Herausgegriffen | Wie eine Weihnachtskrippe im Val de Bagnes zum Politikum wurde
Jesus aus Aleppo

«Krippe der Tagesaktualität». Maria, Josef und das Christkind nicht in einem Stall, sondern in einem Flüchtlingscamp.
Foto: Héloïse Maret/Le Nouvelliste
Bagnes. Die Weihnachtsgeschichte im Jahr 2016? Maria, Josef und Jesus wären heute Flüchtlinge, ist man in der Pfarrei im Val de Bagnes überzeugt. SVP-Staatsrat Oskar Freysinger sieht das anders und wirft der Pfarrei vor, mit dieser Aktion Weihnachten zu «entheiligen».
Sie ist derzeit wohl eine der bekanntesten Weihnachtskrippen der Westschweiz. In einer Kirche im Val de Bagnes hausen Maria, Josef und das Jesuskind nicht in einem Stall, sondern in einem behelfsmässigen Zelt. Daneben ein Bidon Wasser, Kleider hängen zum Trocknen an einer Leine. Ein Bild, wie es jeden Abend in der Ausgabe der Tagesschau zu sehen ist, wenn über die Flüchtlingscamps rund um die Krisenherde dieser Welt berichtet wird.
Die Initianten sprechen denn auch von einer «Krippe der Tagesaktualität». Die Botschaft der Pfarrei: Würde Jesus heute, in unserer Zeit, auf die Welt kommen, er wäre ein Flüchtling. Jesus sei in einem Stall auf die Welt gekommen, so eine Initiantin gegenüber «Le Matin». Und vielen Frauen, die sich auf der Flucht befinden, ginge es heute gleich: «Sie bringen ihre Kinder in prekären Situationen zur Welt.»
Pfarrer José Mittaz, dem die Idee sofort gefallen habe, zieht eine weitere Parallele: «In Bethlehem wollte dem jungen Paar damals niemand eine Bleibe geben.» Gleiches würden heute die Flüchtlinge erleben. «Wenn ich die ganzen Familien sehe, die Aleppo verlassen müssen, dann sehe ich in ihnen Maria und Josef mit ihrem Neugeborenen.» Eine Sichtweise, die nicht alle teilen.
Auch SVP-Staatsrat Oskar Freysinger durfte in der Debatte nicht fehlen. Durch diese Aktion werde das Christkind «in Geiselhaft» genommen, sagte er gegenüber «Le Matin». Weihnachten dürfe in keinster Weise politisch instrumentalisiert werden. «Mit dieser schändlichen Aktion wird Weihnachten entheiligt», so der SVP-Politiker, der sich sonst gerne als Retter des christlichen Abendlandes hinstellt.
Dabei ist man im Val de Bagnes nicht allein mit der Idee, die Flüchtlingskrise mit der Weihnachtsgeschichte zu verbinden. Neben der Krippe auf dem Petersplatz steht in diesem Jahr ein Fischerboot–als Anspielung auf die Mittelmeerflüchtlinge. Mittaz seinerseits reagiert gelassen auf die Vorwürfe Freysingers. An Weihnachten sei die Menschen- und Nächstenliebe das alles dominierende Thema.
Die Krippe transportiere deshalb keine politische Botschaft. «Sie selbst ist die weihnachtliche Botschaft.» Mit der Darstellung Christi als Flüchtlingsjunge wolle man auch unterstreichen, so Mittaz weiter, dass Jesus Christus das Heilige in jedem Menschen offenbare. «Sowohl bei einem Flüchtling wie auch bei Oskar Freysinger.» Laut Gemeindepräsident Eloi Rossier habe es sonst keine negativen Rückmeldungen gegeben. Jesus von Aleppo bleibt also.
David Biner
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Kommentare
Willi Tell me - ↑41↓20
Warum nimmt der angeblich christliche Westen nicht mehr christliche Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak auf? Angst vor dem Islam, dass der wegen Bevorzugung von Christen politischen Protest einlegen könnte..........? Gratuliere den Initianten der Aleppo-Krippe im Val de Bagnes, dass sie keine romantisch-kitschige Gips-Krippe aufgestellt haben, sondern eine "echte" Krippe".
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omo - ↑22↓54
fehlt nur noch die überschrift: allah ist gross! es erklärt sich von selbst, warum der katholischen kirche die leute scharenweise davonlaufen. mit all den aufgedeckten fällen von geistlichen und deren sexuellen übergriffen an junge knaben hat es begonnen und mit der offensichtlichen abwendung vom christlichen hin zum islamischen endet es! diese kirche ist nicht mehr meine kirche, sondern eine schande!!!
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ZZTop - ↑9↓2
omo, eine Schande ist es sicher aber meinen Sie, dass dort unten etwa keine Korruption oder menschenverachtete Kartelle ähnlich wie in der CH herrschen. In Aleppo ist alles zusammengeschossen die Munition und das Geld ist alle und der korrupteste hat gesiegt.
Traurig aber wahr. Darum träumen Sie munter weiter.