TENNIS | Stress ad acta legen und mehr schlafen – Ylena In-Albon und ihr Nutzen aus der Zwangspause

Das Lieblingsspielzeug ist verstaubt

Sie möchte wieder, aber sie kann nicht. Ylena In-Albon bei einem Turnier in Lausanne im August 2019. Jetzt muss sie sich bis mindestens Mitte Juli auf einen Wettkampf gedulden.
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Sie möchte wieder, aber sie kann nicht. Ylena In-Albon bei einem Turnier in Lausanne im August 2019. Jetzt muss sie sich bis mindestens Mitte Juli auf einen Wettkampf gedulden.
Foto: zvg

Quelle: 1815.ch /ada 0

Kondition, Koordination, Mentaltraining oder für sich polysportiv sein. Ein Tennisspieler kann zurzeit vieles für die Fitness tun. Nur Tennis spielen nicht. Harte Zeiten.

Ylena In-Albon hat 2020 die eine oder andere Reise über die Landesgrenzen hinaus schon hinter sich. Sie war zwischen Mitte Januar und Ende Februar in Florida, Frankreich und der Slowakei, spielte dort diverse Einzel- und Doppelturniere auf Stufe ITF, der zweithöchsten der Welt hinter der WTA. Bilanz im Einzel? Zwei Siege, fünf Niederlagen. Bilanz im Doppel? Vier Siege, vier Niederlagen. Bilanz per heute in der Weltrangliste? In
der Einzelwertung steht die 21-Jährige aus Baltschieder auf Position 494, im Doppel auf 235. So weit in Kürze das, was 2020 auch wirklich war. Dann nahm die Corona-Krise ihren Lauf.

Fast allein im Tessin

Das Oberwalliser Tennistalent hätte im März und April in Europa und der Türkei ihr Können gezeigt, daraus wurde nichts, eine Welle von Turnierabsagen flog ins Haus. Mit ihrem langjährigen Trainer Gonzalo Vitale gab es einen Plan B, für Turniere nochmals in die USA. Auch diese Alternative erlitt Schiffbruch, bis mindestens zum 13. Juli finden weltweit auf Niveau WTA und ITF keine Turniere mehr statt. Der Hammerschlag war perfekt. «Ich war bei Swiss Tennis in Biel, hatte dort Konditionseinheiten und bereitete mich auf die nächsten Turniere vor, ehe die Absagen kamen», blickt In-Albon auf den abrupten Unterbruch zurück.

Sie reiste ins Tessin zurück, ihre Trainingsbase. Und damit begann ein völlig ungewohnter, neuer Alltag. «Die Situation ist schon sehr speziell, ehrlich gesagt schockiert sie mich immer noch.» Sie denkt an etwelche kurze Spaziergänge an Luganos Seepromenade. «Alles leer, alles ruhig, kaum ein Auto», beschreibt In-Albon das Gespenstische in der Tessiner Finanzmetropole, deren Strassen sonst gerne überlastet sind.

Vorwiegend aber bleibt die 21-Jährige zu Hause. Swiss Tennis liess allen Kaderspielerinnen und Kaderspielern individuelle Trainingsprogramme für jeden Tag zukommen. Vitale ergänzt die Vorgaben jeweils mit zwei, drei eigenen Inputs.

Schläger und Bälle fehlen ohne Ende

Das Programm mag noch so viel Abwechslung beinhalten, aber was ist schon Tennis ohne Racket und Ball? «Es kommt mir vor, als hätte man mir mein Lieblingsspielzeug gestohlen. Ich halte in meiner Wohnung manchmal immer wieder den Schläger in der Hand, um ihn zu spüren», kann sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. In-Albon hat im Parterre immerhin so etwas wie eine kleine Garage, wo sie ein paar Bälle an deren Wand spielen kann, aber das war es dann auch schon. «Das lenkt ein bisschen ab, wenigstens ein Bruchteil etwas für das eigene Ballgefühl.»

Die täglichen Pläne

Sie absolviert täglich eine AusdauerEinheit, laufend oder auf dem Velo. Ebenso täglich eine Einheit Kraft, mal Rumpf, mal Beine, mal Oberkörper. «Man versucht, das Beste herauszuholen.» Was sollen die Sportler wie In-Albon oder auch alle anderen anderes sagen als das. Es ist das geduldige wie mühsame Warten auf den Moment, in dem sie ein Datum bekommen, an welchem die Turnierszene langsam wieder ins Rollen gerät. «Ich hoffe, dass es Mitte Juli wieder losgehen wird. Bis dahin, oder dann halt bis wann auch immer, will ich die Trainingszeit optimal nützen», so Ylena In-Albon.

Die Tennisspielerin aus Baltschieder will in diesen Wochen, ja Monaten aber auch auf etwas achten, was in den letzten Jahren mehr und mehr zu kurz kam: Tempo im Alltag drosseln, nicht mehr auf Nadeln sitzen, Spannung ablegen. «Es war bald klar, trotz weitergehend Training, dass ich mir jetzt Zeit für mich nehmen will. Länger schlafen, mehr Ruhe in den Tag einbauen, kein Stressgefühl mehr haben.» Auch dieses Rezept soll ihr zu neuen Energien verhelfen, wenn der Tenniszirkus wieder in Betrieb ist.

Bis dahin offenbart die 21-Jährige aber auch ihre ganz persönlichen Schwierigkeiten im Umgang mit der aktuellen Krise. «Ich bin immer noch schockiert und weiss nicht, ob ich diesen gewaltigen Stillstand in der ganzen Welt schon realisiert habe. Man liest und sieht dieser Tage so viel über die Situation in anderen Ländern, in Spitälern, ohne dass man sich dieses Ausmass so richtig vorstellen kann», gibt sie offen zu.

Sie ist ohne Zweifel in guter Gesellschaft. Die Tennisrackets sind verstaubt, in den Taschen verstaut. Dort, wo sie kein Tennisspieler haben will.

Alan Daniele

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