Verfassungsrat | Ohne Bezirke wird das Walliser Wappen unzeitgemäss, findet der Historiker Philippe Bender

Heitere Fahne!

«Eine Tradition muss lebendig sein. Ansonsten bringt sie eine Gesellschaft nicht weiter», sagt Philippe Bender zum Walliser Wappen.
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«Eine Tradition muss lebendig sein. Ansonsten bringt sie eine Gesellschaft nicht weiter», sagt Philippe Bender zum Walliser Wappen.
Foto: Walliser Bote

Quelle: WB /dab 17.04.19 0
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Wallis | Ein Wappen sei nicht nur Folklore, sondern habe einen direkten Bezug zur politischen Realität, sagt FDP-Verfassungsrat Philippe Bender. Er denkt laut darüber nach, die dreizehn Sterne durch deren sechs zu ersetzten. Abwegig ist der Gedanke nicht, wie ein Blick in die Walliser Geschichte zeigt.

Er hat es mal wieder geschafft. Im Unterwallis spricht man über Philippe Bender, eigenwilliger Historiker und bestgewählter Verfassungsrat im drittgrössten Bezirk des Kantons, in Martinach. Gegenüber dem Radiosender Rhône FM liess der Radikale durchblicken, dass das Wallis ein neues Kantonswappen braucht, wenn im Rahmen der Verfassungsrevision die Bezirke abgeschafft werden sollten. Statt mit dreizehn Zenden schwebt Bender die Organisation des Kantons rund um die sechs grösseren Zentren in der Talebene vor – Brig, Visp, Siders, Sitten, Martinach sowie Monthey.

Die Frage, ob die Bezirke als Verwaltungseinheit ausgedient haben, ist ein Dauerthema der Walliser Politik. Jetzt sollen sich die neu gewählten Verfassungsräte darum kümmern. Er habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass sein Einwand dermassen emotionale Debatten auslösen wird, sagt Bender und schmunzelt.

Eyer: «Dreizehn Sterne müssen bleiben»

Der Historiker meint es aber ernst. «Ein Wappen ist nicht ein sinnentleertes Symbol, sondern hat immer einen direkten Bezug zur politischen Realität.» Ohne die Bezirke hätten die dreizehn Sterne keine Bedeutung mehr. Und die Verfassungsrevision mit ihren zahlreichen Anpassungen müsse man schliesslich für einen Zeitraum der kommenden hundert Jahre und mehr betrachten. «Wie wollen Sie dann im Jahr 2050 einem 20-jährigen Walliser noch erklären, wofür die dreizehn Sterne einst standen?» Aus Nostalgie-Gründen an der heutigen Fahne festzuhalten, findet Bender deshalb falsch. «Eine Tradition muss im Heute lebendig sein. Ansonsten bringt sie eine Gesellschaft nicht weiter.» Eine Abschaffung der Bezirke hätte sehr wohl Auswirkungen auf die politische Landschaft im Kanton. Das Amt des Präfekten würde wegfallen. Und auch die Wahlkreise müsste man neu überdenken.

Derweil kommen Benders Gedankenspiele selbst in progressiven Kreisen im Oberwallis nicht gut an. So warnt etwa German Eyer, seit jeher für die Abschaffung der Bezirke, ausdrücklich vor allzu grossen Eingriffen in die Symbolik. «Die dreizehn Sterne auf der Fahne müssen bleiben», sagt der vormalige Grossrat und heutiger Fraktionschef der Oberwalliser Linken im Verfassungsrat, «sonst droht die Verfassungsrevision vom Volk abgelehnt zu werden». Zur Erinnerung: Nach vier Jahren müssen die Walliser Ja sagen zur totalüberholten Verfassung. Ansonsten bleibt der Gesetzestext von heute, seit 1907 in Kraft und in der Zwischenzeit immer mal wieder teilrevidiert, bestehen.

Auch wenn Benders Vorschlag belächelt wird, ganz abwegig ist er nicht. Ein Blick in die Geschichte zeigt nämlich, dass das Walliser Wappen alles andere als in Stein gemeisselt ist. Die dreizehn Sterne, wie man sie heute kennt, gehen auf den Walliser Beitritt zur Eidgenossenschaft 1815 zurück. Zuvor waren es zwölf Zenden und so beschloss der Walliser Landrat im September 1802: «Die Farben der Republik werden sein: weiss und roth, auf diesem Grunde werden zwölf Sterne gesetzt werden.» Im Jahr 1628 wählt die Republik der sieben Zenden als Siegel sieben Sterne auf gespaltenem Feld; die amtlich erste belegte Vorform des heutigen Wappens. Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert zeigen alte Banner, die von Sternen regelrecht übersät sind. Im Mittelalter gilt als Landeswappen derweil das Wappen der Kirche von Sitten. Maria mit dem Jesuskind in der Mitte, flankiert vom Landespatron, dem heiligen Theodul, sowie der heiligen Katharina.

David Biner
17. April 2019, 16:24
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