Masse für den mittlerweile beerdigten Hammerdeal überhaupt zu erreichen. Dafür hat die Mountain Marketing AG 10 000 Skipässe im Wert von 2,11 Millionen Franken erworben, die Munizipalgemeinde Saas-Fee 4300 Jahresabos für 907 300 Franken sowie die Burgergemeinde Saas-Fee 1700 Saisonkarten für 358 700 Franken. Aus Sicht von Kleinaktionär Bernhard Pfammatter, der sich an der GV zu Wort meldete, grenzt dieses Vorgehen an Betrug: «Ohne diese Irreführung hätte der Hammerdeal nicht stattfinden können. Und der Aktienschnitt wäre wohl nicht nötig gewesen.» Die Verantwortlichen müssten für diese Täuschung und weitere Übertretungen zur Rechenschaft gezogen werden. Der damalige Direktor Rainer Flaig hätte beispielsweise, um die Jahresrechnungen zu beschönigen, den Abschreibungssatz von früher 4 auf bis zu 2,7 Prozent herabgesetzt. Er könne nicht verstehen, dass der Verwaltungsrat da nicht früher eingegriffen habe. Schliesslich sei Flaig eine der bestbezahlten Führungspersonen in der Schweizer Seilbahnbranche gewesen.

Rekordverdächtige Honorare

Wie der WB berichtete, wurde der damaligen Geschäftsspitze um CEO Flaig und VR-Präsident Pirmin Zurbriggen an der GV vom vergangenen Donnerstag keine Entlastung erteilt. So finden manche Stimmen, dass der Weg für eine Verantwortlichkeitsklage gegen die früheren Exekutivorgane jetzt offen wäre; dies schliesst auch die Möglichkeit einer Streitgenossenschaft ein. Simon Bumann, bisheriger Vizepräsident und ab 1. Juni 2019 neuer Direktor der Saastal Bergbahnen, relativiert, dass ein Grossteil dieser Tickets in den Verkauf ging: «Auch während dem Winter wurden noch Pässe verkauft und dann von diesem Poolkontingent abgezogen.» Die Abrechnungen wären korrekt gewesen. Über das Vorgehen könne man diskutieren. Doch es sei nicht an der jetzigen Geschäftsführung oder dem jetzigen Verwaltungsrat, das zu verurteilen. Man blicke in die Zukunft.

Ein weiterer Punkt der offenen Fragen betrifft die Schlussabrechnung der neuen Spielbodenbahn. Auffällig sind dort – nebst dem hohen Gesamtbetrag von rund 20 Millionen Franken – insbesondere die ausserordentlich hohen Honorare für Architekten und Ingenieure. Pfammatter: «Ich weiss nicht, wer diese Honorare bezogen hat. Fest steht, dass sie fast einen Drittel der Baukosten ausgemacht haben.»

Bumann versichert, dass die Schlussabrechnung der Spielbodenbahn x-mal geprüft worden ist: «Es gibt keine Anhaltspunkte, dass da irgendwelche Positionen nicht korrekt verbucht worden wären.» Um das Geschäftsgeheimnis zu wahren, gewährte Bumann den Aktionären an der GV keinen detaillierten Einblick in diese Abrechnung, sagte aber: «Das Projekt wurde beim kantonalen Finanzkompetenzzentrum mit 19,9 Millionen Franken eingegeben und am Ende mit 20,6 Millionen abgerechnet. Diese Abrechnung wurde intern sowie durch den extern beauftragten Projektleiter und die Revisionsstelle geprüft. Eine weitere Prüfung erfolgte schliesslich durch die kantonale Stelle für Wirtschaftsförderung, mit denen wir den Darlehensvertrag abschliessen durften.» Jener Vertrag wäre nicht zustande gekommen, wenn die Abrechnung fehlerhaft gewesen wäre. Ferner merkt Bumann an, dass diese Abrechnung schon mal an der GV genehmigt worden sei und die Aktionäre den Verantwortlichen Entlastung erteilt hätten.

Schröcksnadel legt Fokus auf die Beschneiung

Auch die Familie Schröcksnadel als neue Hauptaktionärin möchte die Vergangenheit der Saastal Bergbahnen ruhen lassen und nach vorne schauen. Markus Schröcksnadel: «Für die nächsten Jahre haben wir ein sehr ehrgeiziges Investitionsprogramm auf die Beine gestellt. Allein fürs kommende Jahr wurde im Verwaltungsrat ein Investitionsbudget von 6,7 Millionen Franken beschlossen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der künstlichen Beschneiung. Diese muss schneller und effizienter werden. Das entsprechende Projekt erstreckt sich über zwei Jahre und wird insgesamt 4,5 bis 5 Millionen Franken kosten.» Danach hätte man eine wesentlich bessere Pumpleistung als heute und könnte die Flächen unterhalb des Gletschers viel schneller beschneien.

Komfortsteigerung anvisiert

Weiter will Schröcksnadel in vielen Bereichen den Komfort verbessern. So zum Beispiel bei der Verbindung zur Felskinnbahn: «Viele Gäste sind nicht im Hochgebirge aufgewachsen und kommen beim Treppensteigen mit den Skischuhen schnell ausser Atem.» So wolle man künftig Treppen durch Rolltreppen ersetzen. Oft sind es kleine Investitionen, die einen grossen Nutzen bringen können. Schröcksnadel denkt dabei etwa auch an den Eingangsbereich der Spielbodenbahn mit seinem ungünstig gewählten Bodenbelag: «Das erinnert mehr an den Eingang einer Toiletten-Anlage. So etwas reicht nicht, um wieder an die Spitze der Skidestinationen zu gelangen.» Abhilfe schaffen könne hier ein neuer Bodenbelag. Das koste nicht viel, mache aber einiges aus.

Punkto Hannigbahn, deren Konzession schon einmal verlängert wurde und Ende Oktober 2019 ausläuft, weiss Schröcksnadel, dass er es hier mit einem sehr emotionalen Thema zu tun hat. Nichtsdestotrotz spricht er Klartext: «Vom Typ her können wir die Anlage vielleicht noch um eine Saison verlängern. Diesen Antrag werden wir auch stellen, gar keine Frage. Indessen werden wir keine Gelder der AG für eine Erneuerung dieser Bahn in die Hand nehmen.» Die Zahlen dieser Bahn seien nicht so berauschend. Denkbar sei höchstens, dass die AG diese Bahn künftig mieten und weiterbetreiben könnte, wenn eine andere Art der Finanzierung gefunden würde. Bumann ergänzt: «Es liegt jetzt an den Einheimischen und den Zweitwohnungsbesitzern, sich zur Hannigbahn zu bekennen und eine Finanzgesellschaft zu gründen, um dieses Projekt zu realisieren.» Eine entsprechende Arbeitsgruppe sei bereits ins Leben gerufen worden.

Die Prioritäten sind aus Sicht von Schröcksnadel im Skigebiet zu setzen: «Das Tal lebt ganz klar von seiner unglaublichen Gletscherszenerie und den höchsten Bergen der Alpen. Deshalb kommen die Leute hierher. Wandergebiete und Schlittelbahnen gibts viele. Skigebiete, wo man schon im Juli gesichert Ski fahren kann, hingegen nicht.» Darauf müsse man aufbauen.

Mehr einfachere Pisten

Investitionsbedarf gibt es im Skigebiet mehr als genug. Markus Hasler, Direktor der Zermatt Bergbahnen, hat diesen auf über 100 Millionen Franken geschätzt. Und wo sieht Schröcksnadel Handlungsbedarf? «Mit Sicherheit werden wir in eine Verbindung vom Parkhaus P2 ins Skigebiet investieren. Die heutige Situation ist ein Unding. Klar, die Autofreiheit hat ihren Reiz. Doch heute müssen die Gäste eine grosse Distanz zu Fuss bis zum Alpin Express und wieder retour zurücklegen. Für Familien ist das nicht interessant.» Da brauche es eine Zubringerbahn.

Bei der Realisierung dieser Bahn sieht Schröcksnadel keine Probleme: «Der Graben dazwischen ist relativ tief und die Spannweite relativ lang. Doch heutzutage kann man dieses Problem mit einer Einzelumlaufbahn gut lösen.» Das würde auch bewilligt. Ferner braucht es laut Schröcksnadel mehr einfachere Pisten beziehungsweise müssen bestehende schwierige Streckenabschnitte entschärft werden: «Da fliesst künftig ebenfalls viel Geld.» Er sei überzeugt, dass diese Massnahmen mehr Eintritte bringen würden.

Martin Kalbermatten
03. April 2019, 16:26
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