Illettrismus | Der Welttag der Alphabetisierung wird auch im Oberwallis begangen
Das Schreiben und Lesen wieder auffrischen

Kompetenzen verbessern. Andrea Mengis-Hutter engagiert sich dafür, dass die Erwachsenen ihre Lese- und Schreibkompetenzen auffrischen.
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WALLIS |Wer seine schulischen Grundkompetenzen Schreiben und Lesen auffrischen möchte, kann auf professionelle Hilfe setzen. Der erste Schritt bedeutet: Hemmschwellen abbauen.
Verständlich schreiben und flüssig lesen ist in unserem Land nicht für alle eine Selbstverständlichkeit–obwohl alle mal zur Schule gegangen sind. Rund 800000 Erwachsenen, darunter die Hälfte Schweizer, fällt es schwer, Texte zu verstehen. Was mal vor langer Zeit gelernt wurde, ging hier und dort mangels Gebrauch nach und nach vergessen–und wird jetzt schmerzlich vermisst.
Alltag besser bewältigen
Die Bewältigung des Alltags–Formulare ausfüllen, Packungsbeilagen verstehen, Rapporteschreiben–bereitet so eine Serie von Schwierigkeiten, schränkt die Teilnahme an gewissen Lebensbereichen massiv ein.
«Das muss nicht sein», sagt Andrea Mengis-Hutter aus Brig-Glis. Mit einem 15-Prozent-Pensum versucht sie, die von Illettrismus betroffenen Personen zu sensibilisieren–und dagegen was zu unternehmen. «Um verloren gegangene Kompetenzen aufzufrischen oder das Schreiben und Lesen neu zu erlernen, ist es nie zu spät», schreibt der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben am heutigen Welttag.
Andrea Mengis weiss: Die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben sind weiter verbreitet, als man allgemein annimmt. Nur gibt das niemand gerne zu. «Meine Aufgabe ist es, zu informieren, zu sensibilisieren und zu koordinieren», sagt sie. Wichtig sei, dass sich die Leute zum ersten Schritt entschliessen könnten. Und der bedeute, Hemmschwellen ablegen, aus der Anonymität ausbrechen, sich bei den Fachstellen melden. Anlaufstellen finden sich am heutigen Welttag etwa beim Spital Brig, im RAV oder auch bei der Mediathek. Man kann sich aber auch im Internet schlaumachen unter www.lire-et-ecrire.ch/wallis. Damit ist auch gesagt, dass das Oberwallis an der Unterwalliser Sektion angeschlossen ist. Hier hat die Bekämpfung der Schreib- und Leseschwierigkeiten bei Erwachsenen eine grössere Tradition. Dies nicht zuletzt dank vielen Freiwilligen, die sich bei dieser Thematik engagieren. Im Oberwallis ist alles noch im Aufbau. «Wir bieten Schnupperkurse an. Darin bestimmen die Teilnehmer selber ihr Tempo», ermuntert Andrea Mengis die Betroffenen zum Einstieg.
Auffrischen–oder nochmals neu erlernen
Manche möchten lediglich ihre mit der Zeit etwas eingerosteten Fähigkeiten auffrischen, beispielsweise durch ein Wiederholen der heute gültigen Rechtschreiberegeln, andere brauchen für die Verwirklichung ihrer (Berufs-)Wünsche etwas mehr Zeit und kommen mit konkreten Zielen.
In der Regel sind pro Woche zwei Stunden Unterricht geplant. Diese kosten monatlich 50 Franken. Der Unterricht wird von Fachleuten in kleinen Gruppen gehalten. So kann jeder Teilnehmer auf seinem Niveau abgeholt werden.
Aller Anfang ist schwer, weiss Andrea Mengis im zweiten Jahr ihrer Arbeit. Aber sie sagt auch, «dass sich schon erste kleine Fortschritte sehr positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken».
tr
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