Zunahme von schwerwiegenden Höhenerkrankungen
Inselspital bietet medizinische Beratung für Berggänger an

Im Schnitt erleidet jeder Zweite, der rasch auf 4000 Meter aufsteigt, eine akute Bergerkrankung.
Foto: zvg
Wer an einer Höhenkrankheit erkrankte oder einen Höhenaufenthalt plant, kann sich neu im Inselspital Bern höhenmedizinisch beraten lassen. Es ist das erste solche Angebot an einem deutschschweizer Unispital, wie das Inselspital am Mittwoch mitteilte.
«Wir sehen eine Zunahme von schwerwiegenden Höhenerkrankungen, was sicher damit zu tun hat, dass immer mehr Leute in die Berge gehen», sagte Yves Allemann, Leiter der Sprechstunde und Leitender Arzt an der Uniklinik für Kardiologie, der Nachrichtenagentur sda. «Wir hoffen, dass wir durch gute Beratung die Häufigkeit dieser Erkrankungen senken können.»
Die Sprechstunde, die an der Klinik für Kardiologie angesiedelt sein wird, richtet sich an Kranke und Gesunde, die einen Höhenaufenthalt im In- oder Ausland planen. Wer bereits einmal eine Höhenerkrankung erlitten hat oder an einer vorbestehenden Krankheit leidet, kann sich über das richtige Verhalten beim nächsten Mal erkundigen.
In grossen Höhen können wegen Sauerstoffmangels Krankheitssymptome auftreten – abhängig davon, wie schnell man sich auf welche Höhe begibt. Im Schnitt erleidet jeder Zweite, der rasch auf 4000 Meter aufsteigt, eine akute Bergerkrankung. Sie äussert sich durch Kopfweh, Übelkeit, Schlafstörungen oder Schwindel. Man sollte dann nicht höher steigen und abwarten, bis die Symptome abklingen.
Lebensbedrohliche Krankheiten
Lebensbedrohlich sind hingegen die schwerwiegenden Höhenerkrankungen. Beim Höhenhirnödem sammelt sich Flüssigkeit im Gehirn. Betroffene zeigen Bewegungsstörungen, müssen erbrechen oder verhalten sich vernunftwidrig. Ohne sofortige Behandlung und Abstieg um mindestens 1000 Höhenmeter kommt es zu Koma und Tod.
Beim Höhenlungenödem sammelt sich Flüssigkeit in der Lunge an, was schon bei geringer Anstrengung schwere Atemnot auslöst. Auch das Höhenlungenödem kann ohne sofortigen Abstieg und Behandlung tödlich sein. Beide schwerwiegenden Erkrankungen klingen bei richtiger Therapie und raschem Transport in tiefe Lagen innert weniger Tage ab.
Die beste Prophylaxe gegen diese Leiden ist eine langsame Akklimatisation. Ab 3000 Metern Höhe sollte die Schlafhöhe nicht um mehr mehr als 300 bis 400 Höhenmeter pro Tag erhöht werden, sagte Allemann. Anfälligkeit erforschen Höhenerkrankungen können jeden treffen – egal wie trainiert oder geübt er ist.
«Die Anfälligkeit ist vermutlich genetisch bedingt», sagte Allemann. Wer besonders gefährdet ist, muss noch langsamer in die Höhe steigen. Diese Anfälligkeit lässt sich testen, beim Höhenlungenödem etwa durch Einatmen eines sauerstoffarmen Luftgemischs, das die Höhenluft simuliert. Wessen Lungendruck dabei rasch ansteigt, ist vermutlich stärker gefährdet.
Die an der Sprechstunde beteiligten Mediziner wollen in Forschungsprojekten untersuchen, wie gut solche Tests zur Prävention von Höhenerkrankungen funktionieren. Die höhenmedizinische Sprechstunde ist die erste in einem Unspital in der Deutschschweiz, eine weitere betreibt das Unispital Lausanne. Ob die Krankenkassen die Beratungskosten übernehmen werden, ist laut Allemann noch unklar. «Vorbeugen ist aber sicher billiger, als ein bis zwei Tage Spitalaufenthalt zu bezahlen.»
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