Zwischen Beruf und Familie
Grosse Unterschiede zwischen Ober- und Unterwallis

Was die Arbeitszeiten anbelangt, haben die Mütter eher als die Väter die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit an die Öffnungszeiten der Betreuungsstrukturen anzupassen. (Symbolbild)
Foto: Keystone

In Sitten fand eine Pressekonferenz zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf statt.
Foto: zvg
In Sitten hat das Sekretariat für Gleichstellung und Familie die Ergebnisse einer Studie zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie präsentiert. Im Oberwallis sind 60 Prozent der Mütter berufstätig - im Mittelwallis sind es deren 81 Prozent.
Um mehr über die berufliche Situation von Eltern, über die Massnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den Unternehmen und über die Organisation der Kinderbetreuung in Erfahrung zu bringen, hat das Berner Büro BASS im März 2014 im Auftrag des Sekretariat für Gleichstellung und Familie einen Fragebogen an 2’452 Walliser Familien mit Kindern unter 12 Jahren geschickt.
Im Wallis sind 74 Prozent der Mütter in einer Paarbeziehung berufstätig, gegenüber 88 Prozent der alleinerziehenden Mütter. Eine leichtere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die Mehrheit der Eltern also äusserst wichtig. Die berufliche Integration von Müttern mit unter 12-jährigen Kindern liegt im Schweizer Durchschnitt: im Unterwallis sind 79 Prozent der Mütter berufstätig und im Mittelwallis 81 Prozent. Im Oberwallis hingegen sind nur 60 Prozent der Mütter berufstätig.
Arbeitsbedingungen in den Unternehmen
Was die Arbeitszeiten anbelangt, haben die Mütter eher als die Väter die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit an die Öffnungszeiten der Betreuungsstrukturen anzupassen. Dennoch ist dies recht selten und nur für 23 Prozent der Mütter und zwölf Prozent der Väter möglich. Obschon die Beurlaubung für die Betreuung eines kranken Kindes im Arbeitsgesetz vorgesehen ist, denken nur die Hälfte der Eltern, dass sie dies in ihrem Unternehmen in Anspruch nehmen können.
Die Arbeit von zuhause aus (Telearbeit) sollte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfachen. Diese Möglichkeit wird aber nur von den wenigsten Eltern ausgeschöpft (sechs Prozent der Mütter und zwei Prozent der Väter), obschon 20 Prozent der Mütter und 40 Prozent der Väter Telearbeit machen könnten. Eine attraktive Personalpolitik in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für die Hälfte der Mütter (51 Prozent) und für einen Drittel der Väter (34 Prozent) ausschlaggebend bei der Wahl ihres Berufes und Arbeitsplatzes.
Kinderbetreuung
Fast die Hälfte der Familien, nämlich 44 Prozent, wenden sich für die Kinderbetreuung an die Grosseltern und rund ein Viertel (26%) nutzen Kinderkrippen. Eine marginalere Rolle nehmen Tageseltern und ausserschulische Infrastrukturen ein. Meist ziehen die Eltern eine Mischung aus verschiedenen Lösungen vor.
Für 0- bis 4-jährige Kinder nehmen mehr als die Hälfte der Familien - also 57 Prozent - kostenpflichtige Strukturen in Anspruch. Parallel dazu – und auch wenn der Beschäftigungsgrad der Mütter gleich hoch bleibt, wenn die Kinder älter werden – nimmt dies ab, sobald die Kinder in die Schule gehen.
Familienorganisation: zwischen Ideal und Realität
Den Idealfall sehen die Familien in der Lösung, bei der beide Eltern in Teilzeit arbeiten, obschon das erst bei sehr wenigen umgesetzt wird (fünf Prozent der Paare). Im Oberwallis hingegen möchte nur ein Viertel (27 Prozent) der Familien dieses Modell anwenden. Was die Hausfrauen anbelangt (24 Prozent) lässt sich feststellen, dass sieben Prozent von ihnen arbeiten möchten.
Die Einelternfamilien sind mit ihrer Zeitaufteilung zwischen Beruf und Kindern am wenigsten zufrieden, gefolgt von Müttern mit sehr kleinen Kindern. Die Gründe dafür sind die Unmöglichkeit, den Beschäftigungsgrad zu reduzieren und der Mangel an Betreuungsstrukturen sowie finanzielle Überlegungen. Mit mehr Flexibilität seitens der Unternehmen und einer Ausweitung der Öffnungszeiten der Betreuungsstrukturen könnten die Walliser Eltern optimal funktionieren.
Dass sich zudem enorm viele Eltern das Modell der Teilzeitarbeit für beide Elternteile wünschen, zeigt deutlich, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht mehr bloss ein Thema für die in Teilzeit arbeitenden Frauen ist.
Artikel
Kommentare
Carlo Müller - ↑0↓0
Gute Studie mit zahlreichen Fakten. Den Feinden der Berufstätigkeit beider Eltern und der Fremdbetreuung werden jetzt die Argumente ausgehen :-)
antworten
Mage co - ↑0↓1
Also von Feinden von irgendetwas zu schreiben zeigt eigentlich nur die eigene Verbissenheit auf.Da ich noch keine Kinder habe ist dies zwar kein Thema für mich.Aber ich finde es nicht gut die Kinder ab 3 Jahren in fremde Hände zu geben und dann wenn sie mit 16 zurück sind zu jammer die Jugend sei verzogen.So kommt mir jedenfalls die aktuell Erziehungsmethode, eben diese Prozentualelternschaft vor