Unfall | Den Rat des Hüttenwarts nicht befolgt

Kein Ort für «Spaziergänge»

Die Unfallstelle. Die Monte-Rosa-Hütte auf 2883 mü.M. mit den gut sichtbaren Gletscherspalten im Hintergrund.
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Die Unfallstelle. Die Monte-Rosa-Hütte auf 2883 mü.M. mit den gut sichtbaren Gletscherspalten im Hintergrund.
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«Die Ratschläge des Hüttenwarts nicht zu befolgen, war grob fahrlässig»
Rettungschef Anjan Truffer (links)
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«Die Ratschläge des Hüttenwarts nicht zu befolgen, war grob fahrlässig» Rettungschef Anjan Truffer (links)
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Quelle: WB 12.05.18 0
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Zermatt. Der Vater und dessen Sohn, der am Donnerstag im Monte-Rosa-Massiv in eine Gletscherspalte gefallen und tödlich verunglückt ist, hätten grob fahrlässig gehandelt, sagt der Rettungschef der Air Zermatt.

Der Spaziergang: Langsam, nur zum Vergnügen und ohne bestimmtes Ziel gehen. Eine für Körper und Seele entspannende Aktivität. Und doch muss man einen wichtigen Aspekt beachten. Wo man spaziert, beispielsweise, denn nicht jedes Gebiet ist dafür geeignet.

Im Schnitt fliegt Air Zermatt jährlich für 20 bis 25 Spalteneinsätze im gesamten Einzugsgebiet aus. Erst am Donnerstag mussten die Rettungskräfte wieder ausfliegen. Der Unfall wäre vermeidbar gewesen, meint Air-Zermatt-Rettungschef Anjan Truffer. Die zwei alpin unerfahrenen Touristen begaben sich nicht angeseilt und ohne die nötige technische Bergausrüstung in das von tiefen und zahlreichen Gletscherspalten durchzogene Gebiet oberhalb der Monte-Rosa-Hütte. «Vater und Sohn waren nicht nur schlecht, sondern gar nicht erst ausgerüstet. Zudem hatten sie keine Kenntnis des Gebiets. Die Ratschläge des Hüttenwarts, den Helikopter in der Nähe der Hütte abzuwarten, nicht zu befolgen, war grob fahrlässig», so Truffer.

Durch die aufgeweichte Schneedecke gefallen

Der 17-jährige Jugendliche mit japanischer Staatsbürgerschaft und sein Vater waren am Mittwoch von der Bergstation Trockener Steg via Gornergletscher zur Monte-Rosa-Hütte aufgebrochen. Ausgerüstet waren sie nur mit Steigeisen. Aufgrund der nicht vorhandenen Ausrüstung hatte ihnen der Hüttenwart empfohlen, die Nacht in der Hütte zu verbringen und am Donnerstag mit dem Helikopter nach Zermatt zurückzufliegen.

Am Donnerstagmorgen entschieden sich Vater und Sohn, die Zeit bis zur Ankunft des Helikopters mit einem kleinen Spaziergang zu Fuss zu überbrücken. Eine Entscheidung, die dem Jugendlichen zum Verhängnis wurde. Rund einen Kilometer von der Monte-Rosa-Hütte entfernt brach der 17-Jährige durch die von der Mittagssonne aufgeweichte Schneedecke und fiel in die zwölf Meter tiefe Gletscherspalte.

Auf die Gefahren hingewiesen

Klaus Tscherrig hatte an jenem Tag Rettungspikettdienst bei Air Zermatt. Kurz vor Mittag, nach dem Absetzen des Notrufes durch den Vater, sei er informiert worden und habe sich unverzüglich mit zwei weiteren, kurzfristig aufgebotenen Bergrettungsspezialisten zur Unfallstelle fliegen lassen. Der Jugendliche wurde nach einer technisch schwierigen und aufwendigen Rettungsaktion mithilfe eines Dreibeins aus der zwölf Meter tiefen Gletscherspalte geborgen. Er sei bereits bei der Bergung nicht mehr ansprechbar gewesen. Noch vor Ort leiteten Klaus Tscherrig und seine Begleiter die Reanimierung des Opfers mit Herz-Kreislauf-Stillstand ein. Die umfassenden Wiederbelebungsmassnahmen wurden noch über eine Stunde nach der Rettung fortgeführt. Nach 14 Uhr wurden sie eingestellt.

Schneebedeckte Gletscher immer angeseilt überqueren

«Der Hüttenwart hatte die beiden Touristen auf die Gefahren hingewiesen», sagt Truffer. Im Sommer sei der Wanderweg markiert, zudem seien die Gletscherspalten sichtbar. Mit den aktuellen Schneeverhältnissen sei die Situation wie in jedem Gletschergebiet zwar nicht besonders gefährlich, trotzdem müsse man Vorsicht walten lassen.

Der jüngste Spalteneinsatz sollte Wanderern einige Regeln wieder in Erinnerung rufen: «Grundsätzlich geht man Wanderungen auf schneebedeckten Gletschern immer angeseilt an», rät Tscherrig. Und: «Das Monte-Rosa-Massiv ist kein Ort für ‹Spaziergänge› – es ist eine hochalpine Gebirgswelt, in welcher Ausrüstung und Kenntnisse vorhanden sein müssen», so Truffer.

Adrien Woeffray
12. Mai 2018, 09:03
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