Tourismus | Saastal Bergbahnen fühlen sich von den Oberwalliser Bergbahnen willkürlich behandelt
Rückzug vom Oberwalliser Skipass

Nicht mehr im Billet-Verbund. Die Saastal Bergbahnen wollen künftig eigene Wege gehen.
Foto: Keystone
Die Saastal Bergbahnen sind unzufrieden mit dem Verteilschlüssel der Gelder aus dem Topf des Oberwalliser Skipasses. Die Konsequenz ist der Austritt aus dem Billett-Verbund. Der Verein der Oberwalliser Bergbahnen bedauert diesen Entscheid.
Vor zehn Tagen gaben die Saastal Bergbahnen dem Verein der Oberwalliser Bergbahnen (OWBB) ihren Entscheid bekannt, sich vom destinationsübergreifenden Produkt des Oberwalliser Skipasses zu verabschieden. Die OWBB gelangten damit gestern an die Öffentlichkeit.
«Uns ist keine andere Wahl geblieben, weil wir uns willkürlich behandelt fühlen», sagt Simon Bumann, CEO der Saastal Bergbahnen. Seinen Argumenten sei in den Gesprächen kein Gehör geschenkt worden. Der Präsident der OWBB, Karl Roth (CEO der Lauchernalp Bahnen), sieht das anders: «Die Saastal Bergbahnen wollten eine besondere Behandlung, sprich mehr Erlös. Einer solchen Forderung konnten wir nicht zustimmen.»
Aus Saas-Fee wird daran erinnert, dass man dort vom 1. November bis 30. April jeden Tag Ski fahren könne. Zusammen mit Saas-Almagell verfüge man über 112 km Pisten. Eine solche Grösse, ein solches Angebot besitze eine Wertigkeit, die man im Verteilschlüssel berücksichtigen müsse. «Nach dem jetzigen Abrechnungsmodus erhalten wir aus dem Verbund weitaus am wenigsten, gerade mal etwas mehr als die Hälfte von Jeizinen», sagt Bumann. «Das kann es nicht sein.»
Roth seinerseits erinnert daran, dass sich Saas-Fee selbst in diese Situation hineinmanövriert habe. Der Oberwalliser Skipass sei nun mal eine Saisonkarte, weshalb der Verteilschlüssel auch aufgrund der Saisonpreise zu erfolgen habe. Als Berechnungsbasis wird jeweils der günstigste Saisonabonnement-Preis beigezogen. So kam Saas-Fee mit seiner «Hammer-Deal»-Winter Card von 222 Franken in der Saison 2016/17, respektive 233 Franken ein Jahr später, zwangsläufig unter die Räder. Das Berechnungssystem nach Saisonpreisen wurde 2017 eingeführt, was Bumann als direkte Bestrafung der «Hammer-Deal»-Strategie durch die OWBB bezeichnet, weil zuvor stets die Tageskarte als Basis gegolten habe. Roth sieht das differenzierter und verweist vergleichend auf die im ganzen Wallis gültige Skicard. Hier würden dem Inhaber jeweils an der Kasse die Tageskarten-Preise in Abzug gebracht, was auch ungerecht sei. Besehe man sich die variablen Preise inklusive der verschiedenen Aktionen, werde ein Walliser Skicard-Besitzer zu stark belastet. Will heissen: Es gibt wohl keinen Verteilschlüssel, der allen gerecht wird.
Auf die Saison 2019/20 hin ergibt sich für Saas-Fee durch den Anschluss an den «Magic Pass» für 399 Franken als Startpreis nun zwar eine Korrektur nach oben. Diese Erhöhung entspricht jedoch nicht den Vorstellungen der Verantwortlichen der Saastal-Bergbahnen.
Den Vorstellungen der Saastal Bergbahnen wurde durch die OWBB laut Roth eine Absage erteilt, «weil ein höherer Preis als der des «Magic-Passes» dazu führte, dass die Gäste mit einem Oberwalliser Skipass bei den Saastal Bergbahnen für ihren Skitag mehr bezahlen würden als die «Magic Pass»-Inhaber. So gesehen halten die Saastal Bergbahnen die Möglichkeit zur Korrektur des Verteilschlüssels in den eigenen Händen.» Diese Aussage lässt Bumann so nicht gelten. «Der voraussichtliche Skitag-Ertrag wird beim ‹Magic Pass› durchschnittlich um mindestens 50 Prozent höher sein.»
Der Oberwalliser Skipass wird seit 1992 angeboten und von den OWBB als gutes Produkt zu einem fairen Preis bezeichnet. Aktuell wird er zu 840 Franken verkauft. Durchschnittlich werden pro Saison um die 2000 regionale Skipässe verkauft. Dadurch kommen nach Saisonende rund 1,2 Millionen Franken in den Verteiler. Dass Saas-Fee hier aufgrund seines Angebotes und seiner Skitage mehr beansprucht als etwa Jeizinen mit seinen zwei Liften, kann Roth nachvollziehen. Auf die Schnelle sieht er dafür aber keine Möglichkeit. Letztlich würde ein GV-Beschluss über eine Reglementänderung entscheiden müssen.
Auch Belalp unzufrieden
Schon im letzten Jahr nicht mehr zufrieden zeigten sich mit dem Verteilschlüssel auch die Belalp Bahnen. Nach der Einführung der Familienkarte wurde hier ein anderer Basispreis zur Berechnung herangezogen, wodurch weniger Gelder hereinkamen, was Roth bestätigt. Und wie begegnet man dieser Unzufriedenheit im Vorstand? «Wir sind bereit, hier nach Lösungen zu suchen, allenfalls durch eine Arbeitsgruppe.» Doch auch dafür würde ein GV-Beschluss notwendig.
Leukerbad reagiert nicht
Neben Saas-Fee ist im kommenden Winter mit Leukerbad erstmals eine zweite Skistation dem Westschweizer Abo-Verbund «Magic Pass» angeschlossen. Für Verwaltungsratspräsident Christian Grichting von der touristischen Destination «My Leukerbad» ist ein Austritt aus dem Verbund der OWBB deshalb aber kein Thema. «Unser bisheriger Saisonkarten-Preis lag unwesentlich über den 399 Franken des ‹Magic Pass›. Deshalb lohnt sich da eine Reaktion nicht.» Für Leukerbad trifft zusätzlich zu, dass es deutlich weniger Tagesgäste aus dem Oberwallis auf seinen Pisten hat als Saas-Fee.
«Sonderfall» Zermatt
Bleibt Zermatt, das erst seit 2013 beim Oberwalliser Skipass mitmacht, wobei ihm zumindest aus Saaser Sicht eine Sonderregelung zugestanden wird. Zermatt rechnet mit einem gerundeten Basispreis von 1000 Franken ab, obwohl hier die Einheimischen deutlich günstiger zu ihren Saisonkarten kommen. Zudem werden den Oberwalliser Skipass-Besitzern in Zermatt lediglich fünf Skitage zugestanden, was einem satten Tageskartenpreis von 200 Franken entspricht. Roth differenziert: «Zermatt hat keine Sonderbedingungen. Wir mussten hier aber auf die besonderen Verhältnisse Rücksicht nehmen. Die eingegebenen 1000 Franken sind fair. Bei einem tieferen Preis und ohne Beschränkung würden alle einen Oberwalliser Skipass kaufen.»
Thomas Rieder
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar