Berufslehre | Es braucht im Oberwallis wohl noch eine Weile, bis er sich so richtig durchsetzt
Der Mediamatiker – ein Allrounder

Allrounder. Mediamatiker-Lehrlinge sind flexibel einsetzbar und es gibt für sie nach der Ausbildung viele Tätigkeitsfelder und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Foto: Keystone
Vor 20 Jahren sah man den Mediamatiker als künftige Konkurrenz zum KV. Doch KV und Informatik sind auch heute noch bedeutend grösser. Silvan Holzer sieht darin keinen Grund zur Sorge. Der Beruf müsse sich noch besser etablieren, aber die Zeichen stünden gut.
Silvan Holzer ist Berufsfachschullehrer an der Berufsfachschule Oberwallis. Er denkt, dass der Beruf des Mediamatikers noch bekannter werden muss: «Es braucht wahrscheinlich eine gewisse Zeit, bis sich die Betriebe an das Berufsbild gewöhnt haben. Die Leute wissen, was ein Automechaniker ist oder ein Elektroniker, aber der Mediamatiker muss sich noch etablieren.» Welche Kompetenzen die Lehrlinge mitbringen, welche Aufgaben sie lösen können und wie man sie medial einsetzen kann, wisse man noch zu wenig. Dazu komme das kleine wirtschaftliche Einzugsgebiet, das einer Verbreitung sicher nicht gerade förderlich sei.
Positive Entwicklungen
Auf die Frage, warum verwandte Berufe gefragter sind, antwortet Holzer: «Der Bedarf an Informatiker ist gewaltig. In diesem Bereich braucht es aber eher Spezialisten als Allrounder wie der Mediamatiker einer ist. Und das Kaufmännische ist ein traditionell etablierter Beruf.» Als Mischberuf (KV, Informatik, Gestaltung) bilde der Mediamatiker aber eine interessante Schnittstelle für Unternehmen. Holzer sieht vor allem viel Positives bei der Entwicklung des Berufs: «Wir stellen fest, dass Gemeinden Mediamatiker-Lehrstellen anbieten, oder Tourismusbüros – Zermatt ist jetzt aufgesprungen. Auch die Air Zermatt hat Lehrlinge, ebenso Lonza.» In KMU und auch in Grossbetrieben gäbe es Bedarf.
Er spüre im Moment einen starken Rückenwind für den Beruf, sagt Holzer: «Viele junge Leute haben ein Interesse daran. Und sie machen den Beruf ei-nander schmackhaft.» Auch wenn Mediamatiker-Jobs für Ausgebildete im Wallis vielleicht nicht als solche ausgeschrieben würden, die Leute kämen trotzdem irgendwo unter: «Als Projektleiter, Kommunikationsverantwortliche oder Webmaster beispielsweise.» Auch die Lehrlingszahlen haben zugenommen in der Zeit, nachdem Swisscom ihr Ausbildungscenter aufgegeben hat. Damals hat man aktiv Lehrbetriebe gesucht. Swisscom rekrutierte in den Jahren 1998 bis 2003 jeweils zwischen zwei und fünf Lehrlinge. Seit 2007, als der Lehrbetriebsverbund Oberwallis übernahm (der WB berichtete), steigerte sich diese Zahl von acht auf 15 Lehrlinge pro Jahr. Momentan hat man dreizehn Lehrlinge im ersten Lehrjahr.
Das macht ein Mediamatiker
Die Arnold Walker AG hat einen Mediamatiker-Lehrling im letzten Jahr. Bevor man sich dazu entschied, diese Lehrstelle anzubieten, ist man skeptisch gewesen, aber nun überwiegen die positiven Erfahrungen. Deshalb will man wieder einen Mediamatiker ausbilden. Das Spektrum sei breit, sagt Christine Borter, Mitglied der Geschäftsleitung und Lehrlingsverantwortliche: «Er gestaltet etwa Rahmdeckel oder erstellt Fotostrecken und Werbevideos. Als wir das neue Logo erhielten, hat er Briefkopf, Visitenkarten oder E-Mail-Signaturen erstellt. Für die Fahrzeugbeschriftungen hat er zusammen mit einem Spezialisten Konzept und Umsetzung gemacht. Sogar einen Webshop hat er aufgebaut.» Auch das Einrichten der Computer und der erste Support für Informatiksysteme und Telefonanlage gehörten in seinen Aufgabenbereich. «Es fehlte uns früher ein Allrounder, wir mussten viel mehr extern vergeben», sagt Borter. Das rechne sich heute auch finanziell. Auch in den sozialen Medien findet sich ein Mediamatiker zurecht: «Dann kommt er etwa mit einer Idee für eine Aktion und am nächsten Tag hagelt es Bestellungen.» Oft fungiere der Lehrling auch als Schnittstelle zu den Spezialisten: «Das geht viel schneller, wenn jemand das Metier schon kennt.»
Und nach der Lehre
Tobias Fux ist einer der beiden Geschäftsführer und Gesellschafter der Valpix GmbH. Er sagt, dass der Mediamatiker geradezu prädestiniert sei für den Schritt in die Selbstständigkeit. Am besten hat ihm an dieser Ausbildung die Vielseitigkeit gefallen. «Es gab die Bereiche Marketing, Informatik, Buchhaltung und Gestaltung. Da tun sich viele Tätigkeitsfelder auf.» Und einen Mediama-tiker könne man gut integrieren und flexibel einsetzen: «Man kann ihn je nach Firma auf einen Schwerpunkt hin formen, sodass die Lehrstelle gut zu den Dienstleistungen und Spezialitäten des Unternehmens passt», so Fux weiter. Einen KV-Lehrling hingegen werde man nicht in der Informatik einsetzen können. «Ich habe in der Lehre auch viele Bereiche gesehen, die man als Selbstständiger braucht. Das hat mir viel gebracht.» Wegen dieser Vielfalt sei der Beruf besonders geeignet, wenn man sich selbstständig machen wolle. «Wir sind momentan noch zu zweit, vielleicht wird dieses Jahr aber ein Mediamatiker-Lehrling ein Thema. Der könnte bei uns in alle Bereiche reinsehen.»
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