Mode | Schuhmacher aus Lausanne schwört auf tierische Naturfaser
Er macht Schuhe aus Walliser Schwarznasenwolle

Partnerschaft. Unternehmer Dan Witting (links) bezieht seine Wolle auch von Züchter Philipp Schmid aus Ausserberg.
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«Das sind doch die schönsten Tiere der Welt.» Ist die Rede vom Schwarznasenschaf, gerät Dan Witting ins Schwärmen. Der Lausanner Unternehmer geht den Tieren aber auch an die Wolle und macht daraus Sneakers.
Für die Oberwalliser Schwarznasenschaf-Züchter ist die Ausstellung in der Mehrzweckhalle jeweils einer der Höhepunkte des Jahres. Unter die Züchter und deren Familien mischen sich auch jedes Jahr immer mal wieder Gäste aus Schottland, die dort selber Schwarznasenschafe züchten und für die der Besuch einer solchen Ausstellung etwas ganz Besonderes zu sein scheint. Aufmerksam beobachten sie die Rangierungen der Tiere und fiebern bei den anschliessenden Misswahlen mit.
Warm und bequem
Am vergangenen Wochenende mischte sich noch ein anderer «exotischer» Gast unters Volk. Dan Witting, bewaffnet mit einem Smartphone, und hinter ihm ein Kameramann. Für seine Follower im Netz kommentierte er das «Spektakel» in der Mehrzweckhalle. Wie sich herausstellt, ist Witting kein angehender Züchter oder Tier-
dokumentarfilmer, sondern ein Unternehmer aus Lausanne. «Wir machen Schuhe aus Wolle.»
Wie kommt man auf eine solche Geschäftsidee? «Meine Frau kommt aus Russland, als wir 2011 ihre Familie dort besuchten, schenkte sie uns ein Paar Valenkis, das sind traditionelle gefilzte Schuhe, die seit Jahrhunderten von allen gesellschaftlichen Schichten, egal ob Zar oder Arbeiter, getragen werden», so Witting. Sie seien überrascht gewesen, wie warm und bequem diese Schuhe waren. «Das war Motivation genug für uns, selber ins Schuhgeschäft einzusteigen. Der Anfang war ziemlich schwer. Wir hatten keine Ahnung vom Filzen, von den Maschinen, der Logistik.» Mittlerweile fabriziert das Paar in seinem Unternehmen «Baabuk» zahlreiche verschiedene Schuhmodelle und beschäftigt Mitarbeiter auf drei Kontinenten.
Im vergangenen Jahr wurden die ersten Sneakers aus der Wolle von Schwarznasenschafen aus dem Wal-
lis gemacht, die sogenannte Blacknose-Kollektion. Das Aussehen der Turnschuhe ist eine Hommage an
das Schwarznasenschaf, Weiss und Schwarz. Im vergangenen Sommer durfte Witting den Züchter Philipp Schmid aus Ausserberg begleiten. «Wir haben sehr viel über die Tiere und deren Wolle erfahren. Wir waren auch bei einem Alpaufzug dabei – ein Highlight.»
Der Film über ihren Besuch auf der Walliser Alpe ist auch auf der Homepage ihres Unternehmens zu finden. Dort schwärmen sie in den höchsten Tönen vom Walliser Schaf schlechthin. Wie Witting weiter erklärt, ist die Wolle der Schwarznasenschafe extrem strapazierfähig. «Sie ist so stark gekräuselt, dass sie sich nicht verdrehen lässt, somit hat sie die perfekte Konsistenz für die traditionelle gefilzte Wolle», ergänzt der Unternehmer.
Stolze Wolllieferanten
Schwarznasenschaf-Züchter Schmid ist begeistert von den Ideen des Schuhmachers aus Lausanne und überzeugt von der heimischen Wolle. «Das Material eignet sich beispielsweise auch hervorragend für die Isolierung und Dämmung oder man macht daraus Teppiche. Wir werden gerne mit Baabuk zusammenarbeiten. Es macht einen ja auch ein bisschen stolz, wenn die eigene Wolle zu einem hochwertigen Produkt weiterverarbeitet wird.»
Melanie Biaggi
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