WB-Exklusiv | Seit über 20 Jahren verbringt Theresa May ihre Ferien in Zermatt, auch diesen Sommer. Wieso eigentlich?

«Die Sorgen des Alltags sind hier oben weit weg»

London ist weit weg. Theresa May kommt fast jedes Jahr in den Zermatterhof, auch weil sie hier wie jeder andere Gast behandelt wird.
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London ist weit weg. Theresa May kommt fast jedes Jahr in den Zermatterhof, auch weil sie hier wie jeder andere Gast behandelt wird.
Foto: WB / Alain Amherd

Quelle: 1815.ch 23.08.19 0
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Die vormalige britische Premierministerin hat einer Interviewanfrage des «Walliser Boten» überraschenderweise stattgegeben. Einzige Bedingung: keine Fragen zur Politik. So wurde es ein Gespräch über ihre Liebe zu Zermatt und dem Wandern, warum sie keine Gipfel-Ambitionen hegt und wie sie in der Oberwalliser Bergwelt bestärkt wurde, sich für die Umwelt zu engagieren. Theresa May und ihr Mann Philip empfangen uns im Prato Borni, dem Gourmet-Restaurant des Zermatterhofs.

(CLICK HERE FOR THE ENGLISH VERSION)

Theresa May, es gibt so viele schöne Orte auf dieser Welt. Warum Zermatt?

«Vor dieser Kulisse zu wandern, ist schlichtweg grossartig. Dazu kommt das gute Essen, die Weine, die Schweizer Gastfreundschaft – das alles macht aus Zermatt einen wunderschönen Ort, um hier Ferien zu machen.»

Seit mehr als 20 Jahren kommen Sie und Ihr Ehemann nun regelmässig ins Oberwallis. Was war damals der ausschlaggebende Grund, ein erstes Mal zu kommen?

«Wir hatten die Schweiz schon zuvor besucht. Wir waren in Luzern, im Berner Oberland, im Tessin. Früher waren wir oft in Davos, aber das Wetter dort hat uns weniger behagt. (schmunzelt) Dann entdeckten wir für uns Zermatt, das auf 1600 Metern liegt. Das heisst auch, dass die Wanderrouten höher sind, die Aussicht besser. Und dann diese ganzen Berggipfel rundherum.»

Es waren britische Alpinisten, die hier im 19. Jahrhundert die Berge als Ziel und damit den Tourismus entdeckt hatten.

«Das macht mich natürlich stolz, dass mit Edward Whymper der erste Mann und mit Lucie Walker die erste Frau auf dem Matterhorn gleich beide aus England kamen.»

Die Geschichte von Lucie Walker wird derzeit in einem Freilichttheater auf dem Riffelberg erzählt. Haben Sie eine Vorstellung von «Matterhorn: No Ladies please!» gesehen?

«Nein, leider nicht. Aber ich habe darüber gelesen, und die Geschichte von der ersten Frau auf dem Matterhorn kannte ich zuvor gar nicht. Das fand ich sehr spannend.»

Gibt es bestimmte Gipfel, die Sie auch unbedingt erklimmen möchten?

(lacht) «Mein Mann und ich sind leidenschaftliche Wanderer, keine Bergsteiger.»

Aber beim Wandern schauen Sie hinauf zu den Gipfeln.

«Ja, alle blicken hinauf und denken sich: Es wäre doch schön, es zu schaffen. Aber man sollte das nicht unterschätzen. Eine Klettertour, etwa auf das Matterhorn, ist gefährlich. Man muss genau wissen, was man tut. Und man muss sehr, sehr fit sein. Wir sind gesund und fit, um uns an den wunderschönen Wanderungen zu erfreuen. Und am schönen Anblick der Berge.»

Wenn Sie hier sind und das Wetter passt, sind Sie jeden Tag unterwegs. Was macht das Wandern mit Ihnen?

«Es gibt so viel zu entdecken. Neulich wanderten wir vom Blauherd über den Ritzengrat hinauf zum Unterrothorn, und man sieht das Edelweiss wachsen, die ganzen Blumen, die frische Luft. Hier oben sind die Sorgen des Alltags weit weg, ich kann abschalten. In England sagen wir: ‹You get away from it all.›»

Beim Wandern sehen Sie auch die Gletscher schmelzen. Blenden Sie Themen wie etwa die Klimaproblematik in Ihren Ferien komplett aus oder beschäftigen Sie sich auch hier damit?

«Unter meiner Regierung hatten wir beschlossen, den Ausstoss an Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren, als erste Grossmacht überhaupt. Und als ich im Parlament gefragt worden bin, warum mir gerade dieses Thema, die Klimaerwärmung, so am Herzen liege, habe ich geantwortet: Weil ich es jedes Jahr sehen kann hier in Zermatt, wie die Gletscher schmelzen und sich die Natur verändert.»

Verfolgen Sie in diesem Bereich konkrete Projekte?

«Nein, nicht in einer spezifischen Organisation. Aber als Abgeordnete werde ich mich auch künftig im britischen Unterhaus für die Umwelt engagieren.»

Vermissen Sie manchmal 10 Downing Street? Ihr Abschied war sehr emotional.

«Nun, so ist Politik. Es war eine grosse Ehre und Verantwortung, drei Jahre Premierministerin zu sein. Als Abgeordnete werde ich jetzt im Unterhaus die Leute aus meinem Wahlkreis Maidenhead vertreten. Auch diese Aufgabe ist ein Privileg.»

Zurück nach Zermatt: Welches sind Ihre Lieblingsrouten?

«Am liebsten mag ich den Weg vom Dorf bis hinauf zum Gornergrat. Oder die Wanderung über Hohbalm…»

…wo Sie regelmässig ins Berggasthaus Trift einkehren. Hier im Dorf erzählt man sich, dass der Wirt Sie im Sommer, als Sie Premierministerin wurden, mit dem lakonischen Spruch begrüsst haben soll: «Hello Theresa, I’ve seen you have a new job.»

(lacht) «Hugo Biner, ja. Aber ehrlich gesagt, kann ich mich an diese Episode nicht erinnern. Da müssten Sie ihn schon selbst fragen.»

Die Erzählung, ob sie nun wahr ist oder nicht, zeigt vor allem, dass Sie hier als sehr bodenständig wahrgenommen werden. Können Sie sich in Zermatt frei bewegen?

«Die Schweizer sind sehr zurückhaltend und haben grossen Respekt vor der Privatsphäre. Aber es gibt hier auch viele Touristen aus England, aus China und vielen anderen Ländern. Da kommt es schon vor, dass man für Fotos gefragt wird.»

Und erfüllen Sie diese Wünsche?

«Ja, meistens schon.»

Interview: Norbert Zengaffinen und David Biner
23. August 2019, 05:45
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