Bildung | gd-Schule Zermatt wird im August 2020 eröffnet. Dank finanzkräftigen Investoren
Brader Schulmodell für Zermatt

Damian Gsponer, Schulleiter der gd-Schule, expandiert nach Zermatt.
Foto: WB / Alain Amherd
Zermatt / Bratsch | Die gd-Schule expandiert vom Bergdorf Bratsch ins mondäne Zermatt. Droht im Matterhorndorf eine Zweiklassengesellschaft in Sachen Bildung?
Die gd-Schule in Bratsch ist bereits seit Längerem auf der Suche nach einem zweiten Standort im Oberwallis. Die Schulleitung hat verschiedene Varianten diskutiert, etwa Niedergampel oder Eggerberg. Nun ist klar, wo der erste Ableger der gd-Schule realisiert wird: in Zermatt. Die Schuleröffnung wird im August 2020 erfolgen.
«Es freut uns ausserordentlich, dass wir unser Modell nun ausdehnen und weiteren Kindern einen Platz bei uns anbieten können», so Schulleiter Damian Gsponer in einem Schreiben an interessierte Zermatterinnen und Zermatter. Finanzierungs- und Infrastrukturfragen seien geklärt, sagt Gsponer, «zusammen mit einer Gruppe ortsansässiger Zermatter». Die Namen der Zermatter Initianten will er vorerst nicht nennen.
Neubau geplant
Die gd-Schule verfolgt ein Bildungsmodell ohne Schulfächer, ohne Stundenplan, ohne klassischen Unterricht und bis zur Sekundarstufe ohne Prüfungen und Noten – ein Ansatz, der im gesamten Oberwallis auf Interesse stösst. Insbesondere auch in Zermatt. Die vielen Anfragen aus der Region seien mitentscheidend gewesen, eine Schule in Zermatt zu eröffnen, sagt Gsponer. Bisher seien bereits sechs Anmeldungen eingegangen. Gestartet wird mit rund 20 Schulkindern, die Schule wird dann kontinuierlich auf 50 Kinder ausgeweitet. Unterrichtet wird im Chalet «Aischa», zusätzlich ist ein Neubau geplant. Sämtliche Infrastrukturen werden von den Zermatter Investoren zur Verfügung gestellt.
Gefahr: Zweiklassengesellschaft
Die Schulregion von Zermatt, Täsch und Randa zählt eine deutliche Mehrheit fremdsprachiger Kinder. Die private gd-Schule für die einheimischen, die öffentliche Schule für die fremdsprachigen Kinder? Sozialpolitischer Zündstoff. Gsponer dazu: «Die Schulgelder sind einkommensabhängig, wie das bereits in Bratsch der Fall ist. Mir ist es wichtig, dass alle Schichten in der gd-Schule vertreten sind. Daher werden wir breit informieren und auch Informationstage durchführen.» Diese sind ab September 2019 vorgesehen.
Inwiefern sich auch die fremdsprachigen Familien für das neue Schulmodell interessieren, könne er derzeit aber noch nicht abschätzen. «Aus diesem Grund wäre es wichtig, dass wir in die öffentlichen Schulstrukturen eingebunden werden», so Gsponer weiter. Dies sei derzeit jedoch nicht möglich.
Auch Romy Biner-Hauser relativiert die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft im Zermatter Bildungswesen. «Das Konzept der gd-Schule sieht vor, dass auch Eltern mit kleineren Einkommen das neue Bildungsangebot nutzen können. Eine Zweiklassengesellschaft darf und kann nicht das Ziel sein.» Vielmehr könne das neue Angebot auch eine Chance sein mit Blick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen im Talgrund. «Lonza sucht derzeit international nach Arbeitskräften. Haben wir ein vielseitiges Bildungsangebot, kann dies die Standortattraktivität der Region stärken», argumentiert die Zermatter Gemeindepräsidentin.
Zermatt: Keine finanzielle Unterstützung
Grundsätzlich beurteilt Biner-Hauser das neue Bildungsangebot positiv. Eine private Schule könne den Wettbewerb im Schulwesen beleben. «Unsere öffentliche Schule macht einen sehr guten Job. Schlussendlich wird es an den Eltern liegen, welchen Bildungsweg sie für ihre Kinder vorziehen», so die Gemeindepräsidentin. Finanziell werde das Projekt von der Gemeinde nicht mitgetragen, es sei auch kein entsprechendes Gesuch eingegangen. Auch auf die Realisierung des neuen Schulhauses Walka habe das neue Bildungsangebot keinen Einfluss. Die Gemeinde Gampel-Bratsch unterstützt die gd-Schule in Bratsch im Gegensatz zu Zermatt mit 60 000 Franken.
Armin Bregy
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