Hotellerie will Zollgelder
Darbellay: «Warum Hoteliers bevorzugt behandeln?»
Wegen des teuren Fleisches fordert der Verband Hotelleriesuisse bis zu 150 Millionen Franken zurück. Während Peter Bodenmann, ehemaliger SP-Präsident, den Vorschlag für plausibel hält, sieht CVP-Präsident Christophe Darbellay nicht ein, warum Hoteliers bevorzugt behandelt werden sollten.
Investitionsbedarf, Gästeschwund und Hotelsterben – die Schweizer Hotellerie hat in den vergangenen zwei Jahren oft für negative Schlagzeilen gesorgt. Um der Branche auf die Beine zu helfen, hat der Verband Hotelleriesuisse einen Bericht erarbeitet. Das Dokument, das der «SonntagsZeitung» vorliegt, soll neue Inputs zur Tourismuspolitik im Berg- und Seengebiet liefern.
Der Handlungsbedarf sei gross, sagt Verbandspräsident Guglielmo Brentel. Von den rund 5600 Betrieben in der Schweiz könnten maximal 500 auf eigenen Füssen stehen, unternehmerische Entscheide fällen und umsetzen. Rund 2500 Hotels seien auf die Arbeit von Tourismusorganisationen oder anderen Unternehmen angewiesen. Die übrigen seien «abgehängt» und bräuchten dringend Investitionen.
Der Bericht, als Basis für die politische Diskussion gedacht, enthält kontroverse Aspekte zur Hochpreisinsel Schweiz: Infolge der festgefahrenen Verhandlungen über ein Agrarfreihandelsabkommen mit der EU fordert Hotelleriesuisse einen Ausgleich für die hohen Importzölle auf Fleisch. Fleisch sei in der Schweiz mehr als doppelt so teuer wie in Österreich und Deutschland, argumentiert Brentel.
Insgesamt macht Brentel eine Summe von 150'000 Franken aus, die die Hotellerie zurückfordern könne. Dies im Rahmen eines Ressourcenausgleichs, wie es im Bericht heisst. Das Thema ist umstritten, denn der Verband fordert damit de facto Subventionen.
SP-Politiker wie Nationalrätin Susanne Leutenegger-Oberholzer und der ehemalige SP-Präsident Peter Bodenmann, heute selbst Hotelier, halten den Vorschlag grundsätzlich für plausibel, räumen ihm aufgrund des Widerstandes im bürgerlichen Lager aber kaum Chancen ein. CVP-Präsident Christophe Darbellay, der auch der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) vorsitzt, sieht Konsumenten im Nachteil. «Mir ist nicht klar, warum Hoteliers bevorzugt behandelt werden sollten.»
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar