Fussball | Alessandria überrascht im Italien-Cup
Gianni Rivera, der «Golden Boy»

Eine Legende. Gianni Rivera spielte 19 Jahre für die AC Milan, lancierte seine Karriere aber bei Alessandria.
Foto: google.com
Die US Alessandria steht sensationell in den Halbfinals des italienischen Cups und macht erstmals seit Jahrzehnten Schlagzeilen. Bis vor Kurzem war der Verein einzig als Stammklub von Gianni Rivera bekannt, dem Golden Boy aus den Sechziger- und Siebzigerjahren.
Am Montag kam es zum Jahrhundertereignis: Mit der Unione Sportiva Alessandria steht erstmals seit 32 Jahren ein Klub aus der drittklassigen Lega Pro sogar in der Runde der letzten vier. Nach Siegen bei Palermo und Genoa gewann Alessandria bei Spezia (Serie B), das seinerseits in den Achtelfinals bei der AS Roma gesiegt hatte. Der Klub aus dem Piemont ist urplötzlich aus seinem grauen Alltag ausgebrochen–und dies nicht nur, weil das Team in der Hafenstadt La Spezia statt im gewohnt grauen Dress im roten Auswärts-Shirt angetreten war.
Debüt mit knapp 16
Der Klub hat Tradition, doch dümpelt er seit Jahren in der Dritt- oder Viertklassigkeit. Vor 40 Jahren spielte er letztmals in der Serie B, die letzte Teilnahme an der Meisterschaft der Serie A geht zurück auf die Saison 1958/1959. Es war die Zeit, in der Alessandria den italienischen Fussball in gewisser Weise mitprägte. Bei Alessandria machte ein gewisser Gianni Rivera seine ersten Erfahrungen im Profifussball. Mit nicht einmal 16 Jahren debütierte der schmächtige Ideengeber in den späten Fünfzigern für Alessandria, später wechselte er zu Milan, gewann mit den Mailändern zweimal den Meistercup und mit Italien den EM-Titel. In Zeiten des Catenaccio verkörperte der smarte und intelligente Rivera die ästhetische Seite des Calcio.
Nun trifft Gianni Riveras Alessandria im Cup-Halbfinal ausgerechnet auf Gianni Riveras Milan, von dem er sich aber so sehr verraten fühlt. Rivera hatte im Klub in den Achtzigerjahren den Posten des Vizepräsidenten inne, bis Silvio Berlusconi 1986 Milan kaufte und im Vorstand Tabula rasa machte. Rivera wurde aussortiert und mit Berlusconi focht er fortan als Europaparlamentarier oder als Sekretär des Verteidigungsministeriums der Regierung Prodi auch politisch den einen oder anderen Strauss aus, weil er so gar nicht auf der Linie des rechtspopulistischen (Ex-)Cavaliere war.
Reüssiert Trainer Angelo Gregucci diesmal?
Der Cup ist ein Märchen, auch für Trainer Angelo Gregucci. Er stammt eigentlich aus Taranto, tief im Süden von Apulien. Doch aufgebrochen in die grosse Fussballwelt war er wie einst Gianni Rivera von Alessandria aus. 1986 wechselte er als Verteidiger zu Lazio Rom, absolvierte für die Römer bis 1993 187 Spiele in der Serie A und kam sogar zu zwei Länderspielen für Italien.
Gregucci verbindet eine Freundschaft mit Roberto Mancini. Dem aktuellen Inter-Coach durfte er bei Fiorentina und bei Manchester City assistieren. Er sah die grossen Bühnen als Handlanger, doch wenn er selbst die Verantwortung hatte, lief es immer schlecht. Die beiden Intermezzi in der Serie A bei Lecce und Atalanta Bergamo endeten nach nur fünf beziehungsweise vier Spielen. Auch bei den unterklassigen Sassuolo, Reggina, Salernitana und Casertana blieb Gregucci nie länger als sieben Monate. Nun steht er womöglich doch noch vor einer goldenen Zukunft als Trainer–dank Alessandria und seinen neuen «Golden Boys».
sda
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