Volkswirtschaft | Bedeutung für die Destination Leukerbad
Erfolgschancen zur Rettung der Torrent-Bahnen?

Keine sonnigen Zeiten für die Torrent-Bahnen...
Foto: zvg
Die Einwohnergemeinde Leukerbad hat das Szenario einer dauerhaften Schliessung der Torrent-Bahnen durchgespielt und gemeinsam mit der Churer Unternehmensberatung grischconsulta die volkswirtschaftliche Bedeutung für die Destination Leukerbad ermittelt. Gestern wurden die Ergebnisse präsentiert.
Die volkswirtschaftlichen Eckdaten der Destination Leukerbad wurden auf Basis vorhandener Daten und Vergleichsstudien berechnet. Der touristische Gesamtumsatz beträgt 114 Millionen Franken, die touristische Gesamtwertschöpfung (Brutto) beläuft sich auf zirka 82 Millionen Franken pro Jahr. Gemäss den Analysen von grischconsulta könnte eine Schliessung der Torrent-Bahnen einen Rückgang von rund 165 000 Logiernächten pro Jahr zur Folge haben. Ein solcher Einbruch würde für die Destination einen Wertschöpfungsverlust von zirka 27 Prozent (22 Millionen Franken) bedeuten und eine akute Gefährdung von bis zu 250 Arbeitsplätzen nach sich ziehen.
Der Wert der Immobilien in Leukerbad beträgt heute schätzungsweise 1,5 Milliarden Franken. Bei einer Schliessung der Torrent- Bahnen entstünde durch die eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit ein grosses Ungleichgewicht zwischen dem Angebot an touristischen Betten und deren Nachfrage. Es wäre gemäss grischconsulta mit einem Wertverlust von 30 bis 40 Prozent (450 bis 600 Millionen Franken) zu rechnen.
Die Auswirkungen einer Schliessung der Torrent-Bahnen wären insgesamt gravierend, wenn nicht gleichzeitig adäquate Alternativangebote für die Destination geschaffen werden können. Dies wäre aber kurzfristig kaum möglich.
Die Torrent-Bahnen sind seit Januar 2015 in Nachlassstundung. In den nächsten fünf Jahren müssten für die Sicherung des heutigen Angebotes (Ausbau der Beschneiung, Obere Maressen) und für einen qualitativen Sprung im Angebot (Erschliessung Vorgipfel / Walliser Rigi) rund 26,5 Millionen Franken investiert werden. Für eine Rettung der Bergbahnen besteht noch keine Lösung. Weder seitens der bestehenden Eigentümer, noch seitens der Gläubiger, noch seitens der Gemeinde Leukerbad. Ohne die Aussicht auf neues Kapital aus der Destination sind die Erfolgschancen zur «Rettung der Torrent-Bahnen» minimal.
An der gestrigen Informationsveranstaltung hat Gemeindepräsident Christian Grichting eindringlich an Leistungsträger und Unternehmerschaft appelliert, dass die ganze Region betroffen sei und alle zur Rettung der Torrent-Bahnen ihren Beitrag leisten müssten. «Es ist jetzt Zeit zum Handeln und mögliche Geldquellen sind zu aktivieren.»
Die Vertreter der Anspruchsgruppen wurden aufgefordert, in den eigenen Reihen aktiv zu werden. Die Gemeinde und der Tourismusverein bleiben auch nicht untätig, wie deren Präsidenten, Christian Grichting und Jean Roland Roten, mitteilten. Sie eröffnen bei der Gemeinde ein zweckgebundenes Konto «Topf zur Rettung der Torrent-Bahnen», in welches ab Dezember einbezahlt werden kann.
Angesichts der Dringlichkeit hat die Gemeinde Leukerbad bereits ein Kooperationsprojekt initiiert, in dem in einem strukturierten Prozess an einer langfristigen Lösung gearbeitet wird. Eine weitere Information zu diesem Thema ist für den Winter 2016 geplant. Der Betrieb für den Winter 2015/16 auf Torrent ist gesichert. Die Wintersaison startet regulär am 19. Dezember.
pd/map
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Kommentare
Almuth Lurz - ↑3↓19
Eine wirtschaftliche Ausbeutung der Bergwelt rechnet sich nicht mehr, gottlob. Vernünftig und verantwortungsvoll, auch den nachfolgenden Generationen gegenüber, wäre der Rückbau dieser verschandelnden Anlagen. Günstiger sowieso.
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Vinzent Smyden - ↑7↓7
Es ist ja heute schon fast unmöglich Chalets zu veräußern. Keiner will mehr in ein solches Objekt investieren, wenn die Rahmenbedingungen sich derart negativ entwickeln (Preisniveau, Qualität, Vielfalt, Altersstruktur etc.). Allein zu versuchen die Blase weiter wachsen zu lassen, indem man weiter subventioniert, kann zu einem Schrecken ohne Ende führen.
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Hans-Ueli - ↑2↓1
Wir Bodenbesitzer sind inzwischen zu Geiseln im Kampf gegen leere Kassen verkommen.
Fehlt der Gemeinde Geld, oder dem Kanton, oder der Bergbahn, oder oder oder...
Bei wem immer die Hand aufgehalten wird, sind wir.
Sepp Summermatter - ↑12↓6
Die Immobilienbesitzer sollten sich Gedanken machen zum Werterhalt ihrer Immobilien: 26.5 Mio zur Rettung der Torrent-Bahnen sind Peanuts im Vergleich zu einem Wertverlust der Immobilien von bis zu 600 Mio. Falls gewünscht wird dass die Allgemeinheit die Rettung zahlt, dann muss halt im Gegenzug die Grundsteuer kräftig erhöht werden.
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