Energie | Eischoll plant einen Windpark auf der unteren Senggalp mit bis zu 3,5 Megawatt Leistung
Ein ambitioniertes 20-Millionen-Projekt

Räder im Wind. Die Windräder dürften nicht nur oberhalb der Senggalp, sondern auch vom Talgrund aus gut sichtbar sein.
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Eischoll | In den letzten zehn Jahren hat das kleine Bergdorf bereits 13 Millionen Franken in Energieprojekte investiert. Der geplante Windpark setzt da noch einen obendrauf. Geht alles klar, werden rund 20 Millionen Franken für drei grosse Windräder mit einer Jahresproduktion von 20 Gigawattstunden ausgegeben. Das ist Strom für 4000 Haushalte.
Bis es so weit ist, dauert es noch eine ganze Weile. Denn noch sind einige Hürden zu überwinden. «In Deutschland dauert es etwa 58 Monate, bis ein solches Projekt realisiert werden kann, in der Schweiz sind es sechs bis sieben Jahre», teilt Gemeindepräsident Fabian Brunner mit. Der Gang durch die verschiedenen kantonalen und eidgenössischen Ämter dauert seine Zeit.
Viel Eigenleistung aus dem Dorf
Bereits im Dezember 2017 hat die Gemeinde das Dossier bei der kantonalen Dienststelle für Energie eingereicht. Vorgängig sind die Umweltverbände Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, WWF und Pro Natura informiert worden, die das Projekt zur Kenntnis genommen haben. Die bisherige Projektierungsarbeit ist von verschiedenen im Energiesektor fachkundigen Personen aus Eischoll franko gratis geleistet worden. «Allein die Projektierung hätte rasch eine fünfstellige Summe verschlungen. Bei einem solchen Projekt muss man das Kapital sehr vorsichtig einsetzen. Aus diesem Grund haben wir so viel wie möglich selbst erarbeitet. Know-how ist eine der wenigen Ressourcen, die wir in unserem kleinen Bergdorf selbst nutzen können. Wir leben sehr eng zusammen hier oben und müssen zusammenstehen», erklärt der Gemeindepräsident, der bei der EnAlpin selbst in der Energiebranche arbeitet. Bis das Dossier eingereicht werden konnte, mussten auch Vorabklärungen geleistet werden. Eine davon betraf die Windverhältnisse auf der Senggalp. Während eines Jahrs wurde gemessen. Nun ist klar: Der Wind bläst dort oben kräftig, durchschnittlich mit sieben Metern pro Sekunde, das ist der Mittelwert auf das ganze Jahr gerechnet. Seit 2017 sind auch Abklärungen betreffend Lärmemissionen gemacht worden. Auch diese stimmen zuversichtlich.
Fünf geeignete Windparkstandorte
Das Projekt schien auf bestem Weg. Doch dann kam die Abstimmung über das neue Raumplanungsgesetz. Und die änderte die gesamte Situation. Denn nun muss das Dossier ins Konzept der neuen Raumplanung passen. «Wir waren ein gutes halbes Jahr im Ungewissen. Dann hatten wir eine Auslegeordnung mit den Bundesstellen für Energie und Raumplanung», so Fabian Brunner. Seither ist das künftige Prozedere klar: Die kantonale Dienststelle für Energie muss einen Prüfungsbericht zuhanden des Staatsrats erstellen. Sollte dieser den Bericht gutheissen, geht der Bericht ans Bundesamt für Raumplanung. Falls der Bund ein positives Feedback gibt und dem geplanten Standort seinen Segen erteilt, kann ihn der Kanton in seinen Richtplan übernehmen. Daran sollte es eigentlich nicht scheitern: Denn schon 2016 hatte der Bund den sogenannten «nationalen Windatlas» publiziert. In diesem sind sämtliche geeignete Standorte für Windparks aufgelistet. Im Oberwallis sind dafür fünf Regionen geeignet: nebst Eischoll auch Gebiete auf der Moosalp, Grächen, Visperterminen und Zermatt.
Strom für 4000 Haushalte
Sollte der Kanton den Standort Eischoll in seinen Richtplan aufnehmen dürfen, so müsste die Gemeinde anschliessend einen neuen Zonennutzungsplan erstellen und diesen vom Kanton homologieren lassen. In Eischoll rechnet man damit, dass dies bis Ende 2021 erfolgen könnte. Erst dann kann ein Baugesuch eingereicht werden. Geplant sind drei grosse Windräder, die auf eine Leistung von gesamthaft 3 bis 3,5 Megawatt ausgelegt sind. «Diese sollen pro Jahr etwa 20 Gigawattstunden Strom liefern. Das ist genug Strom für rund 4000 Haushalte», schätzt der Gemeindepräsident. Kostenpunkt der Übung: etwa 20 Millionen Franken. Das ist sehr viel Geld für ein kleines Bergdorf. «Wenn wir nicht in die kostenorientierte Einspeisevergütung kommen, haben wir keinerlei Chance, das Projekt je zu realisieren. Doch wenn uns der Bund die KEV garantiert, werden wir von den Banken genügend Mittel zur Fremdfinanzierung erhalten», zeigt sich Brunner optimistisch. Die Amortisationsdauer beziffert der Gemeindepräsident auf zwölf bis 15 Jahre.
Eischoll will energieautark werden
Für Eischoll wäre dies ein gelungener Coup. Der verkaufte Strom verspricht satte Dividenden, die dem ganzen Dorf zugute kommen sollen. Das ist auch der Grund, weshalb die Gemeinde das gesamte Projekt selbst finanzieren und sich keinen starken Partner aus der Strombranche mit ins Boot holen will, wie das bei anderen Projekten ähnlicher Grössenordnung üblich ist. Das Dossier passt zu Eischoll. In den letzten zehn Jahren hat die Gemeinde Projekte für 13 Millionen Franken realisiert. Nebst der Sanierung und Erweiterung des Kleinwasserkraftwerks in den Talgrund nach Niedergesteln im Jahre 2009 konnte 2004 ein weiteres Kleinwasserkraftwerk erstellt werden. Und 2012 realisierte man die grosse Holzschnitzelanlage, mit der sich Eischoll praktisch selbst mit Wärme versorgt. «Ziel ist es, eines Tages energieautark zu sein», betont der Gemeindepräsident. Ein wichtiger Mosaikstein dazu soll der Windpark sein.
Werner Koder
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